In den Neunzigern waren Copthriller, in denen die Gesetzeshüter selber Dreck am Stecken hatten, äußerst populär. Copland, Bad Lieutenant, Romeo is Bleeding,… die Liste dieser Filme ist schier endlos. Auch Regisseur Danny Cannon widmete sich, zwischen seinen (auch finanziell) enttäuschenden Werken Judge Dredd und Ich weiß noch immer, was Du letzten Sommer getan hast dem Noir-Thriller um korrupte Bullen – und soff an der Kinokasse gnadenlos ab. Deswegen kam der Film hierzulande erst gar nicht in die Kinos. DIGIDREAMS STUDIOS veröffentlichte den starbesetzten, finanziellen Rohrkrepierer nun innerhalb der Classic Cult Collection. Und wisst Ihr was? Der Film ist besser als erwartet.

Originaltitel: Phoenix

Regie: Danny Cannon

Darsteller: Ray Liotta, Anthony LaPaglia, Daniel Baldwin, Jeremy Piven, Angelica Huston, Brittany Murphy

Artikel von Christian Jürs

Phoenix, Arizona bei Nacht. Ein Auto hält unsanft in einem Kistenstapel auf einem verlassenen Industriegelände, als plötzlich ein (ganz offensichtlich künstlich erzeugter) Regen einsetzt. Aus dem Fahrzeug schält sich ein Mann mit blutender Bauchwunde. Es ist Detective Harry Collins (Ray Liotta), der sich mit Mühe und Not ins Innere des Gebäudes quält, wo er zwei Kakerlaken im Rennen gegeneinander antreten lässt. Eigentlich ist Harry ein ehrbarer Cop, doch seine Spielsucht holt ihn auch in dieser dunklen Stunde wieder ein. Auf seiner Spur befinden sich zwei bewaffnete Männer. Es sind seine Kollegen und Partner Mike Henshaw (Anthony LaPaglia) und James Nutter (Daniel Baldwin) – und ihre Absichten sind alles andere als ehrbar.

Dann macht der Film einen Schritt zurück in der Zeit, als Harry, Mike, James und Fred Shuster (Jeremy Piven) noch Partner waren, die durch Dick und Dünn gingen. Die vier Cops nahmen ihren Job allerdings nie allzu ernst und witzelten an Tatorten auch gerne einmal über die Verstorbenen oder schlossen Wetten über alles und jeden ab. Sein zwanghafter Drang, Wetten abzuschließen, ist das Kreuz, welches Harry trägt. Dabei begibt er sich immer weiter in Richtung Abgrund. Ein Weg, den auch Mike einzuschlagen droht, da er nebenbei als brutaler Geldeintreiber für den Stripclub-Betreiber und Zuhälter Louie (Giancarlo Esposito) arbeitet. Als Harry schließlich mit satten 32.000 Dollar bei Buchmacher Chicago (Tom Noonan) in der Kreide steht, fast er den verzweifelten Plan, gemeinsam mit seinen Partnern Louie um sein Geld zu erleichtern. Doch der Coup läuft gnadenlos schief und es gibt Tote.

Ich habe mich bewusst bei der Inhaltsangabe lediglich auf den, durchaus vorhersehbaren, Mainplot beschränkt. Doch Phoenix – Blutige Stadt, ein Film, der zu Unrecht unter dem Radar läuft, bietet vor allem in seinen kleinen Nebengeschichten so viel mehr. So kommt es in den ersten Minuten gleich zu einer besonders tollen Szene, wenn Harry bei einer Geiselnahme eingreift. Die vielen Randfiguren, die dem Cop am Abgrund begegnen, sind nicht nur stark geschrieben, sie sind auch ebenso besetzt. Angelika Huston als Bardame, mit der Harry mehrfach verzweifelt anzubändeln versucht, ist großartig. Ebenso Xander Berkeley als schmieriger Vorgesetzter oder Kari Wuhrer, deren Figur von Harry nicht zu ohne Grund mehrfach als ´Stück Scheiße´ betitelt wird. Warum? Seht selbst. Die damals noch unbekannten Brittany Murphy und Giovanni Ribisi überzeugen ebenfalls in ihren kurzen Szenen.

Ein klein wenig L.A. Confidential, eine Prise Bad Lieutenant und ein paar Tarantino-Vibes – ein schmackhaftes Rezept, welchem Phoenix – Brutale Stadt folgt, dass nur leider nicht zum finanziellen Erfolg führte. Für mich Danny Cannons bester Film und eine echte Entdeckung. Ach ja, die Synchronisation ist ebenfalls großartig (u.a. Udo Schenk und Frank Glaubrecht).

Bild- (2,35:1 / 1080p) und Tonqualität (Deutsch & Englisch Dolby Digital 5.1 & 2.0) sind sehr gut. Als Extras gibt es Trailer, Bildergalerien und Texttafeln. Ein Wendecover ohne FSK-Logo ist vorhanden.

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