Zehn Jahre ist es mittlerweile her, dass die Billigschmiede The Asylum dem nach Trash dürstenden Publikum SHARKNADO (2013) schenkte und damit eine wahre Flut an ähnlich gelagerten Streifen lostrat, die sich immer abstruseren Szenarien bedienten, um die gefräßigen Raubfische auf unbescholtene Menschen loszulassen. Aber auch abseits der Grabbeltischfilmchen schlugen in all den Jahren regelmäßig Haifilme auf, die zwar nicht weniger günstig waren aber einen durchaus seriöseren Ton anschlugen. Mit DEEP FEAR – TAUCH UM DEIN LEBEN (2022) kommt nun der nächste Survivalthriller mit Fischbeilage nach Deutschland. Nach limitiertem Kinostart bringt Busch Media Group den Streifen nun auch ins Heimkino. Ob sich der Kauf lohnt, könnt ihr in unserer Kritik nachlesen.

Originaltitel: Deep Fear

Drehbuch: Robert Capelli Jr., Sophia Eptamenitis

Regie: Marcus Adams

Darsteller: Ed Westwick, Mãdãlina Ghenea, Macarena Gómez, Stany Coppet…

Artikel von Christopher Feldmann

Handlung:

Naomi (Mãdãlina Ghenea) und ihr Freund Jackson (Ed Westwick) organisieren hauptberuflich Tauch-Expeditionen für Touristen in der Karibik. Als erfahrene Seglerin möchte Naomi ein paar freie Tage für einen entspannten Bootstrip nutzen. Doch der gerät schnell aus den Fugen: Zunächst muss sie aufgrund eines Sturms ihre Route ändern. Dann gabelt sie die Schiffbrüchigen Maria (Macarena Gómez) und Jose (Stany Coppet) auf, die sich als skrupellose Drogenschmuggler entpuppen, deren Schiff auf den Meeresgrund gesunken ist. Diese zwingen Naomi, die sich noch im Schiff befindenden Kokainpakete zu bergen. Für die erfahrene Taucherin eigentlich kein Problem, doch im Wasser noch lauern Meeresbewohner, mit denen nicht zu spaßen ist.

Ich persönlich kann mir beim besten Willen nicht erklären, warum Haifilme immer noch ihr Publikum finden. Mittlerweile wurde so ziemliches Szenario, egal wie absurd diese auch diese auch waren, abgegrast. Aber es ist anscheinend ein Markt vorhanden, der natürlich weiterhin bedient werden muss und so bekommen wir nun mit DEEP FEAR den nächsten potenziellen Nägelkauer, der allerdings keinen kalkulierten Trash darstellt, sondern ein ernstzunehmender Thriller sein will, in dem sich Personen einmal mehr in einer ausweglosen Situation befinden. Wobei „ausweglos“ gar nicht mal so richtig zutrifft, denn die beteiligten Charakter könnten jederzeit die Biege machen. Dennoch etabliert das Drehbuch eine Geschichte rund um ruchlose Drogenschieber, die unserer weiblichen Protagonistin zu Leibe rücken und diese in ihre Gewalt bringen. Wie bereits in der Inhaltsangabe erwähnt, wird diese gezwungen, auf Grund gegangenes Kokain zu bergen. Das ist jetzt nicht die originellste Story und auch in der Figurenzeichnung bedient man sich bei bereits wohl bekannten Klischees. „Naomi“ bekommt als Profi-Taucherin, die zudem als die beste Seglerin der Karibik bezeichnet wird, ein Kindheitstrauma angedichtet, das aber nie wirklich Einfluss auf den Plot hat. Es gibt zwar immer mal wieder Rückblenden zu dem auslösenden Unglück, bei dem sie ihre Eltern verlor, so richtig handlungsfördernd sind diese aber nicht, stattdessen wirkt es, als wolle man die eh schon knapp bemessene Laufzeit von 85 Minuten (inkl. Abspann) etwas strecken.

