Wem es nach bissigen Creature-Features dürstet, bekommt diese Woche gleich zweimal die Chance auf entsprechenden Content. Während in einigen Kinos der Thriller DEEP FEAR (2022) über die Leinwand flimmert, erschien parallel noch weiterer Haifischreißer, wenn auch nur auf dem Heimkino-Markt. Die Rede ist von THE BLACK DEMON (2023), dem neuen Film von Adrian Grünberg, der zuletzt bekanntlich Sylvester Stallones Action-Abschiedsvorstellung RAMBO: LAST BLOOD (2019) inszenieren durfte. SquareOne Entertainment veröffentlichte den Survivalthriller mit einem schwarzen(!) Megalodon als hungrigem Antagonisten im Vertrieb von Leonine Studios. Ob Fans der Sharkploitation hier einen würdigen Nägelkauer serviert bekommen, verraten wir euch in unserer Kritik.

Originaltitel: The Black Demon

Drehbuch: Boise Esquerra

Regie: Adrian Grünberg

Darsteller: Josh Lucas, Fernanda Urrejola, Julio César Cedillo, Venus Ariel, Carlos Solórzano, Jorge A. Jimenez…

Artikel von Christopher Feldmann

Handlung:

Als Paul (Josh Lucas) mit seiner Frau Inez (Fernanda Urrejola) und den Kindern Tommy (Carlos Solórzano) und Audrey (Venus Ariel) nach Bahia Negra kommt, um eine alte Bohrinsel vor der Küste Mexikos zu inspizieren, muss er feststellen, dass der einst pulsierende Küstenort verlassen und zerfallen ist. Seine Familie begleitet Paul auf die Plattform im Meer. Sie schaffen es gerade noch die Bohrinsel zu erreichen, ehe der Fischer, der es riskiert hat, sie mit dem Boot zu fahren, von einem riesigen schwarzen Hai, einem „Black Demon“ auf grausame Weise getötet wird. Auf der Bohrinsel gefangen mit zwei weiteren Einheimischen, beginnt für alle Beteiligten ein brutaler Kampf auf Leben und Tod…

Seit Steven Spielbergs DER WEISSE HAI (1975) spielt das Kino immer wieder mit der menschlichen Angst vor den Raubfischen, die in den Ozeanen lauern. Vor allem im Low-Budget- und Straight-to-DVD-Bereich wurde daraus spätestens seit der kalkulierten Trashgranate SHARKNADO (2013) ein nicht aufzuhaltendes Geschäftsmodell. Auch lehrte uns die Geschichte, dass von fünf Beiträgen zum Genre wenn überhaupt nur einer wirklich etwas zu bieten hat und damit sind nicht lächerliche Konzept-Kuriositäten wie ZOMBIE SHARK (2015) oder 6-HEADED SHARK ATTACK (2018) gemeint. Liest man sich die Handlung von THE BLACK DEMON (2023) durch, erweckt der Film aber durchaus den Eindruck, zu eben jene Sparte zu bedienen, immerhin setzt er einen schwarzen, als alten Dämon bezeichneten, Megalodon ein, um unsere Protagonisten in Bedrängnis zu bringen.

Der Schein trügt, denn ich hatte mich persönlich auf einen Heuler erster Güte eingestellt und war umso überraschter, als ich feststellen musste, dass es sich hierbei zwar um keinen wirklich guten aber immerhin durchaus ambitionierten Thriller handelt. Sicher, die Figuren in eine ausweglose Situation zu bringen, damit sie in direkte Konfrontation mit dem Hai treten können, ist kein Geniestreich der Drehbuchkunst, sondern eher Business as Usual. „Paul“ und seine Sippschaft wollen Urlaub in Mexiko machen, nachdem der Familienvater noch schnell die Routineinspektion der firmeneigenen Bohrinsel gemacht hat, die ganz in der Nähe der des romantischen Küstenstädtchens liegt. Dass irgendetwas nicht mit rechten Dingen zugeht wird den Figuren wie auch dem Zuschauer schnell klar und nachdem alle Beteiligten durch einen holprigen Drehbuchkniff zusammen auf dem abgewrackten, einer schwimmenden Müllhalde gleichendem Metallhaufen festsitzen, zeigt der Streifen seine wahre Intention. THE BLACK DEMON ist in erster Linie ein waschechter Ökothriller mit brandaktueller Botschaft im Gewand eines klassischen Haireißers. So übt der Film mit der durch halbgare und auch beschönigende Routinechecks völlig desolaten Ölförderanlage, die das schwarze Gold unentwegt ins Meer laufen lässt und damit die Umgebung in fast geisterhaftes Brachland verwandelt, Kritik an kapitalistischen Großkonzernen, während der Hai, dem ein lateinamerikanischer Mythos zu Grunde liegt, quasi als Manifestation der Natur dargestellt wird, der nun grausame Rache an den Menschen übt. Dass im Film natürlich irgendwann die Frage gestellt wird, wer nun das eigentliche Monster ist, nämlich der Hai oder Mensch, liegt ebenso auf der Hand wie der Twist, der Figuren in einem neuen Licht dastehen lässt.

