Der größte Ausbruch aus dem deutschen Kriegsgefangenenlager Stalag Luft III, nahe der Stadt Sagan, die heute zu Polen gehört, wurde 1962 von Hollywood im großen Stil verfilmt. Der Streifen wurde von der Mirisch Corporation produziert und von United Artists vertrieben. Gedreht wurde in Süddeutschland mit großer Starbesetzung. Unter der Regie von John Sturges (Die glorreichen Sieben) entstand ein wundervoller Klassiker, der die dramatischen Ereignisse auf launige Weise portraitiert. CAPELIGHT PICTURES hat dem dramatischen Abenteuer nun eine wundervolle 4K UHD-Version im Mediabook spendiert, die bestens in jedes Sammlerregal passt. Doch wie zeitlos ist der Streifen eigentlich?

Originaltitel: The Great Escape

Regie: John Sturges

Darsteller: Steve McQueen, James Garner, Richard Attenborough, Charles Bronson, Donald Pleasence

Artikel von Christian Jürs

Es ist wieder Grippesaison – und natürlich hat meine Familie gleich „Hier“ geschrien, als es Viren gratis zu vergeben gab. Ein paar Tage konnte ich mich als letzte Bastion zwar noch aufrecht halten, doch letztlich hat es dann auch mich erwischt. Immerhin: So konnte ich es mir unter der Decke auf der Couch gemütlich machen und nahm mir die knapp drei Stunden Zeit, um bei vitaminreichem Zitrone-Ingwer-Tee Gesprengte Ketten zu schauen. Spoiler: Besser hätte ich die Zeit nicht vertreiben können.

Im Jahr 1944 wird eine Gruppe Kriegsgefangene, darunter viele Offiziere der britischen und amerikanischen Luftwaffe, die bereits mehrfach Fluchtversuche unternommen haben, von der deutschen Wehrmacht im neuen, scheinbar ausbruchssicheren Lager Stalag Luft III untergebracht. Eine heikle Idee der Nazis, denn kaum in der neuen Unterkunft angekommen, prüfen die ersten, ausbruchserprobten Gefangenen sofort die möglichen Fluchtoptionen, die sich ihnen bieten. Doch jeglicher Versuch aus der, unter der Leitung Oberst von Lugers (Hannes Messemer) befindlichen, Einrichtung zu entkommen, ist zum Scheitern verurteilt. Insbesondere Captain Virgil Hilts (Steve McQueen) macht es den Nazis schwer, versucht er doch immer wieder, auf äußerst respektlose Art und Weise, seinen Allerwertesten aus dem Gefangenenlager zu schaffen, was ihn, da er immer wieder erwischt wird, zum Bunkerkönig in häufiger Einzelhaft werden lässt.

Durch ihre Misserfolge ist aber erst recht die Motivation bei den Gefangenen gesteigert, aus dem Lager zu entkommen. Aus diesem Grund schließen sich die amerikanischen und britischen Häftlinge zusammen und planen, unter der Führung von Squadron Leader Roger Bartlett (Richard Attenborough), der unter dem Namen „Big X“ legendär wurde, eine großangelegte Fluchtaktion durch selbstgegrabene Tunnel – drei an der Zahl, sollten die Wachleute einen davon entdecken. Sicher ist sicher.

Bartlett, der sich von seinem Freund Lieutenant Sandy MacDonald (Gordon Jackson) beraten lässt, teilt die Insassen jeweils nach ihren Fähigkeiten ein. So wird der redegewandte Flight Lieutenant Bob Hendley (James Garner) beauftragt, die notwendigen Utensilien zu beschaffen, während Danny Valinski (Charles Bronson) und William Dickes (John Leyton), genannt die Tunnelkönige, logischerweise für das Graben verantwortlich sind – mit Werkzeugen, die der handwerklich begabte Officer Louis Sedgwick (James Coburn) herstellt. Derweil erarbeitet Lieutenant Commander Eric Ashley-Pitt (David McCallum) ein Verfahren, die überschüssige Erde unauffällig zu entsorgen, während der Theoretiker Lieutenant Colin Blythe (Donald Pleasence) die notwendigen Dokumente für die Flucht durch Nazi-Deutschland fälscht.

Die ersten 90 Minuten von Gesprengte Ketten erinnern mehr an die guten, alten Abenteuerfilme Hollywoods, denn an bedrückende Kriegsgefangenen-Dramen. Dies ist sowohl der beschwingten Musik Elmer Bernsteins zu verdanken wie auch der ungewöhnlich positiven Darstellung der Nazisoldaten vor Ort, die erstaunlich lax umgehen mit den Gefangenen und selber Kriegsmüde erscheinen. Dies ist natürlich der Entstehungszeit geschuldet, denn während der Dreharbeiten war der Krieg gerade einmal siebzehn Jahre vorüber und niemand wollte wohl an die Schrecken von damals allzu genau erinnert werden. Dies ist aber keinesfalls negativ zu werten, denn so gelang es Regisseur John Sturges, einen durchaus familientauglichen Geschichtsfilm zu inszenieren, der die damals gefallenen Flüchtigen ehrt.

Auch als nach diesen ersten eineinhalb Stunden der erste Gefangene den Maschinengewehrsalven der Aufseher zum Opfer fällt, ändert sich die Tonalität von Gesprengte Ketten nur geringfügig. Man trauert nicht um die Sterbenden (und von denen gibt es im Laufe des Filmes noch einige), stattdessen feiert man ihren Heldenmut. Eine weise Entscheidung, ebenso wie die, den Dreh nach Deutschland zu legen. Das Lager entstand in und um die Bavaria Filmstudios, während die Außenaufnahmen in der letzten Stunde von Gesprengte Ketten im Allgäu, in Füssen und weiteren süddeutschen Städten stattfand. Hier beeindrucken natürlich vor allem die Aufnahmen von Steve McQueen, der auf dem Motorrad vor den Nazis flieht und höchst selbst seine Stunts ausführte. Aufnahmen, die Filmgeschichte schrieben.

Capelight Pictures entpuppt sich einmal mehr als genau der richtige Verleiher, um so einen Klassiker respektvoll zu veröffentlichen. Das Mediabook ist nicht nur wunderschön anzusehen, auch der Inhalt ist Gold wert. Das Bild (2,35:1 2160p / HDR10 + Dolby Vision) der neu remasterten Version kann sein Alter zwar nicht ganz verbergen, erstrahlt aber in satten Farben – und Filmkorn gehört hier einfach dazu. Die Tonqualität (Deutsch und Englisch wahlweise in DTS-HD Master Audio 5.1 oder Linear PCM 2.0 Mono) klingt fantastisch.

Im Bonusbereich findet man einen Audiokommentar mit Regisseur John Sturges, der Besetzung und der Filmcrew, sowie dem Original Kinotrailer und dem Deutschen Trailer auf der 4K UHD-Scheibe. Auf Blu-ray gibt es zusätzlich diverse Featurettes und Interviews (insgesamt mit einer Laufzeit von über 160 Minuten). Ein 24-seitiges Booklet mit Texten von Lucas Barwenczik gibt es obendrauf. Die DVD-Variante verfügt lediglich über die Trailer.

Gesprengte Ketten ist zurecht einer der ganz großen Filmklassiker Hollywoods, der trotz seiner Laufzeit von knapp drei Stunden auch heute noch wahnsinnig kurzweilig geriet. Wer hier nicht zugreift, ist selber schuld.

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