An der US-mexikanischen Grenze ist, im wahrsten Sinne des Wortes, die Hölle los. Fast der gesamte Drogenkonsum der USA wird durch die südamerikanischen Kartelle über die mexikanische Grenze verschoben, und so sind die Amis seit den 1980ern mit Polizei- und Geheimdienstbehörden im Kampf gegen den Drogenschmuggel aktiv, den sie sogar selbst durch eine Unzahl an Einflussnahme in politische Verhältnisse erst möglich gemacht haben. Der Kampf ist aussichtslos, denn Bedarf an Drogen ist immer und überall, gespeist durch die unerhörten Gewinnaussichten dieses turbokapitalistischen Marktes. Drogenhandel ist und bleibt Wirtschaftsfaktor No. 1 auf diesem Planeten. Das Medellín-Kartell hatte in den 1980ern die Wirtschaftskraft Europas – und das war nur eine Gruppe von geschäftstüchtigen Südamerikanern, und kein Land. Stoff genug also, um weiter aus der Welt der Sicarios zu berichten, einer Welt, in der der Zweck die Mittel heiligt. Crime-Experte, und einer der führenden Köpfe hinter der grandiosen und ungeschminkten Mafia-Serie Gomorrha, Stefano Sollima, tritt mit einer düsteren Fortsetzung des Erfolges von 2015 an. STUDIOCANAL brachte den Streifen nun als Doppel-Mediabook-Edition inklusive des ersten Teils in zwei Covervarianten exklusiv im PLAION PICTURES-Shop heraus.

Originaltitel: Sicario: Day of the Soldado

Regie: Stefano Sollima

Mit: Benicio Del Toro, Josh Brolin, Isabela Moner

Artikel von Kai Kinnert

Die eine oder andere seriöse Filmkritik bezeichnete Sicario 2 einst als „Gewaltorgie“ und als „politisch einseitig“. Regisseur Stefano Sollima sei ja durch seine Regie bei Gomorrha (2014) an Brutalitäten gewöhnt und würde hier einen sinnlosen Macho-Film abliefern. In diesem Zusammenhang fällt mir eine andere Kritik ein, die Gomorrha als eine „unrealistische Betrachtung der Mafia“ einordnete und als Realismus-Referenz ernsthaft Der Pate heranzog. Schlimmer geht’s nimmer, denn es ist genau andersherum. Der Pate ist eine romantisch-verherrlichende Fiktion, deren Stilbilder sich die Mafia später einverleibt hatte; ein Umstand, über den sich Die Sopranos über mehrere Staffeln hinweg lustig gemacht hatten. Die Welt der Sicario ist tatsächlich ein Leben in Gewalt und schon vom Grundsatz her politisch einseitig.

Den ersten Sicario fand ich damals fantastisch und so freute ich mich, die Fortsetzung 2018 im Kino sehen zu können. Erstrecht ob des Gomorrha-Bashings durch einen Stammschreiber für Amazon und der attraktiven Schlagworte „Gewaltorgie“ und „politisch einseitig“ in anderen Rezensionen. Mit Sollima hat der Film also genau den richtigen Regisseur für ein Thema, das gar nicht so weit weg vom Fleischwolf der Gomorrha entfernt ist. Die Mechanismen des Todes sind eben überall dieselben.

In Sicario 2 transferiert sich der Kriegsgedanke der Kartelle zusätzlich noch auf eine politisch-militärische Ebene, denn der Kampfplatz ist nicht mehr Neapel, sondern betrifft die gesamten USA. Dementsprechend schickt die Handlung Josh Brolin und Benicio Del Toro als Gangleader einer Black-Ops-Operation nach Mexiko, die den schlichten Regeln von Für eine Handvoll Dollar (1964) folgt: Reite in eine Stadt, zettle einen Krieg zwischen den beiden rivalisierenden Banden an und warte ab. Ob nun die Familien in Neapel gegeneinander Krieg führen oder die USA in Mexiko als Black Ops gegen die Kartelle operieren – die Vorgehensweise ist stets die Gleiche und führt nur tiefer in den Tod. Die Spirale der Gewalt kommt erst dann zum Erliegen, wenn alle Gewinne abgeschöpft sind – oder alle erschossen wurden. Also nie.

