Es ist mittlerweile über eineinhalb Jahre her, dass die Aphasie-Erkrankung und das damit einhergehende Karriere-Aus von Hollywoodstar Bruce Willis bekannt wurde. Und trotzdem wurde noch ein ganzer Schwung an Straight-to-DVD-Heulern mit dem Glatzenträger veröffentlicht, wurde er kurz zuvor doch noch von einem Set zum nächsten gekarrt. Doch Alles hat irgendwann mal ein Ende, denn mit MAXIMUM SECURITY (2022) hat es nun kürzlich der letzte Film mit Willis in einer Nebenrolle ins hiesige Heimkino geschafft. Ob die Graphic-Novel-Verfilmung, die hierzulande via Plaion Pictures erschien, ein würdiges „Farewell“ für Willis‘ Karriere darstellt, verraten wir euch in unserer Kritik.

Originaltitel: Corrective Measures

Drehbuch & Regie: Sean Patrick O’Reilly

Darsteller: Michael Rooker, Brennan Mejia, Hayley Sales, Dan Payne, Tom Cavanagh, Bruce Willis…

Artikel von Christopher Feldmann

Handlung:

Irgendwann in ferner Zukunft: In einem Hochsicherheitsgefängnis für Superschurken regiert Aufseher Devlin (Michael Rooker) mit eiserner Hand. Der sadistische Knast-Boss ist scharf auf das unauffindbare Vermögen seines berüchtigtsten Gefangenen. Doch Superhirn Julius Loeb alias „The Lobe“ (Bruce Willis) denkt gar nicht daran, sein Geld Devlin freiwillig zu überlassen. Der brüchige Frieden im Gefängnis gerät in Gefahr, als „Payback“ (Dan Payne) einfährt, ein Vigilant mit blutigen Absichten.

Auch wenn es für die Einleitung zu diesem Artikel ganz hübsch klingt, MAXIMUM SECURITY (2022), der im Original den Titel CORRECTIVE MEASURES trägt, ist faktisch nicht der letzte Bruce-Willis-Film, erschien der Sci-Fi-Knastklopper doch bereits vergangenes Jahr in den USA, wo ASSASSIN – EVERYBODY IS A WEAPON (2023) laut Veröffentlichungsdatum das chronologische Schlusslicht bildet. Der letztgedrehte Film vor dem öffentlichen Bekanntwerden von Willis‘ Krankheit und seinem Rückzug aus der Branche dürfte wahrscheinlich der Actionthriller PARADISE CITY (2023) sein, der im September auf dem deutschen Markt aufschlug. Wie man es nun auch drehen und wenden mag, wirklich gut ist keiner dieser Filme, obwohl der hier vorliegende Streifen wahrscheinlich das größte Potenzial gehabt hätte, unterhaltsamer B-Spaß werden zu können.

Das Drehbuch basiert auf der gleichnamigen Graphic Novel, die es allerdings nie in deutsche Landen geschafft hat und wenn überhaupt nur den eingefleischtesten Comic-Nerds von Begriff sein dürfte. Nichts desto trotz muss man festhalten, dass sich die Geschichte um einen Knast für Superschurken mit übernatürlichen Fähigkeiten auf dem Papier eigentlich durchaus spaßig liest. Dieses wurde erbaut, nachdem ein Strahlenvorkommen namens „The Pulse“ Menschen entweder mutieren ließ, ihnen Superkräfte verlieh oder auch beides zusammen. Dass nicht all diese Individuen ihre Fähigkeiten für den guten Zweck einsetzen, dürfte auf der Hand liegen. Somit setzt die Handlung auch gleich mit dem Vigilanten „Payback“ (quasi der „Punisher“ bei Wish bestellt) ein, der unempfindlich für körperliche Schmerzen ist und nach einem Rachefeldzug in die bereits erwähnte Vollzugsanstalt gekarrt wird, in der es vor grotesken Wesen und durchgeknallten Gangstern nur so wimmelt. Was darauf folgt, ist aber gar nicht mal so leicht zu erklären und damit auch der größte Schwachpunkt des Films. Die Handlung des Science-Fiction-Actionthrillers ist nicht wirklich stringent. Im Kern geht es zwar immer wieder darum, dass sich der von Michael Rooker gespielte Gefängnischef dem versteckten Vermögen von Bruce Willis, der hier ein kriminelles Superhirn mimt, zu bemächtigen versucht, allerdings wird nie so richtig klar, wer jetzt eigentlich der Protagonist des Films ist. „Payback?, der unscheinbare Insasse „Diego“?, der mit Elektrizität spielende „Gordon“? Oder vielleicht doch die eigentlich viel zu nett für den Laden auftretende Ärztin „Dr. Josephs“? MAXIMUM SECURITY fehlt der Fokus, weswegen die Figuren nie genug Futter bekommen und auch keine Spannung aufkommt.

