Weiter geht´s mit dem Abarbeiten von Rezensionsfilmen, die sich im Laufe der letzten Monate bei mir angesammelt haben und aus unerklärlichen Gründen (Unordnung, es war meine Unordnung – ich bin eine Schlampe) in Vergessenheit gerieten. Diesmal habe ich einen 80´s Gruselthriller aus dem Hause WICKED VISION DISTRIBUTION GMBH für Euch unter der Couch hervorgekramt, dem eine besonders liebevolle Veröffentlichung zuteilwurde. Meg Foster, die Frau mit den hypnotischen, hellblauen Augen, begibt sich darin auf Griechenlandreise. Doch anstelle von Ouzo und Sirtaki findet sie Mord und Todschlag vor – und Wind, ganz besonders viel Wind. Ob der Thriller orkanartig einschlägt oder nur ein laues Lüftchen ist, verrate ich Euch in meiner Kritik.

Alternativtitel: Edge of Terror

Regie: Nico Mastorakis

Darsteller: Meg Foster, Wings Hauser, Robert Morley, Steve Railsback, David McCallum

Artikel von Christian Jürs

Der Cast liest sich vielversprechend: Meg Foster, Genrefans bestens bekannt aus Werken wie Leviathan, Sie leben, Stepfather 2, Project: Shadowchaser und The Lords of Salem, ist in der Hauptrolle an Bord. Ihr zur Seite stehen David McCallum (Gesprengte Ketten), Robert Morley (Theater des Grauens) und Steve Railsback (Lifeforce – Die tödliche Bedrohung) – jedoch allesamt nur in kleineren Rollen. B-Film-Allzweckwaffe Wings Hauser (L.A. Bounty) hingegen darf als Gegenspieler ordentlich aufdrehen, beweist dabei allerdings, dass sein mimisches Talent weit hinter dem von Meg Foster angesiedelt ist.

Foster spielt Sian Anderson, eine gutbetuchte Krimiautorin, die zusammen mit ihrem Mann / Verlobten / Freund / Bettgesellen oder was-auch-immer John (David McCallum) in einer Villa in Los Angeles lebt. Für ihren neuen Roman benötigt sie eine Auszeit von der romantischen Zweisamkeit und reist deshalb allein auf die griechische Insel Monemvassia, um dem Großstadtlärm auszuweichen. Vielleicht hat sie aber auch keine Lust auf John, der im Bett ihre eindeutigen Avancen abschmettert, da er sich vom letzten Mal noch nicht richtig erholt hat. Was stimmt nicht mit dem?

Egal, nach ihrer Abreise hat John eh nicht mehr viel zu melden und verschwindet weitestgehend aus dem Film, wohl auch, weil man David McCallum nur für einen oder zwei Drehtage engagiert hatte. Ähnliches trifft auf Robert Morley zu, den ich seit frühester Kindheit ganz toll finde, da er sich traute, der robusten Miss Marple in Der Wachsblumenstrauß einen Antrag zu machen (selbstverständlich ohne Erfolg, sehr zur Freude von Mister Stringer). Er gibt den gutbetuchten Inselherren Elias Appleby, der Sian ein Anwesen vermietet und sie gerne mal als „Kindchen“ bezeichnet, was der selbstbewussten Frau so gar nicht gefällt.

Wenig Gutes hat Appleby derweil über seinen Hausmeister und Lohnsklaven Phil (Wings Hauser) zu erzählen, den er als eine Null bezeichnet, was keine gute Idee ist, wie wir später noch erfahren werden. Ansonsten warnt der alte Schwerenöter Sian noch vor den heftigen Winden, die zu dieser Jahreszeit in dieser Gegend wüten und äußerst gefährlich sind. Kein Wunder, dass so gut wie niemand auf der Touristeninsel anzutreffen ist.

Abends sprudelt es an der Schreibmaschine dann aus Sian (wer nennt sein Kind eigentlich so?) heraus. Sie verfasst eine Mordgeschichte, in der Phil seinen Arbeitgeber Elias abmurkst – nicht ahnend, dass selbiges Verbrechen gerade tatsächlich vonstattengeht. Als Sian aus dem Fenster blickt und Phil beim Verbuddeln von irgendetwas ertappt, packt sie die Neugierde. So begibt sie sich, trotz des Sturmes, hinaus ins Freie und macht eine unerfreuliche Entdeckung…

Regisseur und Drehbuchautor Nico Mastorakis ist nicht gerade ein Meister seines Fachs. Sein legendärstes Werk entstand 1976, nämlich der herrlich schundige Die Teuflischen von Mykonos. Dessen Intensität erreichte er mit The Wind leider nicht mehr, trotzdem kann der Thriller mit einigen Schauwerten punkten. Da wäre zum einen die gespenstische Inselatmosphäre, die entfernt an Man Eater – Der Menschenfresser erinnert. Auch die Darsteller sind sorgsam gewählt. So darf später auch noch der smarte Steve Railsback vorbeischauen, um zu versuchen, den Tag zu retten. Eigentlich ist es nur Wings Hauser, der, neben den schrecklichen, griechischen Nebendarstellern, wenig überzeugend chargiert. Der Lockenkopf wirkt ein wenig, wie David Hasselhoff bei Wish bestellt.

Dass die Handlung einige inhaltliche Klopfer bereithält, ist geschenkt (Merke: statt die heimische Polizei zu informieren, besser den Gatten daheim kontaktieren, damit der sich bei den Bullen meldet. Wtf?). Dafür ist der Dauereinsatz von Wind- und Nebelmaschine herrlich putzig. Manchmal kann man gut beobachten, sie die Büsche und Sträucher in Kameranähe sich biegen und winden, während im Hintergrund stehende Bäume starr vor sich hinwachsen, da die Windmaschine hier nicht mehr greift.

Wer es blutig bevorzugt, dem sei gesagt, dass er zu einem anderen Slasher greifen sollte. Wer hingegen auf der Suche nach bester, atmosphärischer, aber auch trashiger Achtziger-Videothekenware ist, der sollte sich den Film in den Warenkorb legen. Die fabelhafte Meg Foster, die einsame Inselatmosphäre und der stimmige Soundtrack, der zu den Frühwerken des großen Hans Zimmer gehört, sind den Kauf allemal wert. Erstaunlich, dass The Wind es hierzulande – und in Portugal – sogar in die Kinos geschafft hat. Im Heimkino ist der Film besser aufgehoben.

Und noch besser natürlich bei Wicked Vision Distribution GmbH, die einmal mehr eine Traum-Veröffentlichung hingelegt haben. Sowohl Bild-, als auch Tonqualität (der deutsche Ton wurde aufwändig von einer 35mm Kopie gesichert und restauriert) wissen zu überzeugen. Den Vogel schießt aber das Bonusmaterial ab. So gibt es die Interview-Featurette „Blowing in the Wind“ mit Regisseur Nico Mastorakis, den Soundtrack inklusive Bildergalerie (nur auf Blu-ray), den alternativen Vorspann mit anderer Titeleinblendung, Trailer und eine Bildergalerie. Außerdem liegt die Soundtrack CD mit dem Score von Hans Zimmer bei. Abgerundet wird das Ganze mit einem Booklet, verfasst von Stuart Taylor Cameron in deutscher und englischer Sprache.

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