Die Zeiten, in denen Aaron Eckhart auf den Besetzungslisten großer Kinoproduktionen zu finden war, scheinen vorbei, verdingt sich der Hollywoodstar doch mittlerweile eher in minderbudgetierten Straight-to-DVD-Titeln. Für seinen neuesten Streich stellte man ihm sogar einen Partner mit kalter Schnauze zur Seite, allerdings handelt es sich bei MUZZLE – K-9 NARCOTICS UNIT (2023) mitnichten um eine Buddy-Klamotte im Geiste des James-Belushi-Hits von 1989, sondern um einen durchaus ernsten Copthriller mit Drama-Elementen. Capelight Pictures veröffentlichte den Streifen kürzlich im Heimkino. Ob sich die Sichtung lohnt, erfahrt ihr in unserer Kritik.

Originaltitel: Muzzle

Drehbuch: Carlyle Eubank

Regie: John Stalberg Jr.

Darsteller: Aaron Eckart, Penelope Mitchell, Diego Tinoco, Stephen Lang, Nick Searcy…

Artikel von Christopher Feldmann

Handlung:

Jake Rosser (Aaron Eckhart), K-9-Officer beim LAPD, gerät mit seinem vierbeinigen Partner Ace auf den Straßen von Los Angeles in eine Schießerei mit Drogendealern. Als sein Hund dabei tödlich verletzt wird, verliert er die Kontrolle und wird vom Dienst suspendiert. Von seinen Vorgesetzten daran gehindert, die Identität des Schützen herauszufinden, beschließt Jake, auf eigene Faust zu ermitteln. Dafür schließt er sich mit Socks zusammen, einem ungestümen Polizeihund mit einer mysteriösen Vergangenheit. Gemeinsam decken sie eine riesige Verschwörung auf, welche die ganze Stadt im Würgegriff hat …

Bei dem Begriff „K-9“ (so bezeichnet man die Hundestaffel der Polizei) klingelt doch etwas, oder? Richtig, 1989 startete die Buddy-Cop-Komödie K-9 in den Kinos, die hierzulande unter dem Titel MEIN PARTNER MIT DER KALTEN SCHNAUZE veröffentlicht wurde und in der James Belushi (nicht der „Blues Brother“) mit vierbeiniger Unterstützung Verbrecher dingfest machte. Der Film war ein veritabler Erfolg und konnte sogar etwas mehr Geld einspielen als der ähnlich gelagerte und im gleichen Jahr gestartete Film SCOTT & HUUTSCH (1989), mit Tom Hanks in der Hauptrolle. Es folgte ein in der Zukunft spielendes TV-Spin-Off (der Auftakt zu einer Serie, die nie produziert wurde), sowie zwei eher maue DTV-Nachzügler mit Belushi, der diese laut einiger Aussage nur des Geldes wegen drehte. Auf einem ähnlichen Niveau kommt auch MUZZLE – K-9 NARCOTICS UNIT daher, wurde der Film doch ebenfalls sichtbar kostengünstig produziert. Auch wenn Regisseur und Ideengeber John Stalberg Jr. es wahrscheinlich verneinen würde, wirkt der Streifen doch ein wenig vom einstigen Belushi-Erfolg inspiriert, legt jedoch einen ernsteren Tonfall an den Tag.