Das Skript will zu viel, in dem es neben klassischem Knastreißer auch ein Quasi-Superschurkenfilm und eine dystopische, fast schon satirische Komödie sein möchte. Auch der Plot um Michael Rooker und Bruce Willis bleibt relativ ereignislos, vor allem weil letzterer natürlich nicht allzu viel Screentime hat. Tatsächlich leistet die STIRB-LANGSAM-Ikone ihren Part ausschließlich im Sitzen ab und müht sich durch ihre Textzeilen. Zwar besitzt Willis in seiner Rolle immer noch eine schelmische Leck-mich-am-Arsch-Attitüde, man sieht im dennoch zu jeder Zeit an, dass hier nicht mehr viel zu holen ist. Einzig Michael Rooker holt etwas die Kohlen aus dem Feuer, scheint er doch sichtlich Spaß an seiner Rolle zu haben. Der Rest der Besetzung agiert solide, auch wenn leider niemand so richtig haften bleibt aber das ist zu großen Teilen dem Drehbuch geschuldet. Immerhin schaut auch „Pinhead“ Doug Bradley für einen kleinen Gastauftritt vorbei.

Insgesamt hat MAXIMUM SECURITY dennoch reichlich Charme, was vor allem an Regisseur Sean Patrick O’Reilly liegt, der hier versucht, das Beste aus seinen Möglichkeiten herauszuholen. So wird oft auf praktische Effekte zurückgegriffen, gerade wenn es um Masken oder Mensch/Cyborg-Hybride geht. Das hat zwar oft etwas von Fasching im örtlichen Sportlerheim, macht aber auf trashige Art und Weise Laune. Wenn es mal zur Action kommt, beweist der Filmemacher durchaus Talent und geizt auch nicht mit blutigen Einzelheiten. Allerdings dauert es geschlagene 50 Minuten, bis der Streifen mal in die Gänge kommt und erst gen Ende geht es dann mal zur Sache. Es ist ersichtlich, dass man hier nur wenige finanzielle Mittel zur Verfügung hatte und irgendwie das Beste daraus machen musste. Selbst das Gefängnis für Menschen mit Superkräften sieht eher wie stillgelegtes Vereinsheim irgendwo in der Heide aus. Trotz dieser nicht unerheblichen Schwächen ist MAXIMUM SECURITY immer noch authentisch liebenswerter als die ganzen generischen Geezer-Teaser mit Willis aus dem Hause Emmett/Furla, die nicht nur billig und scheiße, sondern auch stinklangweilig sind. Das macht den Knastreißer zwar auch nicht zu einem guten Film aber zumindest zu einem sympathischen.

Die Blu-ray aus dem Hause Plaion Pictures, welche uns zur Sichtung vorlag, bietet saubere Bild- und Tonqualität, Extras gibt es, bis auf den Trailer und ein Wendecover ohne FSK-Flatschen, leider keine.

Fazit:

Mit MAXIMUM SECURITY (2022) hat die Bruce-Willis-spielt-auch-mit-Ära voller günstig produzierter Straight-to-DVD-Titel endlich ein definitives Ende. Auch die Graphic-Novel-Verfilmung ist dabei kein Trumpf auf den letzten Metern, sondern ein sichtbar unterfinanzierter, inhaltlich unausgegorener B-Film, der all die zurückliegenden Jahre der Schande nicht aufwiegen kann. Trotzdem handelt es sich um einen, wenn nicht um den sympathischsten Willis-Streifen seit langem, denn immerhin wurde hier zumindest versucht, ein unterhaltsames Ding abzuliefern.

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