„Be nice…until it’s time not to be nice!„. Mit dem Provinzklopperstreifen ROAD HOUSE (1989) legte Patrick Swayze, der damals versuchte gegen sein DIRTY-DANCING-Image anzukämpfen, einen echten Kultfilm aufs Parkett, der unter Fans testosterongeschwängerter 80er-Kracher immer noch hoch im Kurs steht. Rund 17 Jahre später erblickte eine Fortsetzung das Licht der Videotheken, von deren Existenz vermutlich nur hartgesottene B-Film-Enthusiasten wissen. Im Rahmen unseres Specials „Best Worst Sequels“ wollen wir nun herausfinden, ob ROAD HOUSE 2: LAST CALL (2006) zumindest ansatzweise Qualitäten aufweist oder eine vergessenswerte Fußnote im Sumpf günstig abgedrehter Semi-Fortsetzungen ist.
Originaltitel: Road House 2: Last Call
Drehbuch: Miles Chapman, Johnathon Schaech, Richard Chizmar
Regie: Scott Ziehl
Darsteller: Johnathon Schaech, Ellen Hollman, Jake Busey, Richard Norton, Will Patton, Marisa Quintanilla…
Artikel von Christopher Feldmann
Mit ROAD HOUSE 2 (2006) verhält es sich etwas anders als mit dem zuvor besprochenen STAYING ALIVE (1983). Während John Travolta sehr daran gelegen war, einen seiner größten Hits im Kino fortzusetzen, hatte bei dem hier vorliegenden Film wohl niemand wirklich Interesse daran, ein würdiges Follow-Up auf die Beine zu stellen, sondern mit einem bekannten und beliebten Titel viele Jahre später nochmal Kasse zu machen, selbstverständlich auf dem DVD-Markt, auf dem man 2006 noch gutes Geld verdienen konnte. ROAD HOUSE 2 ist einer dieser Fälle, bei dem Studio-Executives im Vorfeld den Backkatalog durchstöbern, um irgendetwas zu finden, was sich schnell und günstig produzieren, sowie gewinnbringend verkaufen lässt. Dass zu dieser Zeit wohl niemand nach einer Fortsetzung zum beliebten Swayze-Klopper gefragt hat, spielt dabei eine eher untergeordnete Rolle, zumal dieser für diese Produktion „nicht zur Verfügung“ stand. Und trotzdem ist das Alibi-Sequel kein Totalausfall, sondern ein nicht unbedingt memorabler aber zumindest annehmbarer B-Klopper.
Handlung:
Shane Tanner (Johnathon Schaech), Undercover-Agent bei der Drogenfahndung, kehrt zurück in den sumpfigen Süden, ins Dorf seiner Kindheit, wo böse Drogengangster soeben seinen als Barbesitzer tätigen Onkel (Will Patton) ins Koma prügelten. Unerschrocken übernimmt Tanner die Leitung des Tanzschuppens und macht bald die Bekanntschaft des lokalen Unternehmers Wild Bill (Jake Busey) bzw. dessen Handlangern. Wild Bill hätte das „Black Pelican“ gern für seine Drogengeschäfte annektiert, gerät aber bei dem frisch verliebten Tanner an den Falschen!
ROAD HOUSE (1989) ist ohne Zweifel eine Sternstunde des Machokinos der 1980er Jahre. Der Film über eine „Türsteher-Legende“, die in einem Provinznest aufräumt und gegen fiese Gangster antritt, trieft nur so vor Testosteron, zeigt Patrick Swayze in seiner wohl lässigsten Rolle und begeistert vor allem durch seine unverwechselbare Atmosphäre wie sie nur in jenem Jahrzehnt möglich war. Natürlich besitzt der Prügelklassiker auch zahlreiche, unfreiwillig komische Momente, nimmt sich aber trotzdem ernst genug, um auf ganzer Strecke zu unterhalten. Dass eine Straight-to-DVD-Produktion wie ROAD HOUSE 2 im direkten Vergleich nur verlieren kann, liegt dabei auf der Hand.
Und trotzdem waren die Macher durchaus bemüht, direkte Verbindungen zu knüpfen. Ursprünglich versuchte man nämlich Hauptdarsteller Patrick Swayze für den Film zu gewinnen, damit dieser wieder als „Dalton“ in Erscheinung tritt, allerdings waren es die berüchtigten „kreativen Differenzen“, die dafür sorgten, dass aus diesem ehrbaren Vorhaben nichts wurde. Ob man sich schlussendlich wirklich nicht einigen konnte, es am Geld lag, Swayze kein Interesse hatte oder seine Krankheit eine Mitwirkung verhinderte (der Schauspieler erlag 2009 dem Bauchspeicheldrüsenkrebs), ist nicht überliefert. Also wurde die Rolle einfach zum Onkel des Protagonisten umgeschrieben und Daddy „Dalton“ für tot erklärt. Warum „Shane“ allerdings nicht Dalton, sondern Tanner als Nachnamen trägt und seine Kindheit größtenteils im sumpfigen Süden verbrachte, ist nicht wirklich ersichtlich. Generell wurden Verbindungen zum Original relativ faul ins Drehbuch integriert, denn natürlich haben die Bösewichte etwas mit dem Tod des Vaters zu tun und bis auf ein paar wiederholte Zitate wie die drei berühmten Regeln und die ständige Stilisierung Daltons zur Legende war es das auch schon.
