Am 30. Januar diesen Jahres veröffentlichte DIGIDREAMS STUDIOS den neuseeländischen Horrorfilm Robot Maniac (1984) als 4-Disc-Edition in der PLATINUM CULT COLLECTION unter seinem Originaltitel. Zuvor gab es schon eine Mediabook-Veröffentlichung von CMV-LASERVISION, die aber leider nur eine gekürzte HD-Version beinhaltete. Was es damit auf sich hatte und ob die neue Veröffentlichung zu empfehlen ist, erfahrt ihr in dieser Besprechung. Da mir der Film sehr am Herzen lag, ist diese Besprechung auch wieder etwas ausführlicher geworden. Robot Maniac ist vielleicht kein Klassiker, hat aber doch einen gewissen Kultstatus erlangt. Ich könnte mir jedenfalls gut vorstellen, dass Quentin Tarantino und Robert Rodriguez sich auch einige Anregungen aus Robot Maniac geholt haben, bevor sie Planet Terror (2007) ausheckten. Und ein gewisser Dr. Channard (der Doktor aus Hellbound – Hellraiser 2) hat offenbar auch mal bei Dr. Howell reingeschnuppert. Folgen Sie mir auf eine abgelegene Insel, direkt in Dr. Howells Horror-Klinik, wo Sie bereits von finster dreinblickenden Krankenschwestern mit tiefsitzenden Ausschnitten erwartet werden. Aber Vorsicht – es könnte Sie ihr Gehirn kosten!

Alter dt. Titel: Robot Maniac

Regie: David Blyth

Darsteller: Michael Hurst, Margaret Umbers, Norelle Scott, William Upjohn, David Letch

Artikel von Holger Braasch

Der gewissenlose und größenwahnsinnige Dr. Archer Howell (Gary Day) hat eine Behandlungsmethode entwickelt, mit der man klinisch tote Patienten wieder ins Leben zurückholen kann. Allerdings hat die Behandlung höchst unangenehme Nebenwirkungen. So muss der Patient regelmäßig „heruntergekühlt“ werden, damit sein Körper nicht explodiert – der Tod ist eine heiße Sache! Sein Kollege Dr. Tucker (David Weatherley) will dem irren Wissenschaftler das Handwerk legen, doch Howell rächt sich auf grausame Weise an seinem Widersacher. Er entführt seinen Sohn Michael (Michael Hurst), unterzieht ihn einer Gehirnwäsche und schickt ihn als Killermaschine zurück nach Hause, um seine Eltern zu töten. Anschließend landet Michael in der Klapse und wird nach 7 Jahren als geheilt entlassen. Kein Wunder also, dass Michael einen starken Hass auf den skrupellosen Doktor hat. Dieser hat auf einer Insel inzwischen seine eigene Klinik errichtet, in der er ungeniert seine teuflischen Experimente weiterführen kann. Doch Michael ist schon unterwegs, um Dr. Howell einen Besuch abzustatten. Begleitet wird er dabei von drei Freunden, darunter auch seine Geliebte Sandy (Margaret Umbers). Leider haben die jungen Leute die Risiken ihres Unternehmens weit unterschätzt, zumal die Lage auf der Insel gerade zu eskalieren droht. Dr. Howell hat nämlich eine ganze Armee von Zombie-Freaks geschaffen, die nun ebenfalls nicht gut auf den Doktor zu sprechen sind. Als Michael mit seinen Freunden auf der Insel einschippert, bekommt er gleich auf der Fähre Stress mit zwei zwielichtigen Gestalten, die sich als Schergen von Dr. Howell entpuppen. Einer davon ist »Spider« (David Letch), der sich fortan an die Fersen der jungen Leute heftet. Langsam merkt Michael, dass er nicht nur sich und Sandy, sondern auch seine Freunde Jeannie (Norelle Scott) und Lucas (William Upjohn) in Lebensgefahr gebracht hat – doch für eine Rückkehr ist es nun zu spät. Die vier erwartet eine Reise in den totalen Terror.

