Regisseur Park Hoon-Jung schrieb einst das Drehbuch für den fiesen Killerfilm I Saw The Devil, der hierzulande in der Uncut-SPIO-Fassung nur unter der Ladentheke verkauft wurde. Wer Pech hatte, erstand den Streifen damals mit FSK 18-Siegel und konnte so früher ins Bett gehen. Das waren noch Zeiten, da war die Bundesprüfstelle noch nicht so locker drauf wie heute. Park Hoon-Jung drehte danach fleißig weitere Filme, unter anderem das großartige Abenteueractiondrama The Tiger. Wer den Film noch nicht kennt, sollte unbedingt einen Blick wagen. Park Hoon-Jung ist der Mann für gutes, rundes Entertainmentkino, ein Experte für den schmackhaften Genre-Mix aus Korea. Nun also sein neuster Streich, die Erwartungen an The Childe sind hoch. Gelang ihm ein weiterer, guter Film? ALPHA FILM brachte den originellen Thriller als exklusives Neo-Noir Collector’s 2-Disc Double-Pack inkl. A Bittersweet Life, auf jeweils 250 Stück pro Covervariante (vier an der Zahl) streng limitiert heraus. Einen der großen Actionklassiker Koreas als Bonusfilm zu bekommen, ist irgendwie ungewöhnlich – aber nicht schlecht! Das Mediabook ist exklusiv im MEDIABOOK.SHOP erhältlich.

Regie: Park Hoon-Jung

Darsteller: Kim Seon-Ho, Kim Kang-Woo, Go Ara, Kang Tae-Joo

Artikel von Kai Kinnert

The Childe – Chase of Madness handelt von Marco Han, Sohn eines koreanischen Vaters und einer philippinischen Mutter, abfällig Kopino genannt. Er lebt mittellos mit seiner schwerkranken Mutter auf den Philippinen und versucht mit illegalen Boxkämpfen und Glücksspiel Geld für ihre Operationen zu verdienen. Nachdem er lange vergeblich nach seinem Vater suchte, tritt ein Anwalt an ihn heran, der behauptet, seinen Vater zu vertreten. Im First-Class Flug nach Südkorea wird er von einem zwielichtigen Nobelmann (Kim Seon-Ho) angesprochen, der ihm süffisant mitteilt, sein Leben sei in Gefahr. Marco gerät immer mehr in einen Strudel aus Unberechenbarkeit und Wahnsinn.

Der überheblich lächelnde Nobleman ist ein Experte im edlen Anzug. Ein Profi mit Knarre. Er betont es nicht nur gerne in so mancher Szene, er ist es auch. Arrogant und in sich ruhend, schlendert der Nobleman durch die Story und erscheint gerne unverhofft an der Seite der Menschen. Freundlich und lächelnd, ein Freund, wie er sagt. Vielleicht nicht unbedingt den Freund, den man sich so wünscht, aber dennoch ungefragt an seiner Seite hat. Wo er auftaucht, sterben Leute. Der Nobleman ist eine originelle und spannende Figur, die als Sidekick unseren Hauptdarsteller Marco durch den Film treibt und am Ende für einige Wendungen sorgen wird. Der Typ hat Potential und könnte glatt eine eigene, kleine Filmreihe bespaßen. Hat er Superkräfte? Man weiß es nicht, wahrscheinlich nicht, aber da gibt es diese lustige Szene, in der der Nobleman seinen „Freund“ verfolgt und einfach mal von einer Autobahnbrücke springt. Der Sprung ist aus ziemlicher Höhe und der Nobleman landet unbeschadet auf den Füssen. Er ist davon selbst überrascht und schaut hoch zur Brücke: „Das war höher als angenommen!

Überhaupt ist er sehr kontaktfreudig und geht zur Begrüßung auch schon mal auf Nasenspitzenlänge an sein Gegenüber heran. Irgendwie ist sein Lächeln immer unheimlich – aber passend. Doch was ist sein Auftrag? Wo kommt er her? Und was hat es mit der Lungenkrankheit auf sich, die der Nobleman scheinbar hat? Er hüstelt oft in sein Stofftaschentuch und bestaunt den Auswurf. Alles wird sich am Ende aufklären, wobei eine weitere Wendung im Abspann zu sehen ist. Der Theater- und TV-Schauspieler Kim Seon-Ho ist als Nobleman die perfekte Besetzung. Er nimmt den Zuschauer sofort mit und sorgt für eine Menge schwarzen Humor. Sein Lächeln irritiert herzerfrischend bedrohlich.

Ziel des Nobleman ist Marco (Kang Tae-Joo), der Boxer, der seinen Vater sucht und auf den Philippinen in einem Heim aufgewachsen ist und plötzlich seinen Vater in Seoul treffen darf. Marco ist angespannt. Er wird nach Seoul fliegen und endlich seinen Vater kennenlernen. Doch ganz so einfach ist es nicht, denn es wird böse und blutig werden. Marco ist nun auf der Flucht, verletzt und (fast) allein, aber immer noch Boxer, und nur der Nobleman kann mit seinem Wahnsinn wieder Ordnung ins Chaos bringen. Regisseur Park Hoon-Jung lässt es in seinem Film bodenständig und saftig krachen, an Tempo mangelt es dem Film nicht. Wobei der Film nicht hektisch ist, sondern einfach „nur“ gut ausgewogen. Die Erzählung bleibt kompakt und ist ohne Längen, es macht Spaß der Action, um Marco und den Nobleman zuzusehen. Es wurde gut und blutig inszeniert, die Stunts sitzen.

Dazu kommt noch die entspannte Kameraarbeit von Shin Tae-Ho, sowie ein natürliche Lichtsetzung und durchdachte Farbgebung. Passend auch der elektronisch angehauchte Soundtrack von Mowg (I Saw The Devil, Burning) Der Look des Films ist bildgewaltig und bodenständig zugleich, hier weht stark der Wind des Understatements – und genau das macht den Film so rund und unterhaltsam.

The Childe – Chase of Madness ist ein Neo-Noir-Actionthriller mit einer Menge guter Action, schwarzem Humor und unterhaltsamen Wendungen. Wer die Actionthriller Koreas mag, wird hier seinen Spaß haben! Mir gefiel der Film sehr, der Nobleman ist eine gute Idee.

Das Bild der Blu-ray ist sauber, satt und klar, der Ton ebenso. Als Extras gibt es einen kurzen Blick in die Dreharbeiten, Trailer und ein 44-seitiges Booklet von Martin Beck. Mit an Bord: A Bittersweet Life (2005). Ein unbedingt sehenswerter Actionfilm und ein Klassiker seines Genres. Hier gibt es also zwei hervorragende Film auf einmal!

Und hier geht´s zur Kritik von: A Bittersweet Life (in Kürze)

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