So muss unser Protagonist gleich zu Beginn den Verlust seines treuen Gefährten verarbeiten, was dafür sorgt, dass er auch mal einen Sanitäter zusammenschlägt, weil dieser nach der Devise „erst Mensch, dann Tier“ vorgeht. Es folgt eine Beurlaubung, Sitzungen beim Therapeuten und schließlich die Annäherung mit einem neuen Polizeihund, den niemand so wirklich haben möchte aber immerhin mit Titanzähnen ausgestattet ist. Was folgt ist natürlich die Jagd nach denjenigen, die den Hund unseres Cops zu verantworten haben. Wer sich angesichts des Plots an JOHN WICK (2014) erinnert fühlt, sollte seine Erwartungen aber nicht zu weit oben ansetzen. Wo der Actionkracher mit Keanu Reeves seine zugegeben dünne Prämisse für ein überhöhtes Spektakel nutzte, nimmt sich MUZZLE ziemlich ernst und erzählt einen generischen Copkrimi, der zwar an der ein oder anderen Stelle durchaus ans Herz geht (sofern man Hunden zugeneigt ist), ansonsten aber austauschbare Stangenware bietet. So gestaltet sich die Jagd nach den Verbrechern, bei denen es sich um einfache Drogenschieber handelt, die nicht weiter charakterisiert werden, relativ zäh. So schleppt sich die Story von einer Befragung zur nächsten, bis „Jake Rosser“ irgendwann die Drahtzieher am Wickel hat. Dazwischen gibt es kurze Action-Einsprengsel und viele Dialoge, denn um die Laufzeit zu füllen, integrierte man nicht nur das obligatorische „Bonding“ zwischen Mensch und Tier, welches viel zu einfach vonstatten geht, sondern auch eine oberflächliche und nichtssagende Love-Story, die keinerlei Bewandtnis für die Handlung hat.

Auch optisch backt MUZZLE kleine Brötchen. Regisseur John Stalberg Jr. macht zwar einen ordentlichen Job, filmt aber die immer gleichen, schäbigen Ecken ab, in denen Rosser unterwegs ist. Ob es sich bei dem Handlungsort um Los Angeles, New York oder Offenbach handelt, spielt gar keine Rolle, unser Cop treibt sich zu 90% an runtergekommenen Straßenecken oder in leerstehenden Gebäuden herum. Eben da, wo das Drehen günstig ist. Auch in Sachen Action gibt es nicht viel zu holen, auch wenn es hier und da mal etwas blutiger wirkt, die Titanzähne Socks‘ kommen hingegen nicht wirklich zum Einsatz. Zumindest Kameraarbeit und Schnitt sind sauber, was den Film etwas hochwertiger aussehen lässt, als er es vermutlich ist.

Aaron Eckhart guckt zwar größtenteils wie drei Tage Regenwetter, macht aber dank seines Charismas eine ordentlichen Job. Die Rolle des hartgesottenen Cops, der den Tod seines treuen Gefährten verarbeiten muss, steht dem Mimen gut zu Gesicht und auch körperlich hat Eckhart noch einiges auf dem Kasten. Es ist trotzdem schade, dass der Hollywoodstar mittlerweile in dieser Preisklasse dreht und das auch mit recht geringem Output, ist MUZZLE nach LINE OF DUTY (2019), WANDER (2020) und AMBUSH (2023) erst der vierte Film in vier Jahren. Die Zeiten, in denen Eckhart in Filmen wie THANK YOU FOR SMOKING (2005), THE DARK KNIGHT (2008), BATTLE: LOS ANGELES (2011) oder OLYMPUS HAS FALLEN (2013) zu sehen war, scheint vorbei zu sein. Der Rest der Besetzung hinterlässt dabei keinen sonderlich großen Eindruck, Penelope Mitchell ist als Love-Interest vergessenswert, Diego Tinoco bekommt als Arschloch-Kollege und später Unterstützer auch nicht viel zu tun und Stephen Lang schaut lediglich für einen besseren Gastauftritt als Hundetrainer vorbei.

Die Blu-ray, die uns von Capelight Pictures zur Verfügung gestellt wurde, bietet scharfes Bild und glasklaren Ton, die Extras fallen mit lediglich dem Trailer erwartbar mager aus.

Fazit:

MUZZLE – K-9 NARCOTICS UNIT (2023) ist ein austauschbarer Copthriller, der lediglich Hundeliebhaber zumindest ein wenig hinter dem Ofen hervorlocken dürfte, ansonsten zwar sauberes aber inhaltlich vergessenswertes B-Movie-Allerlei bietet, bei dem nicht mal das Gimmick Titanzähne gebührend zum Einsatz kommt.

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