Pünktlich zu Weihnachten starten wir unsere Während-du-schliefst-Challenge, denn wie eifrige Hörer bereits der Christmas Edition unseres „Movie Match“ entnehmen konnten, wurde die Festtagsromanze WÄHREND DU SCHLIEFST (1995) zum Sieger unseres kleinen Weihnachtsfilmturniers gekürt. Das hat nun zur Folge, dass nicht nur Christian Jürs und meine Wenigkeit den Film rezensieren müssen, sondern auch Frank Battermann von der Fernsehschatztruhe und der für Emotionen unempfängliche Playzocker Reviews sich dazu verpflichteten jeweils eine Review in Text- oder Videoform zu produzieren. Ich mache mal den Anfang, ganz klassisch mit einem Artikel, und verrate euch, warum die Schmonzette durchaus sehenswert ist und sich gut für die Feiertage eignet.

Originaltitel: While You Were Sleeping

Drehbuch: Daniel G. Sullivan, Frederic Lebow

Regie: Jon Turteltaub

Darsteller: Sandra Bullock, Bill Pullman, Peter Boyle, Peter Gallagher, Jack Warden, Glynis Johns, Micole Mercurio, Jason Bernard…

Artikel von Christopher Feldmann

Handlung:

Die hübsche, aber einsame Lucy (Sandra Bullock) arbeitet jeden Tag am Fahrkartenschalter der U-Bahn, verliebt in einen Traummann, den sie nur von weitem kennt. Eines Tages rettet sie ihm nach einem Überfall das Leben. Doch während Peter (Peter Gallagher), ihr Traummann, im Koma liegt, wird Lucy im Krankenhaus von Peters Familie versehentlich für dessen Verlobte gehalten. Die Herzlichkeit, mit der Lucy aufgenommen wird, macht es ihr unmöglich, die Wahrheit zu sagen. Nur Peters Bruder Jack (Bill Pullmann) scheint etwas zu ahnen…

1994 dürfte wohl als das Durchbruchsjahr Sandra Bullocks gelten. Nachdem die deutsch-amerikanische Schauspielerin, die ihre Kindheit überwiegend in im schönen Nürnberg verbrachte, bereits in diversen Serien und Fernsehfilmen auftrat und mit dem Thriller-Remake SPURLOS (1993), sowie dem Actionkracher DEMOLITION MAN (1993) Kinoluft schnuppern durfte, wurde sie spätestens durch Jan De Bonts Knaller SPEED (1994) einem breiten Publikum bekannt. An der Seite von Keanu Reeves spielte sich die spätere Oscarpreisträgerin als „Annie Porter“ mit reichlich Charme in die Herzen der Zuschauer. Der Film war ein großer Kassenhit und gilt als einer der großen Actionklassiker der 1990er Jahre. Doch erst mit ihrem nächsten Projekt, welches im April 1995 erschien bewies Bullock, dass sie auch ohne große Stars an ihrer Seite einen Film tragen kann.

An dieser Stelle muss ich zugeben, dass ich den Titel WÄHREND DU SCHLIEFST (1995) zuvor mal gehört aber nie gesehen habe und das obwohl der Film ein echter Kassenschlager war und bei schlanken 17 Millionen US-Dollar Produktionskosten ganze 182 Millionen wieder einspielen konnte. Doch die Diskussion innerhalb unseres „Movie Match“ machte mir den Film schmackhaft und da es zu Weihnachten auch gerne mal etwas gefühlsduselig und warmherzig zugehen darf, war ich ganz froh, dass der Film das Match gewonnen hat und ich nun in den Genuss dieser kleinen, sympathischen Romanze kam.

