Wenn vor zwanzig Jahren ein neuer Film von M. Night Shyamalan in den Startlöchern stand, war die Erwartungshaltung beim Publikum groß. Mit Werken wie The Sixth Sense, Unbreakable und Signs konnte der in Indien geborene Regisseur, der uns gottlob niemals mit Bollywoodwerken belästigte, sowohl an der Box-Office, als auch bei den Kritikern punkten. Doch die von allen erwartete Prämisse, immer wieder einen spannenden Thriller mit überraschender Wendung gegen Ende zu kreieren, nutzte sich von Film zu Film mehr und mehr ab. Zuletzt war seine Trefferquote eher gering, doch zumindest der Trailer des von UNIVERSAL PICTURES HOME ENTERTAINMENT vertriebenen Knock at the Cabin sah interessant genug aus, um meine Neugierde zu wecken und damals die Pressevorführung zu besuchen. Jetzt ist der Film im Heimkino erschienen, weswegen ich die Kritik von damals mit einem Update versehen habe.

Regie: M. Night Shyamalan

Darsteller: Dave Bautista, Jonathan Groff, Kristen Cui, Ben Aldridge, Rupert Grint

Artikel von Christian Jürs

Der Film beginnt ganz harmonisch. Die kleine Wen (Kristen Cui), die gerade mit ihren beiden Adoptivvätern Eric (Jonathan Groff) und Andrew (Ben Aldridge) einen ruhigen Familienurlaub in einem abgelegenen Ferienhaus irgendwo in den Wäldern New Hampshires verbringt, sitzt auf der Wiese und sammelt Grashüpfer. Doch dann steht plötzlich ein großer, fremder Mann vor ihr, der sich freundlich als Leonard (Dave Bautista) vorstellt und vorgibt, Wens Freund sein zu wollen.

Dabei redet der eigentlich Fremde so beruhigend und herzlich auf das Mädchen ein, dass ihre anfängliche Skepsis schnell weicht und das Eis bricht. Doch das aufgebaute Vertrauen von Leonard erweist sich als Trugschluss, als plötzlich noch drei weitere Personen auf der Bildfläche erscheinen, die allesamt bewaffnet sind. Wen flieht panisch in die Hütte, in der ihre Väter gerade entspannen und warnt die beiden vor dem drohenden Übel. Die verbarrikadieren sofort Fenster und Türen, doch es nützt alles nichts. Die Fremden, die zunächst bestimmend um Einlass bitten, da sie etwas wichtiges zu besprechen hätten, verschaffen sich über kurz oder lang gewaltsam Zutritt in die Ferienhütte und überwältigen die beiden Väter. An den Stuhl gefesselt, offenbaren ihnen die Fremden Schreckliches. Denn Leonard, Sabrina (Nikki Amuka-Bird), Adriane (Abby Quinn) und Redmond (Rupert Grint) warnen vor der drohenden Apokalypse, sollten Andrew, Eric und auch Wen nicht das ultimative Opfer bringen…

Wie eingangs erwähnt, waren die letzten Werke M. Night Shyamalans in meinen Augen ein stetiges Auf und Ab. Mit Grauen denke ich da an den teils unfreiwillig komischen Old zurück, den uns das einstige Regie-Wunderkind zuletzt bescherte. Diesbezüglich kann ich bei Knock at the Cabin aber Entwarnung geben, denn der ist gar nicht mal schlecht – wenn auch weit von einem neuen Genremeilenstein entfernt.

Auf der Habenseite kann der Film für sich verbuchen, dass er ohne große Schnörkel in die Bedrohungssituation springt und dem Zuschauer somit keinen Leerlauf bietet, vor allem aber auch keine Zeit zum Nachdenken lässt. Das ist gut so, denn so kann man die zugegeben dichte Atmosphäre und die bedrohliche Situation mit großem Interesse verfolgen, ohne die durchaus löchrige Handlung zu hinterfragen. Diese entstammt diesmal nicht aus dem Kopf von Shyamalan selbst, sondern basiert auf dem Roman Das Haus am Ende der Welt von Paul Tremblay und wurde lediglich vom Regisseur, zusammen mit zwei weiteren Schreiberlingen, in Drehbuchform umgewandelt. Dabei ist es fast schon erstaunlich, dass so ein kurzweiliger Mysterythriller aus dem Stoff wurde, bekam die Vorlage doch eher verhaltene Kritiken.

Knock at the Cabin kann aber, eine weitere echte Stärke des Films, auf einen richtig guten Cast zurückgreifen. Sei es der sichtlich gereifte Rupert Grint, der sein alter Ego Ron Weasley längst abgestreift hat oder die kleine Kristen Cui, um die wir bangen müssen, wirklich jede Figur ist passend besetzt. Dies gilt insbesondere für Ben Aldridge und Jonathan Groff, die, nicht zuletzt aufgrund von Rückblenden in denen wir die Schwierigkeiten mit denen sie in ihrer homosexuellen Beziehung zu kämpfen haben, dem Zuschauer ans Herz wachsen. Doch sie alle werden überstrahlt von – und das ist eine echte Überraschung – Dave Bautista. Der hat sich jüngst vorgenommen, anspruchslosere Rollen, wie die des Drax aus den Guardians of the Galaxy-Filmen, in Zukunft hinter sich zu lassen. Seine Darstellung des sanften Riesen, der Schlimmes vollbringen muss, geht tatsächlich ans Herz und ist, neben der dichten Atmosphäre und der spannenden Frage nach der Wahrheit, das absolute Highlight von Knock at the Cabin. Wer zudem kein Blut sehen kann, dem sei gesagt, dass sämtliche Gewalttaten lediglich im Off stattfinden, was in diesem Fall eine gute Entscheidung zugunsteb der Spannung war. Schade, dass die FSK den Film trotzdem erst ab 16 Jahren freigegeben hat.

All die aufgezählten Eigenschaften führen zu einer klaren Empfehlung meinerseits, sich den neuesten Streifen von M. Night Shyamalan nun spätestens im Heimkino zu sichten. Doch es gibt auch ein paar Einschränkungen, die ausgesprochen werden müssen. Dass der Film nach der Erstsichtung verbrannt ist und kein zweites Mal funktionieren dürfte, sollte natürlich niemanden von einer Erstsichtung abhalten, vielleicht jedoch vom Kauf. Hier könnte die Leihgebühr ausreichend sein. Die Frage, ob die Boten der Apokalypse die grausame Wahrheit aussprechen oder doch nur eine Schar aufgebrachter Spinner Marke Q´Anon sind, ist aber wirklich spannend. So manche Logiklücke trübt den Spaß allerdings ein wenig. Dass jegliche Erklärung nach dem Warum letztlich fehlt, ist da noch das kleinere Übel. Dass aber Menschen, die gut einen Tag lang festgebunden an einem Stuhl ausharren, niemals Durst, Hunger oder gar Harndrang verspüren, nervte mich schon ein wenig. Auch ein paar mäßige CGI-Effekte trüben das Gesamtbild. Das ist jedoch Jammern auf hohem Niveau. Knock at the Cabin sorgt für einen spannenden Filmabend. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Bild- und Tonqualität sind selbstredend großartig. Im Bonusbereich gibt es auch so einiges zu entdecken. Diverse Featurettes, unveröffentlichte Szenen und die Langfassung des Chowblaster-Werbespots gibt es hier zu finden.

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