„En garde!“. Im vergangenen April startete das Mantel-und-Degen-Abenteuer DIE DREI MUSKETIERE – D’ARTAGNAN (2023) in den deutschen Kinos. Bei der zweiteiligen, französisch-deutsch-spanischen Koproduktion handelt es sich freilich um eine Adaption des Abenteuerromanklassikers von Alexandre Dumas, der nun für ein modernes Publikum aufbereitet wurde und dennoch klassische Unterhaltung bietet. Bevor im Dezember mit MILADY (2023) der zweite Teil der Geschichte über die Leinwände flimmert, hat Constantin Film den starbesetzten Vorgänger im Heimkino veröffentlicht. Ob es sich hier um eine gelungene Verfilmung der beliebten Geschichte handelt und ob diese mit den zahlreichen, vorhergegangenen Interpretationen mithalten kann, erfahrt ihr in unserer Kritik.

Originaltitel: Les trois mousquetaires: D’Artagnan

Drehbuch: Matthieu Delaporte, Alexandre de La Patteliére; nach dem gleichnamigen Roman von Alexandre Dumas

Regie: Martin Bourboulon

Darsteller: Francois Civil, Vincent Cassel, Romain Duris, Pio Marmai, Eva Green, Vicky Krieps, Louis Garrel, Lyna Khoudri, Eric Ruf…

Artikel von Christopher Feldmann

An dieser Stelle auf Alexandre Dumas‚ Musketier-Geschichte einzugehen, dürfte im Grunde genommen gar nicht nötig sein, gehört der erstmals 1844 veröffentlichte Roman über die drei (beziehungsweise später vier) Mitglieder der Musketiere der Garde zu den prominentesten Vertretern der französischen Populärliteratur und ist quasi dort hiesiges Kulturgut. Dass man die Erzählung über „Athos“, „Aramis“, „Porthos“ und „D’Artagnan“, die sich gegen die Intrigen des Kardinals „Richelieu“ zur Wehr setzen müssen, um ihr Vaterland vor einem Krieg zu bewahren, auch über die Grenzen Frankreichs hinaus kennt, dürfte zum großen Teil an den zahlreichen Verfilmungen liegen, die die Geschichte über Jahrzehnte hinweg adaptierten. DIE DREI MUSKETIERE wurde unzählige Male für Kino und Fernsehen aufbereitet, die bekanntesten Vertreter dürften dabei die drei britischen Filme von Richard Lester sein, die die als Trilogie konzipierte Romanreihe auf humorvolle Weise erzählten und mit Darstellern wie Michael York, Oliver Reed und Richard Chamberlain aufwarteten. Auch die 1993 erschienene US-Verfilmung erfreut sich auch heute noch großer Beliebtheit. In dieser griffen seiner Zeit Charlie Sheen, Kiefer Sutherland, Chris O’Donnell und Oliver Platt zum Degen, während Tim Curry als intriganter Kardinal zu sehen war. Das Besondere an diesen bekannten Adaptionen ist die Tatsache, dass keine von ihnen aus Frankreich stammt. DIE DREI MUSKETIERE – D’ARTAGNAN (2023) soll dies nun ändern und präsentiert sich als opulent ausgestattetes, starbesetztes und marketingwirksam auf zwei Filme aufgeteiltes Abenteuerkino, in dem nicht gekleckert, sondern geklotzt wurde. Der Auftaktfilm fällt dabei zwar inhaltlich wenig überraschend aus, ist aber spannend erzählt und inszenatorisch am Puls der Zeit.

Handlung:

D‘Artagnan (Francois Civil), ein temperamentvoller junger Gascogner, kommt nach Paris und verbündet sich dort mit den drei Musketieren des Königs: Athos (Vincent Cassel), Porthos (Pio Marmai) und Aramis (Romain Duris). Gemeinsam kämpfen sie gegen die dunklen Machenschaften des Kardinals Richelieu (Eric Ruf). Als sich D‘Artagnan in Constance Bonacieux (Lyna Khoudri), Vertraute der Königin (Vicky Krieps), verliebt, bringt er sich wirklich in Gefahr: Denn seine Leidenschaft treibt ihn direkt in die Fänge der ebenso geheimnisvollen wie gefährlichen Milady de Winter (Eva Green). Vom Louvre zum Buckingham Palace, von den Gossen von Paris zur Belagerung der Festung La Rochelle…, in einem Königreich, das durch Religionskriege gespalten und von einer britischen Invasion bedroht ist, kreuzen eine Handvoll Männer und Frauen die Schwerter und binden ihr Schicksal an das Schicksal Frankreichs.

