Was viele von Euch sicher nicht wussten ist, dass Ex-Beatle George Harrison eine Zeitlang auch als Filmproduzent tätig war. HandMade Films hieß die Produktionsfirma, die er 1979 gegründet hatte und auf deren Konto der ein- oder andere Kultfilm ging. Einen gewissen Schwanzus-Longus hätten wir ohne die Hilfe des ehemaligen Pilzkopfes wohl niemals kennengelernt. Auch diese Politsatire mit Sir Michael Caine in der Hauptrolle entstand unter den Fittichen Harrisons, der sich, gemeinsam mit Ex-Kollege Ringo Starr, zu einem Gastauftritt hinreißen ließ. CINESTRANGE EXTREME / PRIMETIME hat die Komödie nun unzensiert im Mediabook veröffentlicht. Ein Fall für unser Medienhuren Sommercamp.

Originaltitel: Water

Regie: Dick Clement

Darsteller: Michael Caine, Valerie Perrine, Leonard Rossiter, Brenda Vaccaro, Billy Connolly, Fred Gwynne

Artikel von Christian Jürs

Manchmal möchte man sich an den Kopf fassen, was sich damals so mancher Verleiher hierzulande dabei gedacht hat, Filme eigenmächtig zu straffen (nicht zu zensieren), bevor sie ins Kino verfrachtet wurden. Wasser – Der Film ist so ein Fall, bei dem damals satte acht Minuten an (durchaus wichtigem) Material der Schere zum Opfer fielen. Im vorliegenden Fall ist der Film selbstredend ungekürzt, wer zur deutschen Sprachfassung greift, der muss aber damit leben, dass sich hier immer wieder englische Passagen zwischen die deutsch synchronisierten Szenen gemogelt haben.

Ein Jammer eigentlich, denn die deutsche Synchronfassung ist ansonsten wirklich gut. Michael Caine hat zum Beispiel seinen Stammsprecher Jürgen Thormann, der kürzlich, mit immerhin 95 Jahren, in den verdienten Ruhestand gegangen ist. Auch sonst kann sich die Sprecherliste mit Namen wie Arnold Marquis, Engelbert von Nordhausen und Joachim Kemmer durchaus sehen lassen. Aber kommen wir erstmal zur Handlung.

Diese spielt größtenteils auf der fiktiven, kleinen Karibikinsel Cascara, die zur britischen Kronkolonie gehört. Ein vergessener Klotz am Bein des Empires, auf dem Gouverneur Baxter (Michael Caine) eine ruhige Kugel schiebt und mit den Einheimischen gerne einen durchzieht, statt sinnvoll zu regieren. Für seine Frau Dolores (Brenda Vaccaro) ist das besinnliche Fleckchen derweil die Hölle, wünscht sie sich doch möglichst weit weg. Dieser Traum könnte in Kürze in Erfüllung gehen, denn der britische Diplomat Sir Malcolm (Leonard Rossiter) holt sich die Genehmigung ein, die Insel evakuieren zu lassen, um diese in ein Giftmüll-Endlager umzufunktionieren. Doch soweit soll es nicht kommen, da die US-Ölbohrfirma Spenco auf der Insel derweil eine Quelle findet. Zwar sprudelt daraus kein schwarzes Gold, dafür aber feinstes Mineralwasser, auf dass die verschiedensten Weltmächte ein Auge geworfen haben. Französische Söldner, Umweltaktivisten, die amerikanische Ölbohrfirma, die britische Regierung – sie alle haben sich in den Kopf gesetzt, um die Insel mit der Wasserquelle zu kämpfen. Da ist die gerade einmal zwei Mann starke, aufständische Revolutionsgruppe „Cascara-Befreiungsarmee“, angeführt vom singenden Rebell Delgado Fitzhugh (Billy Connolly), mit der sich Baxter bislang herumschlagen musste, ein Klacks gegen. Es bleibt Baxter nichts anderes übrig, als mit seinem ehemaligen Kontrahenten Fitzhugh eine Allianz zu bilden, zu der sich auch die liebreizende Umweltaktivistin Pamela Weintraub (Valerie Perrine) gesellt.

Wasser – Der Film ist eine kleine, recht witzige, britische Komödie mit typisch englischem Witz, die zwar keine echten Schenkelklopfer vom Stapel lässt, dafür aber durchweg ordentlich unterhält. Die Straffungen der alten, deutschen Fassung sind vollkommen unverständlich und glücklicherweise nun nicht mehr vorhanden.

Regisseur Dick Clement ist bis heute kein Unbekannter, vor allem als Drehbuchautor. So schrieb er das Skript zum Musikfilm Die Commitments, dem Jason Statham Heist-Film Bank Job und dem Animationsfilm Flutsch und weg. Michael Caine hatte sichtlich Spaß an der Farce. Auch Billy Connolly und Leonard Rossiter, der John Cleese ersetzte und den Kinostart von Wasser – Der Film leider nicht mehr erlebte, machen einen guten Job. Als fieser US-Konzernchef gibt sich Fred Gwynne die Ehre und die wundervolle Valerie Perrine, bestens bekannt als Miss Teschmacher aus den Superman-Filmen, ist das i-Tüpfelchen der Besetzung. Gegen Ende dann, im großen Finale, geben Produzent George Harrison, Ringo Starr und Eric Clapton zudem ein musikalisches Stelldichein, dass in die Beine geht.

Alles in allem ist Wasser – Der Film eine sehenswerte, kleine Satire, die längst in Vergessenheit geraten ist und nun widerentdeckt werden kann. Die Bildqualität ist sehr gut, der Ton (Deutsch DD 2.0 / Englisch DD 5.1) ebenso. Im Bonusbereich gibt es einen Audiokommentar, eine sehenswerte Dokumentation über die Produktionsfirma HandMade Films, sowie eine Trailershow, Bildergalerie und Filmographien. Das Booklet von Harald Mühlbeyer mit vielen Hintergrundinformationen, rundet das Gesamtbild ab.

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