Tatsächlich tut die Kürze dem Film gut, denn abseits der Versuche das Kokain zu bergen und die Auseinandersetzungen an Bord, hat er wenig zu bieten. Auch der auf dem Cover omnipräsente Hai ist eigentlich nur eine kleine Zugabe und spielt eher eine Nebenrolle. Im Grunde genommen ist das Ganze Gedöns um den blutrünstigen Raubfisch nur eine Vermarktungsstrategie, denn DEEP FEAR will eigentlich ein klassischer Thriller sein. Das gelingt ihm aber nicht zu hundert Prozent, was vor allem an den etwas blassen Figuren liegt. Gerade die beiden Antagonisten bleiben ziemlich eindimensional, wobei Macarena Gómez noch die beste schauspielerische Leistung abliefert. Hauptdarstellerin Mãdãlina Ghenea, ein rumänisches Model, das mit einer kleinen Rolle in Ridley Scotts HOUSE OF GUCCI (2021) Kinoluft schnuppern durfte, gibt sich zwar sichtlich Mühe, scheitert aber schlussendlich an begrenztem Talent. Ed Westwick, dessen Karriere nach Vergewaltigungsvorwürfen im Jahr 2017 einen gehörigen Dämpfer bekam, hat nicht sonderlich viel zu tun, steht meistens nur in der Gegend rum und darf erst im Finale etwas aktiver werden, wobei er schlussendlich die „Damsel in Distress“ geben darf.

Rein optisch besitzt DEEP FEAR deutlich mehr Qualitäten. Bei solchen Filmen muss man sich mittlerweile auf das Schlimmste gefasst machen, Regisseur Marcus Adams, der hauptsächlich für Musikvideos bekannt ist, gibt sich aber wirklich Mühe, das Ganze gut aussehen zu lassen. So bekommt der Zuschauer ein paar schöne Panoramaaufnahmen und gut gefilmte Unterwasserszenen zu sehen, die durchaus etwas her machen. Auch die digitalen Effekte, die größtenteils auf den angreifenden Hai zutreffen, sind jetzt nicht preisverdächtig aber für ihre Preisklasse ansehnlich. Aber eines kann man dem Film nicht verzeihen: Bei einem Haiangriff unter Wasser beißt der Fisch beherzt in ein Kokainpaket und frisst es mitsamt Inhalt, was kurze Zeit später mit dem Satz „Der Hai ist jetzt total auf Koks“ unterstrichen wird. Ein Szenario, was den Trash-affinen Zuschauer sicher das Höschen feucht werden lässt, leider spielt der Film diese Idee nicht im geringsten aus und auch auf den Verlauf der Handlung hat dies keine Auswirkungen.

Im Finale wird es dann nochmal ein wenig blutig, so richtig vom Leder zieht man hier aber nicht. Im Grunde bietet DEEP FEAR Standardkost, gespeist aus bewährten Versatzstücken, die aber im Vergleich zu den meisten anderen Straight-to-DVD-Reißern immerhin einigermaßen wertig daherkommt. Ob man dafür eine Kinokarte löst, ist jedem selbst überlassen.

Nun veröffentlicht Busch Media Group den Film im Heimkino, sowohl digital als auch auf Scheibe. Die Blu-ray bietet als Extras lediglich den Originaltrailer, sowie eine Trailershow. Ein Wendecover ohne FSK-Flatschen ist ebenfalls vorhanden.

Fazit:

DEEP FEAR – TAUCH UM DEIN LEBEN (2023) ist kein neuer Meilenstein im Genre des Haithrillers, zumal die possierlichen Fische auch nur eine Randerscheinung darstellen. Potenzial für wilde Wasseraction lässt der Film leider liegen, stattdessen gibt es einen generischen Plot um Kokain und eine Profitaucherin mit Kindheitstrauma. Dennoch stellt sich bei 85 Minuten Laufzeit eine gewisse Kurzweil ein und auch optisch holt der Regisseur das Beste aus seinem Budget heraus. Genre-Enthusiasten, die keinen dieser Filme liegen lassen, werden zumindest ordentlich unterhalten.

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