D’ARTAGNAN betritt inhaltlich keineswegs Neuland. Tatsächlich hielten sich die Drehbuchautoren Matthieu Delaporte und Alexandre de La Patteliére eng an Dumas‘ Originalroman. Das bedeutet, dass die Verfilmung so ziemlich alle bekannten Plotpoints beinhaltet, vom Streben D’Artagnans, ein Musketier zu werden, das Aufeinandertreffen mit seinen späteren Gefährten „Arthos“, „Aramis“ und „Porthos“, die Romanze mit der Königsdienerin „Constance“ über die Intrigen des Kardinals „Richelieu“, bis hin zum Glaubenskrieg zwischen dem katholischen Adel und den Hugenotten in La Rochelle. Wer den Roman einmal gelesen hat oder eine beliebige Verfilmung dessen gesehen hat, wird die Geschichte kennen und mit Sicherheit keine Überraschungen erleben. Die größte Stärke des neuen Films ist aber die bewusst klassische Ausrichtung des Ganzen. D’ARTAGNAN versucht gar nicht erst, neue Facetten abzugewinnen oder Elemente zu modernisieren. Wie schnell man damit auf die Schnauze fliegen kann, bewies zuletzt Paul W.S. Anderson mit seiner Verfilmung aus dem Jahr 2011. Der Film von Martin Bourboulon hingegen setzt auf ein funktionales und effektives Storytelling, in dem die Anfangs überschaubaren Ereignisse immer weiter aufgefächert werden und sich eine groß angelegte Verschwörung ergibt, die das Schicksal Frankreichs bedroht. Als unkundiger Zuschauer muss man schon bei der Sache bleiben, um die nicht wenigen Handlungsstränge einordnen zu können. Da es sich hier nur um den ersten Teil eines filmischen Doppels handelt, endet D’ARTAGNAN natürlich standesgemäß mit einem Cliffhanger, der dem Publikum Appetit auf den Nachfolger machen soll. Hat man schon mal einen Musketierfilm gesehen, verpufft dieser Effekt natürlich schnell, für Neulinge dürfte dieser Kniff durchaus seinen Reiz haben.

Was an der Erzählweise zudem auch zu gefallen weiß, ist die durchgehend geerdete Tonalität. Anstatt des mittlerweile allgegenwärtigen Humors in Großproduktionen, der immer wieder darauf bedacht ist, Ernsthaftigkeit ironisch zu brechen, bleibt D’ARTAGNAN ernst und stellenweise düster. Zwar gibt es die nötigen, leichtfüßigen Spitzen im Zusammenspiel der Musketiere, die Geschichte an sich wird aber gänzlich mit der nötigen Ernsthaftigkeit vorgetragen. So bleibt das Ganze auf angenehme Weise klassisch, ohne aber angestaubt zu wirken.

Aber natürlich hat sich der Regisseur nicht lumpen lassen, seinen Film auf der Höhe der Zeit zu inszenieren, was besonders an den Degenkämpfen zu erkennen ist. Im Stil moderner Action alá JOHN WICK und Co. verzichtet man auf ausuferndes Schnittgewitter, stattdessen stürzt sich die Kamera in elaborierte und exzellent choreographierte Kampfszenen. Diese sind zudem meist als aufwendige Plansequenzen angelegt und verzichten dabei auf erkennbare Schnitte. Bezeichnend ist dabei beispielsweise eine Actionszene in den Wäldern, bei der die Kamera immer wieder von einer Figur zur nächsten schwenkt und dabei abgestimmte Konfrontationen einfängt. Das ist immer wieder beeindruckend und bringt eine schöne Dynamik ins Spiel, was das Ganze auch attraktiv für Menschen macht, die hier zum x-ten Mal das Anfreunden der Musketiere und die Intrigen des Kardinals vorgesetzt bekommen. Dazu gesellt sich eine gute Portion Härte, denn neben Degenkämpfen wird hier auch geschossen und gestochen, geschrien und gestorben. Auch in Sachen Produktionsdesign ließ man sich nicht lumpen, die knapp 40 Millionen Euro Budget sieht man zu jeder Zeit. Egal ob prunkvolle Paläste oder düstere Gassen in den hintersten Winkeln Paris‘, D’ARTAGNAN sieht zu jeder Zeit hervorragend aus. Die Kostüme sind opulent und der Einsatz von zahlreichen Statisten sorgt für eine gewisse Authentizität.

Bei einem Projekt dieser Größe ließ man sich auch bei der Besetzung nicht lumpen. Mit Francois Civil, Pio Marmei und Romain Duris holte man Stars des französischen Kinos vor die Kamera, für die Rolle des „Athos“ konnte man zudem Vincent Cassel gewinnen, der auch außerhalb von Frankreich ein gefragter Schauspieler ist. In der Rolle der „Milady de Winter“ ist derweil Ex-Bond-Girl Eva Green zu sehen, die hier einmal mehr die Femme Fatale verkörpern darf, ein Rollentypus, den sie leider das ein oder andere Mal zu oft beackerte. Dieses Casting ist ebenso originell wie Christoph Waltz als „Richelieu“ in der 2011er-Version. Diesen Part übernimmt hier mit Eric Ruf ein Schwergewicht der französischen Theaterszene. Der Schauspieler verkörpert den Bösewicht mit Zurückhaltung und es bleibt spannend wie dieser in der Fortsetzung aufspielen darf. Aus deutschen Landen konnte man zudem noch Vicky Krieps gewinnen, die als Königin auftritt.

An den Kinokassen war D’ARTAGNAN nicht der erhoffte, große Hit, ob im Zuge der Veröffentlichung im Heimkino und des Re-Release im Kino, im Zuge des Starts von MILADY, noch etwas mehr Zuschauer ein Ticket lösen bleibt abzuwarten. Die Blu-ray aus dem Hause Constantin Film bietet eine hervorragende Bild- und Tonqualität. Das Bild ist messerscharf, der Ton glasklar. Was will man mehr? Extras gibt es in Form kleiner Featurettes und des Trailers. Ein Wendecover ohne FSK-Flatschen ist ebenfalls vorhanden.

Fazit:

DIE DREI MUSKETIERE – D’ARTAGNAN (2023) mag die zugegeben drölfzigste Adaption des Romanklassikers von Alexandre Dumas darstellen, überzeugt aber mit seiner klassischen Erzählung, einer nötigen Ernsthaftigkeit, opulenter Ausstattung und beeindruckend inszenierter Mantel-und-Degen-Action. Spannendes Historienabenteuer, das Lust auf den zweiten Teil macht.

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