Brian De Palma ist ein begeisterter Fan von Alfred Hitchcock, was man in seinen Thrillern immer wieder zu spüren bekam. Ob Blow Out, Mein Bruder Kain oder Der Tod kommt zweimal – überall konnte man Anspielungen auf den Altmeister wiederfinden. Ganz besonders in diesem Schocker, der mit Angie Dickinson, Michael Caine und Nancy Allen bestens besetzt ist. CAPELIGHT PICTURES spendiert dem visuellen Meisterwerk eine unzensierte Neuauflage in Ultra HD, sowie eine DVD für den sparsamen Filmfreund. Die Frage ist: Kann der Klassiker auch heute noch überzeugen?

Drehbuch und Regie: Brian De Palma

Darsteller: Angie Dickinson, Michael Caine, Nancy Allen, Dennis Franz, Keith Gordon

Artikel von Christian Jürs

Herrje, kaum haben wir die Anfangscredits hinter uns gebracht, da fragte mich meine Frau auch schon, was denn bitte DAS für ein Film sei. Ein Softporno? Mitnichten, liebe Frau Jürs, denn auch wenn Dressed to Kill hier in der Unrated-Version vorliegt und in der Eröffnungssequenz daher eine sich sinnlich streichelnde Angie Dickinson in voller Pracht unter der Dusche präsentiert (aus der Zeit, als man untenherum noch Pelz trug), so ist diese Sequenz doch tatsächlich nicht selbstzweckhaft inszeniert und dient der folgenden Filmhandlung.

Dickinson verkörpert Kate Miller, eine sexuell frustrierte Frau mittleren Alters, die sich, während ihr Mann (Fred Weber) morgens mal wieder über sie herüberrutscht, in den oben erwähnten, sexuellen Traum flüchtet, bei dem sie unter der Dusche masturbiert, während ihr Göttergatte sich vor dem Badezimmerspiegel rasiert. Doch der Traum beinhaltet einen Twist, denn plötzlich taucht unter der Dusche hinter ihr ein Unbekannter (Robbie L. McDermott) auf, der sich gewaltsam an der immer noch attraktiven Endvierzigerin vergeht. Was das wohl zu bedeuten hat?

Von ihren ehelichen Problemen scheint weder ihr Mann noch ihr technisch versierter Teenagersohn Peter (Keith Gordon) etwas zu ahnen. Um hinter die Bedeutung ihres Tagtraumes zu kommen und außerdem, um sich den Ehefrust von der Seele zu reden, stattet sie ihrem Psychiater Dr. Robert Elliott (Michael Caine) einen Besuch ab, bei dem sie ihn becirct, was allerdings ohne Erfolg bleibt. Denn auch wenn ihr Psychiater Kate attraktiv und begehrenswert findet, so möchte er seine Ehe doch nicht aufs Spiel setzen für einen Seitensprung.

Deutlich mehr Glück beim Baggern hat Kate dann bei einem anschließenden Museumsbesuch, bei dem sie einem Fremden (Ken Baker) ebenfalls eindeutige Avancen macht, die dieser nicht unbeantwortet lässt. Er zieht Kate mit in ein Taxi, wo das gemeinsame Liebesspiel beginnt, welches in seinem Heimischen Bett sein Finale findet. Was die treulose Ehefrau nicht ahnt: Eine blonde Frau folgte ihr von der Praxis Dr. Elliots bis hin in ihr Liebesnest – und die Absichten dieser Dame sind keine Guten. Das muss auch die Prostituierte Liz Blake (Nancy Allen) feststellen, die gerade beruflich im gleichen Haus zu tun hat und ebenfalls auf die mysteriöse, blonde Frau trifft.

Ich habe mich bemüht, den Plot von Dressed to Kill so spoilerfrei wie möglich wiederzugeben, um denjenigen, die den Thriller noch nicht kennen, nicht den Spaß zu verderben. Denn ebenso wie in einem Hitchcock-Film (welcher, sei nicht verraten, auch wenn es relativ offensichtlich ist), gibt es einen riesigen Plottwist im Laufe der Handlung, der immer noch so manchen von Euch überraschen dürfte. Doch auch beim italienischen Thriller, in dem oftmals Killer mit schwarzen Handschuhen und Messern oder Rasierklingen ihre Tat vollbringen, hat Brian De Palma sich inspirieren lassen und schuf quasi einen American Giallo.

Dressed to Kill überzeugt dabei nicht nur durch seine fabelhafte Darstellerriege, die noch von Dennis Franz als schmieriger, Sprüche klopfender Polizist ein wenig aufgelockert wird, sondern vor allem durch virtuose und wohldurchdachte Kamera- und Schnittarbeit, sowie einer düsteren, oftmals gruseligen Atmosphäre. Dressed to Kill ist ein Thrillerkleinod, welches sich wunderbar in die Riege mit Sisters – Schwestern des Bösen, Der Tod kommt zweimal und vor allem Blow Out – Der Tod löscht alle Spuren einreiht, wobei Letzterer mein Lieblingsfilm aus dieser Aufzählung ist und bleibt. Zwar kratzt Dressed to Kill an dessen Thron, kann ihm aber, aufgrund eines meiner Meinung nach etwas schwächerem Finales und einem etwas überflüssigem Anhängsel daran, nicht das Wasser reichen. Insgesamt ist Dressed to Kill aber ein toller Film mit vielen durchdachten, optischen Spielereien und einer schön gruseligen Atmosphäre, den jeder einmal gesehen haben sollte. Der Soundtrack von Komponist Pino Donaggio, den Brian De Palma in seinen Thrillern immer wieder engagierte und der außerdem Werke wie Wenn die Gondeln Trauer tragen veredelte, ist zudem schlichtweg genial.

Mir lag zur Besprechung das brandneue Mediabook von Capelight Pictures vor. Die Bild- und Tonqualität des Hauptfilms ist, insbesondere auf der 4K-UHD-Scheibe, wirklich toll (dem Alter entsprechend natürlich). Das Bonusmaterial, welches auch auf der DVD-Variante zu finden ist, beinhaltet Interviews mit Nancy Allen und Produzent George Litto, eine Featurette mit Keith Gordon und den Trailer in verschiedenen Ausführungen. Wer zur Mediabookvariante greift, bekommt darüber hinaus auch ein 24-seitiges Booklet Leonhard Elias Lemke und eine zusätzliche Bonus-Disc, auf der, neben weiteren Interviews, auch Versionsvergleiche und eine Featurette hierzu und ein Making Of zu finden sind.

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