Ein ehrbares Anliegen, das sich THE BLACK DEMON auf die Fahne geschrieben hat und das ihn auch von der Masse an ähnlich gelagerten Werken abhebt. Und dennoch ist hier nicht alles Gold (bzw. schwarz) was glänzt. Die Öko-Message ist nicht gerade subtil eingearbeitet worden und gerade gen Finale wirkt der Versuch, dem Zuschauer etwas mitzugeben aber auf der anderen Seite auch klassischen Haihorror zu präsentieren doch sehr holprig. Im Grunde verliert man sich in schnell in endlosen Dialogen über die immer gleichen Themen, was den Anschein erweckt, dass die Macher große Probleme hatten, die Laufzeit sinnvoll zu füllen. Auch der Überlebenskampf ist eher unspektakulär, vor allem da der Hai wenig Screentime hat. Natürlich kann es spannungsfördernd sein, wenn man den monströsen Antagonisten nur spärlich einsetzt, doch Regisseur Adrian Grünberg, der mit RAMBO: LAST BLOOD (2019) jetzt auch kein Highlight in Stallones Vita geschaffen hat, schafft es nur punktuell dem Zuschauer wirkliches Mitfiebern zu entlocken. Vermutlich ist es auch dem Budget geschuldet, dass der titelgebende BLACK DEMON nie so richtig von der Leine gelassen wird. Stattdessen verbringen wir die Zeit mit semi-sympathischen Figuren, von denen gerade die zwei Kinder furchtbar nervig daherkommen. Das ist schade, denn die Szenerie hat etwas und erzeugt sogar eine nette Atmosphäre.

Rein optisch ist der Film größtenteils gelungen und trotz niedrigerer Preisklasse sieht das Ganze durchaus ansprechend aus. Der Hai (wenn er dann mal zu sehen ist) muss sich nicht vor Genrekollegen verstecken, sondern wurde ansprechend animiert. Einzig die Unterwasserszenen sind nicht sonderlich gelungen und sehen offensichtlich nach Dreharbeiten in einem Studio-Wassertank aus, während das Drumherum am Rechner entstand. Zum Glück sind diese ebenfalls nicht zahlreich, weswegen dies auch nicht so arg ins Gewicht fällt. Die Effekte sind ansonsten ansehnlich geraten. Die Darsteller machen ihre Sache solide, wirklich hervor sticht hier niemand, so dass sich THE BLACK DEMON am Ende irgendwo im Bereich „guckbar“ ansiedelt. Natürlich hat er seine Schwächen, vor allem im Drehbuch und gerade die Tatsache, dass viel zu viel gesabbelt wird geht gehörig auf Kosten der Spannung und der zu wenigen Hai-Action. Statt das Ungeheuer mal von der Leine zu lassen, bekommt man stellenweise nicht enden wollenden, mexikanischen Mambojambo auf die Ohren gedrückt. Trotzdem hat mich die Nummer besser unterhalten als beispielsweise das Kino-Spektakel MEG 2 (2023).

SquareOne Entertainment veröffentlichte den Film im Vertrieb von Leonine Studios sowohl digital, als auch auf Scheibe. Zur Sichtung lag uns die DVD vor. Bild- und Tonqualität sind ordentlich, als Extra gibt es lediglich den Trailer.

Fazit:

THE BLACK DEMON (2023) ist kein Knaller unter den Haifilmen dieser Welt aber ein durchaus ambitioniert Versuch, dem Genre neue Impulse zu verleihen. Dieses Vorhaben ist zwar nicht ganz geglückt, dennoch hat der Thriller seine Momente und eine aktuelle Message. Trotzdem muss man auch ganz klar sagen, dass man hier deutlich mehr hätte liefern können. Fans dieser Sorte Film dürfen trotzdem einen Blick wagen, in meinen Augen ist das Ganze nämlich weitaus besser geraten, als die ganzen vernichtenden Kritiken es versprechen.

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