Erst kürzlich avancierte EVIL DEAD RISE (2023) zum Erfolg am internationalen Box-Office, da veröffentlicht Donau Film einen Streifen, der sich auf den ersten Blick an das erfolgreiche Horror-Franchise anbiedert, das 1981 mit Sam Raimis TANZ DER TEUFEL gestartet wurde. RISE OF THE DEMONS (2022) klingt dabei ein wenig nach einem schnell abgedrehten Rip-Off, wie sie im goldenen Zeitalter der Videotheken regelmäßig auf VHS erschienen. Dabei handelt es sich hier um einen noch jungen argentinischen Horrorfilm mit überraschend humoristischen Momenten, der natürlich ganz klar auf die Fans des Kulthorrors abzielt. Ob diese auf ihre Kosten kommen?
Originaltitel: Legions
Drehbuch & Regie: Fabián Forte
Darsteller: Germán De Silva, Lorena Vega, Julieta Brito, Fernando Alcaraz, Carlos Defeo, María Laura Cali…
Artikel von Christopher Feldmann
Handlung:
Einst war Antonio (Germán De Silva) ein gefürchteter Dämonenjäger, jetzt sitzt der pensionierte Schamane in einer Irrenanstalt fest, wo ihm keiner seine Geschichten über schwarze Magie und Monster glaubt. Doch das Böse ist zurück – eine dämonische Präsenz will Antonio und seine nichts ahnende Tochter Helena (Lorena Vega) töten, um die Blutlinie der Monsterjäger endgültig auszulöschen. Der alternde Hexenmeister muss aus der Anstalt ausbrechen, um zusammen mit Helena den Kampf gegen die Kreaturen der Hölle aufzunehmen.
Zugegeben, bei Filmen wie RISE OF THE DEMONS (2022) schraube ich prophylaktisch meine Erwartungen herunter, immerhin befinden wir uns in einem Zeitalter, in dem solche DTV-Titel in den meisten Fällen nicht mehr die Erwartungshaltung erfüllen können wie man sie beispielsweise an ältere Titel hat. Meist sind jene Streifen entweder totaler Murks oder gerade noch einigermaßen solide, in diesem Fall kann man immerhin sagen, dass letzteres zutrifft.
Der argentinische Horrorfilm von Fabián Forte hat immerhin eine gefällige Story, die sich um einen in die Jahre gekommenen Schamanen und Dämonenjäger dreht, der mittlerweile in der Klapse einsitzt und sich schließlich zum letzten Gefecht gegen die Höllenbrut aufmacht. Während der in der Vergangenheit angesiedelte Prolog schon mal Laune macht und mit Schmodder und praktischen Effekten punkten kann, schafft es der Rest des Films leider nicht, dieses Niveau zu halten. Das wird dadurch deutlich, dass zum einen viel Zeit verstreicht, bis es wirklich mal zur Sache geht und sich das Drehbuch zum anderen nie entscheiden kann, ob es jetzt ein Horrorfilm oder eine Komödie sein will. Für einen klassischen, blutigen Dämonenschocker bietet LEGIONS (so der Originaltitel) zu wenig Spannung und Horror, für eine funktionierende Komödie lässt er zu viel Potenzial links liegen. Dabei hat das Ganze aber durchaus seine Momente. Ein Großteil der Laufzeit spielt in der Irrenanstalt, die natürlich mit allerlei skurrilen Patienten bevölkert ist, welche ein Theaterstück aufführen wollen, dessen Geschichte vom Dämonenjäger persönlich stammt. Daraus resultieren einige humorvolle Momente, vor allem weil „Antonio“ als stoischer „Grumpy Old Man“ vom alten Schlag gezeigt wird, was den Interaktionen mit den Patienten gut tut.
Aus dem Zusammenspiel mit seiner Filmtochter, welche mittlerweile in einer Werbeagentur arbeitet, ergeben sich ebenfalls nette Szenen, denn damit kann der passionierte Schamane wenig anfangen. Für meinen Geschmack hätte man dies aber noch mehr ausreizen dürfen.
Schließlich benötigt RISE OF THE DEMONS eine gute Stunde, um wirklich mal in Fahrt zu kommen und das bei nicht mal 90 Minuten Laufzeit. Das ist eindeutig zu wenig, um den geneigten Horrorfan hinter dem Ofen hervorzulocken, auch wenn der finale Showdown durchaus zu gefallen weiß. Hier werden ordentlich Schmodder geboten, Enthauptungen durchgeführt und Kiefer herausgerissen und das zum Glück mittels praktischer Effekte. Diese sehen ordentlich aus und versprühen wohlige 80s-Vibes, sehen manche Dämonenfratzen aus, als stammen sie direkt aus Raimis TANZ DER TEUFEL (1981). Das macht durchaus Spaß, ist aber im Endeffekt aber auch etwas zu kurz geraten. Man sieht, dass das Effektbudget größtenteils für diese Szenen draufging und für den Rest des Films etwas auf Sparflamme gearbeitet werden musste. Inszenatorisch macht Fabián Forte einen ordentlichen Job, wirklich Spannung oder gar Unbehagen kann er jedoch nicht erzeugen. Der Film hätte das Potenzial gehabt, ein echter Schlock-Spaß wie der extrem unterhaltsame THE DEMON HUNTER (2016) mit Dolph Lundgren zu werden, traut sich aber nicht wirklich All-In zu gehen.
Aus der Besetzung sticht in erster Linie Germán De Silva hervor, der als stoischer Dämonenjäger mit veraltetem Weltbild auftritt. Der Rest der Besetzung kann da nicht mithalten, auch wenn die Anstaltsinsassen durchaus spaßig sind. Hier ist das leichte Overacting durchaus angebracht.
Donau Film hat RISE OF THE DEMONS bereits digital veröffentlicht, nun folgt die physische Auswertung als Blu-ray und DVD. Zudem hat sich das Label entschieden, eine limitierte Mediabook-Auflage in den Handel zu bringen, auch wenn meiner Meinung nach die Keep-Case-Version vollkommen ausreichend ist. Uns lag zur Sichtung die DVD vor, Bild- und Tonqualität sind entsprechend solide, als Bonus gibt es lediglich Trailer und ein Featurette.
Fazit:
Horror-Allesglotzer werden in RISE OF THE DEMONS (2022) kein neues Meisterwerk entdecken, als Snack für zwischendurch lässt sich der argentinische Genrefilm allerdings weggucken. Zwar bleibt die Spannung auf der Strecke und auch das humoristische Potenzial wird nicht vollständig genutzt, die knappe Laufzeit, einige spaßige Momente und die praktischen Effekte entschädigen aber zumindest teilweise.
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