Sicher, der Plot ist aus heutiger Sicht etwas schwierig. Bullock spielt die einsame, im Leben stehengebliebene Ticketverkäuferin, die sich in einen ihr unbekannten Mann verliebt, dem sie morgens an der Bahnstation stets hinterherschmachtet. Als dieser durch einen Unfall ins Koma fällt, nachdem ihm „Lucy“ das Leben rettete, beginnt die eigentliche Geschichte, denn um bei ihrem heimlichen Schwarm sein zu können, gibt sie sich prompt und auch eher etwas unabsichtlich als dessen Verlobte aus, was natürlich erstmal Fragen aufwirft, als die Familie es Patienten plötzlich in der Klinik aufschlägt. Jetzt kann man natürlich kritisieren, dass eine Geschichte über eine einsame Frau, die sich als zukünftige Ehefrau eines Komapatienten ausgibt, nur um ihm nahe zu sein und dabei der gesamten Sippschaft einen Bären aufbindet, ein leichtes Geschmäckle mit sich bringt. An dieser Stelle kann ich den Playzocker schon förmlich Galle spucken hören, wenn er dies als psychopathisch, ekelhaft und übergriffig bezeichnet und Ja, heutzutage würde man ein solches Skript kaum mehr verfilmen, aus Angst vor Shitstorms aus der Bubble der kleinkarierten Political-Correctness-Beauftragten. 1994 sah man das Alles allerdings nicht so eng, beziehungsweise machte man sich darüber keinerlei Gedanken und um den Film genießen zu können, sollte man etwaige Gedanken außen vorlassen.

Die Geschichte hat nämlich eine gewisse tragische Note, denn „Lucy“ spielt die Charade nicht aus dem Grund, weil es sich bei ihr um eine manische Irre handelt, sondern um eine einsame Frau, die seitdem Tod ihres Vaters, wegen dessen Krankheit sie ihre Karriere aufgab, ein eher trauriges Dasein fristet. Das ändert sich, als sie die Familie ihres Schwarms kennenlernt, die sie mit so viel Herzlichkeit und emotionaler Wärme aufnehmen, dass sie sich erstmals seit dem Verlust ihres Erzeugers wieder wie ein Mensch fühlt. Tatsächlich ist das Zusammenspiel der Figuren eine große Stärke des Films, denn in vielen anderen Produktionen wäre die Verwandtschaft vermutlich eine absolute Chaos-Sippe, die man für plumpe Gags missbrauchen würde. In WÄHREND DU SCHLIEFST handelt es sich um wirklich authentisch liebenswürdige Charaktere, die zwar einige Schrullen besitzen, ansonsten aber erstaunlich bodenständig und lebensbejahend auftreten. In Kombination mit der hinreißenden Sandra Bullock ergibt das eine wahrlich schöne Symbiose, der man nur zu gerne zusieht.

Auch die Love-Story, die zwischen ihr und Bill Pullman entsteht, der den Bruder des komatösen „Peter“ mimt, wirkt nicht aufgezwungen oder zu arg forciert, sondern entsteht unterschwellig. Pullman, der ein Jahr später im Blockbuster INDEPENDENCE DAY (1996) den US-Präsidenten spielen sollte, beweist auch hier ein gutes Händchen für eine natürliche wie glaubwürdige Performance. Am Ende ist es aber dennoch Bullock, die die doch eher vorhersehbare Romanze trägt und mit der der Zuschauer auch connected. Das Drehbuch speist sich aus den klassischen Bausteinen für romantische Komödien zusammen und wie das Ganze endet, weiß man schon nach einigen Minuten Laufzeit. Trotzdem weiß der Film zu überzeugen, gerade weil die Chemie der Darsteller stimmt und Regisseur Jon Turteltaub weniger auf überdrehte Comedy als auf ehrliche Gefühle setzt.

WÄHREND DU SCHLIEFST ist zwar mit Sicherheit kein All-Time-Classic und bestimmt nicht der beste Weihnachtsfilm aller Zeiten und ich würde auch lügen, wenn ich behaupten würde, dass wir innerhalb des Movie Match stellenweise nicht absichtlich den Film in die nächste Runde gevoted hätten, um Zocki zu ärgern, dennoch hat man mit dieser kleinen aber feinen Liebesgeschichte eine gute Zeit, besonders wenn man sich nach dem Festtagsbraten auf die Couch kuschelt. Und ja, für Pärchen eignet sich der Film besonders gut, auch meine Liebste war entzückt.

Fazit:

Jon Turteltaubs Festtagsromanze WÄHREND DU SCHLIEFST (1995) würde man heutzutage vermutlich nicht mehr in dieser Form drehen, sondern die Prämisse für einen Psychothriller verwenden. In dieser Variante überzeugt der Film allerdings mit viel Herz, Wärme, weihnachtlichem Glanz und einer hinreißenden Sandra Bullock, die hiernach zum Superstar avancierte.

Amazon-Links:

DVD

VHS

Prime Video

Zum Medienhuren Movie Match – Christmas Edition

Christophers Filmtagebuch bei Letterboxd – Your Life in Film

Zurück zur Startseite