Vor ungefähr 40 Jahren saß der kleine Chrischi jeden Sonntag bei seinem Opa im Wohnzimmer und durfte einen Film gemeinsam mit dem alten Herrn aus dessen Fundus von TV-Aufnahmen, die er mit seinem Video 2000 angesammelt hatte, bei selbstgemachtem Erdbeersaft aus dem Garten, anschauen. Meine absoluten Favoriten, die einmal monatlich über den Röhrenfernseher der Marke Grundig liefen, waren die lustigen Musketierfilme von Richard Lester, um die es hier heute geht. Denn STUDIOCANAL veröffentlichte diesen Blast-from-the-past nun in 4K-remasterten Neuauflagen im Double Feature, die ich umgehend orderte, um nochmal in der Vergangenheit zu schwelgen. Begleitet mich auf diesem Nostalgietrip wenn es heißt: Einer für alle und alle für Einen.

Originaltitel: The Three Musketeers / The Three Musketeers: The Queens Diamonds

Regie: Richard Lester

Darsteller: Michael York, Oliver Reed, Richard Chamberlain, Raquel Welch, Frank Finlay, Christopher Lee

Artikel von Christian Jürs

Die von Alexandre Dumas verfasste Geschichte rund um D’Artagnan, der sich aufmacht, ein Musketier der Garde des französischen Königs zu werden, ist zeitlos und wurde schon dutzende Male verfilmt. Erst kürzlich lief in unseren Kinos die neueste Adaption Die drei Musketiere – D’Artagnan, die, als Zweiteiler konzipiert, allerdings eine finanzielle Bruchlandung an der Boxoffice hinlegte. Ganz im Gegensatz zu Richard Lesters Adaption, die zunächst als opulenter Mammutfilm geplant und in Produktion gegangen, dann aber heimlich, still und leise und vor allem ohne das Wissen der Darsteller, in zwei Teile gesplittet wurde. Für das Publikum ein Gewinn, gerieten die Filme so deutlich kurzweiliger, kam diese Masche bei den Schauspielern eher so semi-gut an, zumal sie nur für einen Auftritt bezahlt wurden. Die Nummer ging vor Gericht, doch allzu böse schien man den Produzenten nicht gewesen zu sein, wurde doch 1989 noch ein Abschlussfilm mit dem Titel Die Rückkehr der Musketiere gedreht, der allerdings weniger gut geriet und dessen Dreh in einer Tragödie mündete. Dieser Film glänzt allerdings durch Abwesenheit innerhalb des von Studiocanal veröffentlichten Double-Features. Deshalb soll es hier zunächst um den spaßigen ersten (und in Kürze auch um den zweiten-) Teil gehen, der mich, wie eingangs erwähnt, bereits als Kind ordentlich bespaßte. Mal schauen, ob der Film 50 Jahre nach seiner Entstehung immer noch so frisch wirkt wie einst.

Der junge, ungestüme Abenteurer D’Artagnan (Michael York) macht sich auf nach Paris, um sich dort den Musketieren anzuschließen. Jene Garde an Kämpfern ist alles, was König Ludwig XIII. (Jean-Pierre Cassel) an Stärke geblieben ist, unterwandert ihn doch der machtgeile Kardinal Richelieu (Charlton Heston) mit Intrigen, wo er nur kann. Behilflich dabei sind dem Geistlichen, neben seiner Kardinalsgarde, vor allem deren Anführer Rochefort (Christopher Lee) und die durchtriebene Lady de Winter (Faye Dunaway). Ihr neuester Plan zum Sturze des Königs ist die Entwendung eines Colliers mit zwölf Edelsteinen, welches die Königin (Geraldine Chaplin) von ihrem Gatten, dem König, erhalten hatte und nun als Pfand an ihre heimliche Affaire, dem Duke of Buckingham (Simon Ward), übergab. Der Kardinal legt Ludwig XIII. nahe, dass seine Frau diesen Schmuck unbedingt am in Kürze stattfindenden Ballabend tragen solle. Damit die Königin in Ungnade fällt, beauftragt Richelieu Lady de Winter und Rochefort, das kostspielige Halsband zu entwenden.

D´Artagnan, der sich nach anfänglichen Schwierigkeiten mit den Musketieren Athos (Oliver Reed), Porthos (Frank Finlay) und Aramis (Richard Chamberlain) angefreundet hat, erfährt von Constance (Raquel Welch), der liebreizenden Frau seines greisen Vermieters (Spike Milligan), von der Intrige. Die Leibschneiderin der Königin ist ihrem Mann untreu und hat sich in den jungen Musketieranwärter verliebt. Sie schildert ihm aus erster Hand von dem gemeinen Plan des Kardinals. Ehrensache, dass die drei Musketiere und D´Artagnan sich aufmachen, Richelieus Intrige zu vereiteln.

Ursprünglich hatte A Hard Day’s Night-Regisseur Richard Lester den Plan, seine Musketiere von den legendären Beatles verkörpern zu lassen. Doch Yoko Ono und der daraus resultierenden Trennung der Fab Four sei dank wurde daraus nichts. Stattdessen wurden mit Frank Finlay, Oliver Reed, Michael York und Richard Chamberlain tolle Schauspieler verpflichtet, die neben dem restlichen Staraufgebot nicht verblassten.

Herausgekommen ist die in meinen Augen unterhaltsamste Verfilmung des klassischen Stoffes, randvoll mit Action, Slapstick, sowie aufwändigen Kulissen und Kostümen. Die dreiste Splittung in zwei Teile damals sorgt dafür, dass in den 106 Filmminuten keinerlei Leerlauf entsteht, so turbulent geht es vonstatten.

Turbulent waren auch die Dreharbeiten, so wäre zum Beispiel beinahe Oliver Reed über den Jordan gegangen, als er tatsächlich mit einem Degen während des Kampfes an einer Windmühle durch den Hals aufgespießt wurde. Glücklicherweise ging dieser Unfall letztlich glimpflich aus. Erst beim Dreh des dritten Filmes im Jahr 1989 kam es zur Katastrophe, als Roy Kinnear, der in allen drei Filmen Planchet, den Diener D`Artagnans verkörpert, an den Folgen eines Sturzes von einem Pferd verstarb. Für Richard Lester, der eng befreundet mit dem Schauspieler war, Anlass genug, seine Regiekarriere an den Nagel zu hängen, nachdem die Stimmung am Set im Keller war.

Rezension Die vier Musketiere

Mir lag zur Rezension der 4K-UHD-Rohling vor. Die Bildqualität ist ziemlich gut, allerdings kann der Film hier und da (vor allem im etwas verschneiten Vorspann) nicht verbergen. Die Tonspuren (Deutsch, Englisch & Französich) im Format DTS-HD Master Audio 2.0 Stereo klingen klar. Die deutsche Synchronisation ist sehr gelungen und kann mit tollen Sprechern (u.a. Eckart Dux auf Michael York), sowie treffendem Wortwitz punkten. Im Bonusbereich gibt es ein Interview mit Autor Neil Sinyard, ein Making-Of, den ersten Teil einer zweiteiligen Featurette über die Entstehungsgeschichte und Trailer.

Auch vierzig Jahre nach meinen Sonntagen bei Opa Karl-Heinz ist und bleibt Richard Lesters Die drei Musketiere immer noch die beste Verfilmung des Stoffes. Mal schauen, ob der zweite Teil ebensogut gealtert ist.

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