Agent Matt (Josh Brolin) und der Söldner Alejandro (Benicio Del Toro) kehren zurück an die US-mexikanische Grenze. Hier eskaliert der Drogenkrieg, seit die mexikanischen Kartelle begonnen haben, Terroristen über die Grenze in die USA einzuschleusen. Um von US-Seite aus im Gegenschlag einen Krieg der verfeindeten Drogenkartelle anzuzetteln, soll die Tochter (Isabela Moner) des Kartellbosses und Schleusers Carlos Reyes entführt werden. Mit dem hat Alejandro jedoch noch eine andere Rechnung offen.

Doch so einfach ist das mit der Rechnung nicht, denn parallel zur coolen Geheimdienstoperation zeigt der Film außerdem den Werdegang des 16jährigen Miguel Hernandez (Elijah Rodriguez) auf, wie er zum Soldaten eines Schleuserkartells „aufsteigt“ und in der Funktion später verhängnisvoll auf Alejandro und Isabel (Isabela Moner) stoßen wird. Doch bis es so weit ist, wird Alejandro auf Black-Ops-Ebene als Pale Rider nach Mexiko City geschickt, um dort mit seinem Team an Agenten, mitten in der Stadt, für das entschlossene Ableben eines Kartell-Anwalts von Carlos Reyes zu sorgen. Was für eine knusprig-coole Szene, die später nur noch vom knackig inszenierten Zugriff auf die verwöhnte Tochter des Kartellbosses übertroffen wird, einer Scheinentführung, die man einem verfeindeten Kartell unterschieben wird. Der Tochter spielt man dann ihre Befreiung durch die US-Behörden auf amerikanischem Boden vor, nur um sie dann mit der Geheimdienst-Truppe um Matt (Josh Brolin) zurück ins Kartellland ihres Vaters zu bringen, was natürlich zünftig schief geht. Also so richtig schief geht. Man ahnt es schon beim Start des Konvois, einer weiteren, großartigen Szenerie, die zeigt, dass ein paar Autos, eine gute Kamera und eine unfassbar stimmungsvolle Filmmusik ausreichen, um puren Thrill zu erzeugen. Isabel flüchtet nach dem Überfall durch das Kartell in die mexikanische Wüste und Alejandro nimmt die Verfolgung auf. Fortan sind die beiden auf sich allein gestellt und treffen so auf den frisch gebackenen Schlepper-Gehilfen Miguel. Doch das ist noch nicht das Ende.

Die Action in Sicario 2 ist knackig-trocken, Regisseur Stefano Sollima hat alles mit reduzierter Eleganz im Griff. Ähnlich wie im ersten Teil, gibt es sehr entschlossene und harte Actionszenen, die mit der düster-treibenden Musik Johann Johannsson und Hildur Guonadottir passend untermalt wurden. Das Selbstmordattentat auf einen Supermarkt, die Entführung der Tochter oder der Überfall auf Matts Konvoi sind gekonntes, realistisches und trocken-hartes Actionkino. Hier wurde mit Übersicht und deftiger Wucht inszeniert. Und den Regeln des Krieges folgend, befehligt auch Matt nur ein staatliches Killerkommando, das keine Spuren hinterlassen soll und sich durch das Grenzgebiet von Mexiko metzelt. In Sicario 2 geht es hart zur Sache. Die Story von Alejandro rückt hier spannend und wendungsreich in den Vordergrund und macht aus dem Film eine saubere Nummer. Das Ende passt für den nun kommenden und abschließenden dritten Teil gut.

Sicario 2 ist ein trockener Actionthriller erster Kajüte, der wenige Gefangene macht. Sollima gelang eine ausgewogene Fortsetzung, der vielleicht ein Fünkchen an Stimmung aus dem ersten Teil fehlt. Doch das mindert nicht die Spannung der Story und seiner Action. Wer solche Black-Ops-Geheimdienst-Kracher mag, wird hier bestens bedient und bekommt zudem eine gelungene Fortsetzung des ersten Teils serviert. Sicario 2 hat mir damals sehr gut gefallen und gefällt mir, nach Sichtung der neuen 4K UHD und Blu-ray, auch heute noch ausgesprochen gut.

An Extras gibt es ein kommerzielles Making Of und mehrere Featurettes, sowie einen Trailer. Das Bild ist knacke gut, der Ton auch. Alles andere wäre überraschend.

Kritik Sicario

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