Etwa zur selben Zeit, als ein gewisser Peter Jackson mit seiner 16mm-Kamera die Splatterkomödie Bad Taste (1987) drehte, werkelte David Blyth an einer ernsthafteren Horrorvision, welche zwar nicht den schwindelerregenden Kunstblutgehalt von Bad Taste erreicht, dafür aber im Tonfall wesentlich düsterer ist. Die Geschichte, die sich David Blyth und Michael Heath ausgedacht haben, vereint das Motiv des Mad Scientist mit einer knallharten Rachestory. Robot Maniac aka Death Warmed Up ist ein recht grimmiger Film. Allzu ernst hat man das Ganze aber auch nicht genommen. Hier und da gibt es immer wieder ironische Brechungen und die Charaktere wirken in ihrer Simplizität und Überzogenheit beinahe wie aus einem Comic entsprungen. Der ungewöhnliche Inszenierungsstil unterstreicht diesen Eindruck noch. Der rasante Schnitt und die irrealen Sounds auf der Tonspur ziehen einen von der ersten Sekunde an in ihren Bann. Kameramann James Bartle arbeitet viel mit Steadycam und ungewöhnlichen Perspektiven. Das Ganze wirkt recht verspielt, aber zugleich auch minimalistisch. Das geringe Budget von 800.000 US-Dollar sieht man dem Film kaum an. Dies wird sehr elegant kaschiert durch die stilvolle Inszenierung und das kunstvolle Produktionsdesign von Michael Glock und Robert Pearson, welches dem Film eine ganz eigene Note verleiht.

Der Handlungsverlauf gestaltet sich mitunter etwas holprig und manches scheint zunächst nicht unbedingt Sinn zu ergeben – zumindest nicht, wenn man es nüchtern betrachtet. Doch das Kino von David Blyth funktioniert weniger nach logischen Prinzipien und konventionellen Maßstäben, sondern spricht vielmehr das Unterbewusste und die emotionale Ebene an. Als Beispiel sei die Szene genannt, in der Dr. Howell den verängstigten Michael erst einmal in die Dusche schickt, nachdem dieser mit ansehen musste, wie Howell seinem Vater mit Eliminierung droht. Anstatt sich zu wehren, geht Michael dann auch tatsächlich in aller Ruhe duschen und lässt sich von Dr. Howell sogar noch dabei beobachten. Auch im weiteren Verlauf gibt es den einen oder anderen WTF-Moment und man kann sich nie sicher sein, was als nächstes passiert. Doch gerade das macht den Film auch wieder so spannend und unterhaltsam. Es ist immer etwas los und die Stimmung wird zunehmend düsterer und beunruhigender. David Blyth hat das Ganze so flott inszeniert, dass man kaum dazu kommt, den Handlungsverlauf zu hinterfragen. Durch bisweilen recht skurrile Einfälle wird man gut bei Laune gehalten und die Splatter-Momente sind wirklich garstig – vor allem im Finale geht es ordentlich zur Sache. Bemerkenswert „realistisch“ sehen dabei die Operationen an offenen Schädeln aus, in denen offenbar echte Gehirne stecken (natürlich nicht von Menschen). Wenn Dr. Howell sich an seinen Patienten zu schaffen macht, quietscht der Bohrer und knirscht die Schädeldecke, dass es einem eiskalt den Rücken herunterläuft. Zwischendurch rutscht er dabei auch mal kurz mit dem Bohrer ab, woraufhin der assistierenden Krankenschwester der Blutschmadder mitten ins Gesicht spritzt. Solche und ähnliche Momente werden dem Zuschauer immer wieder genüsslich präsentiert – da dürfte so mancher angeekelt abwinken, während der hartgesottene Genre-Fan das Geschehen mit einem Grinsen weiterverfolgt und abfeiert. Dabei ist stets der Enthusiasmus und die kreative Energie zu spüren, mit der die Macher an ihr Werk herangegangen sind. Ein verwegenes Filmprojekt, bei dem auch die Darsteller sichtlich Spaß hatten.