Die eigentliche Handlung ist im Grunde genommen eine Variation des Originals. Es gibt die Dorfkneipe, in der gesoffen und sich geprügelt wird, die im Fadenkreuz von bösen Buben steht. „Shane Tanner“, der kein Türsteher aber immerhin DEA-Agent ist, bringt den Laden auf Vordermann, während der Onkel im Krankenhaus liegt und muss sich den Angriffen der örtlichen Drogenschieber erwehren, die die Bar zum neuen zentralen Punkt ihrer Geschäfte auserkoren haben. Warum es allerdings gerade dieses Etablissement sein muss, wird nicht unbedingt klar, vielleicht ist es ja das einzige im Gebiet, who knows? So folgt Schlagabtausch auf Schlagabtausch und natürlich die obligatorische Romanze. Wo Swayze im Original immerhin noch Kelly Lynch flachlegen durfte, reichte es hier nur für Ellen Hollman, die hauptsächlich als Nebendarstellerin für Fernsehserien tätig ist. Am Ende gibt’s dann nochmal gewaltig auf die Mütze und man wird sich durchaus bewusst, dass man es fast schon mit einer Art Remake zu tun hat, das man als Fortsetzung getarnt hat.
Das wäre eigentlich auch kein großes Problem, wären da nicht die Darsteller. Johnathon Schaech, der lediglich mit der Gurke PROM NIGHT (2008) Kinoluft schnuppern durfte und ansonsten lediglich im B-Movie-Fach unterwegs ist, ist einfach eine absolute Fehlbesetzung. Als Sohn des legendären „Dalton“ fehlt ihm einfach jegliches Charisma und sämtliche Coolness, die einst Swayze mitbrachte. Durch die ständige Erwähnung seines Charakters fällt Schaech nur noch weiter ab, zumal er selbst für die Kampfszenen auffallend oft gedoubelt wurde. Auch die bereits erwähnte Ellen Hollman ist nicht mehr als das gut aussehende Blondchen und hat nichts zu tun. Lediglich in den Nebenrollen tummeln sich bekannte Gesichter. Will Patton mimt den Onkel und Barbesitzer, kann ordentlich zulangen, verbringt einen Großteil des Films allerdings im Krankenbett, zumal er jeden Angriff und jede Verletzung überlebt. Den Vogel schießt allerdings Jake Busey ab, der hier als Bösewicht „Wild Bill“ in Erscheinung tritt. Der besticht durch maßloses Overacting und sorgt mitunter für die größten Lacher. Seine Gang besteht größtenteils aus Hip-Hop-Gangstern, deren Habitus sich Busey versucht hat anzueignen, was natürlich überhaupt nicht funktioniert.
Also Obermufti tritt dann noch Videothekenklopper-Ikone Richard Norton auf, der (Achtung: Spoiler!) natürlich hinter der Ermordung von „Dalton“ steckt. Norton hat sichtlich Spaß an seiner Rolle und macht einen wirklich guten Job, darf zum Ende hin auch nochmal kämpfen, was auch Sinn macht, es ist immerhin Richard Norton. Leider ist der Fight ein wenig kurz, ansonsten hätte das eine echt gute Nummer werden können. Das gilt nämlich für sämtliche Actionszenen des Films. Für die Kämpfe war nämlich niemand geringeres als J.J. Perry zuständig, der im gleichen Jahr die Choreographie für UNDISPUTED 2 (2006) verantwortete. Immer wenn es dazu kommt, haben die Kicks und Schläge durchaus Wumms und wissen zu überzeugen, auch wenn der Schnitt zu verschleiern versucht, dass hier nicht der Hauptdarsteller das Beinchen hebt. Leider sind diese Momente zu rar gesät, um aus ROAD HOUSE 2 einen veritablen B-Actionklopper zu machen. Optisch bewegt sich das Ganze auf solidem DTV-Niveau, nix besonderes aber wer sich durch die DVD-Prämieren der 2000er Jahre gekämpft hat, weiß, dass es durchaus schlechter geht, klassischer Digitallook eben mit gerade genug Budget, um das Ganze wie einen Film aussehen zu lassen. Mehr ist von einem Regisseur wie Scott Ziehl nicht zu erwarten, der u.a. auch für EISKALTE ENGEL 3 (2004) verantwortlich ist.
Fazit:
ROAD HOUSE 2 (2006) ist natürlich kein Film, den man unbedingt gesehen haben muss und lediglich eine behauptete Fortsetzung, die den Plot des Originals in weitaus günstiger und mit wesentlich weniger charismatischen Darstellern recycelt. Die punktuell ordentliche Actionchoreographie sorgt für kleine Ausschläge nach oben und insgesamt ist der Streifen ein guckbarer B-Film, den man sich durchaus antun kann.
Christophers Filmtagebuch bei Letterboxd – Your Life in Film