Das Label DIGIDREAMS STUDIOS ist bekannt dafür, vergessene oder unbekannte Filme der Achtziger- und Neunzigerjahre innerhalb ihrer Reihe Classic Cult Collection zu veröffentlichen. Von diesem Ensemblefilm mit vielversprechender Starbesetzung hatte ich bislang noch nie etwas gehört. Allein die Besetzung ist aber schon ein Hingucker: So jung hat man John Malkovich gar nicht mehr im Kopf gespeichert, Jamie Lee Curtis, Linda Fiorentino und vor allem Chloe Webb sind bezaubernd und Tom Waits hat auch einen schrägen Auftritt. Schauspielerische Highlights sind aber eindeutig Kevin Bacon, der eine vielschichtige Figur verkörpert und Joe Mantegna, der mit seiner Spielfreude den Film quasi allein auf seinen Schultern trägt, obwohl er nur einer von vielen im Cast ist. Nach meiner Sichtung wurde mir aber auch bewusst, warum der Film ins Land des Vergessens geraten ist. Ich verrate Euch, warum.

Originaltitel: Queens Logic

Regie: Steve Rash

Darsteller: Joe Mantegna, John Malkovich, Linda Fiorentino, Kevin Bacon, Tom Waits, Jamie Lee Curtis

Artikel von Christian Jürs

„Die Medienhuren, unendliche Reziberge. Wir schreiben das Jahr 2023. Dies sind die Filmkritiken der Medienseite, die mit ihrer 3 Mann starken Besatzung (plus Ehemalige und Gastautoren) schon seit sechs Jahren unterwegs ist, um neue und alte Filmperlen zu erforschen, Hörspiele und Serien. Viele Clickbaits von Filmstarts entfernt, dringen die Medienhuren in Untiefen der Filmlandschaften vor, die nie ein Rezensent zuvor gesehen hat.

Und aus genau diesen Untiefen stammt auch Geboren in Queens, der auf meinem Stapel in den letzten Wochen immer wieder weiter nach unten rutschte, weil ich andere Werke priorisierte. Inszeniert hat den Film Regisseur Steve Rash, auf dessen Konto weitere vergessene Filme meiner Jugend wie Can´t Buy Me Love und Schwiegersohn Junior gehen. Zuletzt machte er sich einen eher zweifelhaften Ruf als Regisseur von Direct-to-Video Sequels zu den Teeniekomödien American Pie, Road Trip und Girls United. Ein Handwerker also, der hier das große Glück hatte, ein talentiertes Ensemble vor die Kamera zerren zu können.

So wie John Malkovich, der hier einen homosexuellen Fischverkäufer in New York gibt, der seine große Liebe noch nicht gefunden hat. Bekannt aus Filmen wie Gefährliche Liebschaften, ging es für ihn in den Folgejahren mit Filmen wie Jennifer 8, Überleben und In the Line of Fire – Die zweite Chance ganz nach oben. Ganz klar überstrahlt wird er allerdings von Fischereikollege Al (Joe Mantegna), eigentlich ein echt toller Kerl, der aber ebenso ein Tunichtgut ist, dem seine windigen Geschäfte nebenbei und die Frauen, mit denen er flirten kann, wichtiger sind als die treusorgende Ehefrau und Mutter Carla (Linda Fiorentino) daheim. Als er sie auch noch am Hochzeitstag sitzen lässt, ist das Maß voll und Frau und Kinder aus dem Haus.

Doch davon lässt Al sich nicht unterkriegen, denn schließlich steht die Hochzeit von Ray (Ken Olin), einem Maler und guten Freund Als, ins Haus. Doch dem geht ein wenig der Stift, unsicher, ob er seine Träume mit der liebreizenden Friseurin Patricia (Chloe Webb) an der Seite erfüllt bekommt. Trotzdem wird am Hochzeitstermin festgehalten. Die Trauung soll in einem Park in Queens, nahe einer Straßenbahnbrücke, stattfinden, die Al einst in Kindheitstagen an einem Seil hinaufkletterte. Ein riskanter Akt, der Gott sei Dank glimpflich ausging. Vervollständigt wird die Gruppe vom erfolglosen Musiker Vinny (Tony Spiridakis), dem es ein wenig an Durchsetzungsvermögen mangelt, und dem Schauspieler Dennis (Kevin Bacon), der extra aus Los Angeles angereist ist und der seine ganz eigenen Probleme im Gepäck mitschleppt.

Der Film folgt den Freunden vorrangig bei abendlichen bierseligen Pool-Planschereien, Clubbesuchen und natürlich dem obligatorischen Junggesellenabschied, der natürlich aus dem Ruder läuft. Dabei sinnieren die Figuren, in größtenteils gut geschriebenen Dialogen über das Leben, die Liebe und den Tod. Ich mag solche Filme und folgte dem Geschehen mit großem Interesse. Auch Jamie Lee Curtis hat später noch einen wichtigen, größeren Auftritt. Leider läuft gerade ihre Rolle gegen Ende dem Drehbuch ein wenig zu überdreht aus dem Ruder und das Finale birgt auch eine unnötig gefährliche Situation, in die sich Charakter Al begibt, um wieder zu sich zu finden.

Sieht man von diesen kleinen Mankos auf der Zielgeraden einmal ab, dürfte der Film vor allem Zuschauern gefallen, die gerne Filme wie Before Sunrise, High Fidelity oder Reality Bites – Voll das Leben schauen, auch wenn Geboren in Queens nicht deren Klasse erreicht. Alle anderen dürften sich herzlich langweilen bei der Sichtung.

Die Bildqualität ist etwas grobkörnig und wirkt wie eine Kinoprojektion meiner Jungend, was irgendwie seinen Charme hat. Der Ton ist klar, wobei ich den Stereoton dem obligatorischen 5.1-Upmix vorziehe. Verwendet wurde die zweite Synchronfassung aus dem Jahr 2006, die wirklich gut ist. Im Bonusbereich gibt es diverse Trailer und Bildergalerien. Ein Wendecover ohne FSK-Logo ist vorhanden.

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