Wer träumt nicht davon, ein entspanntes Wochenende in einem luxuriösen Anwesen mit Swimming Pool und allem Drum und Dran bei strahlendem Sonnenschein zu verbringen? Klingt verlockend? Tja, das sehen die drei Grazien in unserem neuesten Beitrag des Medienhuren-Sommercamps genauso. Hätten sie allerdings gewusst, dass es sich bei dieser Neuveröffentlichung aus dem Hause PLAION PICTURES um einen saftigen Science-Fiction-Horrorfilm handelt, wären sie vermutlich daheim geblieben. Denn das, was sie erwartet, ist ein Albtraum aus Schleim und Blut.

Drehbuch und Regie: Sam Walker

Darsteller: Lucy Martin, Chelsea Edge, Sophie Vavasseur

Artikel von Christian Jürs

E.T., nach Hause telefonieren.“ – hach, was war das schön, als knuddelige Aliens noch ganz viel Liebe verströmten. Wobei, wenn man es ganz genau nimmt, auch das Außerirdische Wesen in The Seed ist in Sachen „Liebe geben“ ganz vorne mit dabei. Allerdings anders als der kleine Elliott, erfahren unsere Hauptdarstellerinnen hier eine gänzlich andere, weniger jugendfreie, Form der Liebe, die noch viel tiefer dringt als ein Kuss auf den Mund der kleinen Drew Barrymore.

Ein gewaltiger Meteoritenschauer steht bevor und diesen möchte sich Heather (Sophie Vavasseur) im Luxusferienhaus ihres reichen Vaters, welches sich mitten im Nirgendwo in der Mojave-Wüste befindet, ansehen. Wo sonst könnte der Blick auf den Sternenhimmel klarer sein? Natürlich nimmt sie ihre beiden besten Freundinnen mit dorthin, damit das Wochenende nicht einsam und langweilig wird. Für die erfolgreiche Influencerin Deidre (Lucy Martin) das perfekte Setting, um Videos für ihre zahlenden Follower zu drehen. Die nerdige Charlotte (Chelsea Edge) hält nicht viel von dieser Zurschaustellung und lässt sich nur widerwillig mitfilmen. Dabei braucht sie sich wegen der Veröffentlichung der Videos eigentlich nicht zu sorgen, da das Netz im Wüstengebiet zu wünschen übriglässt und mit dem nachts eintretenden Meteoritenschauer schließlich komplett aussetzt. Weder Internet noch Telefon funktionieren plötzlich mehr.

Dafür bietet sich den jungen Frauen ein eindrucksvolles Naturerlebnis, dass faszinierender nicht hätte sein können. Zumindest, bis plötzlich ein klumpiges, stinkendes Etwas vom Himmel in den Pool des Anwesens plumpst. Was zunächst wie ein kleines Teil eines der Meteoriten ausschaut, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als kleines, knuddeliges Alien, dass die Drei mit traurigen Augen anschaut. Und während Heather und Deidre das Ding schnellstens loswerden wollen (tot oder lebendig ist ihnen dabei egal), fasst sich Charlotte, nachdem sie das Wesen nachts im Garten weinen hörte, ein Herz und verfrachtet das Tier kurzerhand ins Haus. Diese barmherzige Tat bleibt allerdings nicht folgenlos. Denn als sich Heather und Charlotte aufmachen, um Hilfe zu holen, was allerdings nicht von Erfolg gekrönt ist, plant Deidre das ekelhafte Wesen ein für alle Mal auszuschalten. Dabei entpuppt sich das stinkige, kleine Knuddelwesen allerdings als deutlich überlegen. Mit hypnotischen Kräften zieht es die Influencerin in seinen Bann und startet ein obskures Paarungsritual mit der plötzlich erregten Deidre. Und sie soll nicht die einzige Auserkorene des potenten Aliens bleiben.

Mit niedrigem Budget schuf Regiedebütant Sam Walker ein obskures, kleines, erotisch-angehauchtes Horrorfilmchen, dass zeitweise zum Schmunzeln einlädt, auf seiner Zielgeraden aber dann Vollgas gibt und in einem schmadderig-widerlichen Finale mündet. The Seed ist mit Sicherheit nicht jedermanns Sache, zumal hier Frauen als Lustobjekte von einem Wesen vom anderen Stern missbraucht werden. Doch was dem einen sauer aufstößt, wusste mich gut zu unterhalten. Nicht nur, dass der Streifen kompetent gedreht wurde und optisch wie atmosphärisch überzeugt, auch erinnert mich die Geschichte an meinen eigenen kleinen Amateurfilm Spiralized, der einer ähnlichen Thematik nachgeht. Wer hätte gedacht, dass sich heute, in Zeiten, wo Streamingdienste ihre Filme teilweise nachträglich zensieren, jemand traut, so eine Geschichte zu verfilmen. Doch bevor hier bei so manchem männlichen Leser falsche Erwartungen geweckt werden: Die Schweinereien bleiben durchgehend harmlos gefilmt und man sieht niemals mehr Haut als im handelsüblichen Otto-Katalog. Dafür machen die drei Hauptdarstellerinnen einen tollen Job und spielen überzeugend. Alle anderen Rollen sind bestenfalls größere Statistenrollen und nicht weiter erwähnenswert.

Mir lag zur Rezension lediglich der DVD-Rohling vor, doch selbst der überzeugt durch satte Farben und ein gutes Bild (ich würde aber zur Blu-ray-Variante raten). Ton und Synchronisation überzeugen ebenso. Als Bonus gibt es einen Trailer.

The Seed ist der etwas andere Alien-Invasionsfilm. Nix für Fans von Independence Day, dafür werden Freunde experimenteller, kleiner Science Fiction Filme mit erhöhtem Gewaltgrad und schmuddeliger Handlung vermutlich ihren Spaß haben. Ein guilty Pleasure, wie man so schön sagt.

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