Hinter der trashigen Oberfläche steckt jedoch weitaus mehr, als dem Film oftmals zugestanden wird. Die Charaktere sind zwar recht simpel gezeichnet, doch wenn es hart auf hart kommt, fühlt man wirklich mit ihnen mit. Die Musik von Mark Nicholas wird sehr wirkungsvoll eingesetzt und drängt sich nie in den Vordergrund. Im letzten Drittel zieht David Blyth die Terror-Schraube richtig an und verwandelt Dr. Howells Horror-Klinik in ein Schlachthaus. So endet die Racheaktion schließlich in einem absoluten Fiasko und am Ende macht sich eine apokalyptische Stimmung breit. Michael wird am Ende schmerzlich bewusst, dass ihn seine Rache nicht „heilt“ – und dass er seine Freunde geradewegs ins Verderben geführt hat. Sein hartnäckiger Verfolger »Spider« ist am Ende quasi das Gegenstück von Michael, der inzwischen selbst zur rasenden Bestie geworden ist – blind vor Hass und dem Wahnsinn nahe. Wenn sich Michael und Spider im großen Finale Auge in Auge gegenüberstehen, erkennen die beiden Kontrahenten in ihrem Gegenüber ihr eigenes Spiegelbild. Im Grunde haben beide das gleiche Ziel – nämlich ihren Peiniger Dr. Howell, der ihnen übel mitgespielt hat, zur Strecke zur bringen. Doch Hass macht bekanntlich blind. So bekommt Spiders Spruch „Ich krieg euch alle!“ noch eine tiefere Bedeutung. Der Hass gewinnt die Oberhand und zerstört schließlich alles und jeden. Letztlich geht es um die Frage, was im entscheidenden Moment stärker wiegt – Liebe oder Hass. Robot Maniac entlässt den Zuschauer mit einer von Nihilismus durchtränkten Stimmung, welche stark an Tobe Hoopers Terror-Klassiker Blutgericht in Texas (The Texas Chainsaw Massacre, 1974) erinnert – „Who Will Survive, And What Will Be Left Of Them?“

Das ist natürlich kein Zufall, denn Blutgericht in Texas hat David Blyth stark beeinflusst. So sind gerade im Finale von Robot Maniac einige Einstellungen und Schnittfolgen zu sehen, die unverkennbar an Tobe Hoopers Film erinnern – wenn die Jugendlichen höchst unsanft in den Krankenwagen gezerrt werden und dieser sich anschließend auf den Weg zu Dr. Howells Klinik macht. Anschließend sieht man den Mond, dann die panisch schreiende Jeannie und ihre verängstigten Freunde im Krankenwagen und schließlich einen kurzen Blick aus dem Seitenfenster des Fahrzeugs, wo schon die Klinik in der Ferne zu sehen ist. Auch das Sounddesign ist inspiriert von Blutgericht in Texas. Die wabernden und wummernden Sounds im Hintergrund lassen eine unwirkliche Atmosphäre entstehen, in der die albtraumhaften Elemente voll zur Geltung kommen. Wenn die vier jungen Helden nachts in der Herberge von den Zombie-Mutanten belagert werden, kommt einem unweigerlich Sam Peckinpahs legendäres Thriller-Drama Wer Gewalt sät (Straw Dogs, 1971) in den Sinn.

Das Erscheinungsbild von Michael dürfte dem Replikanten Roy Batty aus Ridley Scotts Science-Fiction-Meisterwerk Blade Runner (1982) nachempfunden sein – wenn Michael Hurst im Halbdunkel durch die Gänge der Klinik schleicht, um seinen Widersacher aufzuspüren, ähnelt er dabei dem jungen Rutger Hauer aus Blade Runner. Das Geschöpf ist zurückgekehrt, um seinem Erschaffer all den Schmerz spüren zu lassen, den es durchlitten hat. Dr. Archer Howell ist der klassische Archetyp des wahnsinnigen Wissenschaftlers – und Gary Day macht es sichtlich Spaß, diesen Fiesling zu spielen. Hauptdarsteller Michael Hurst blieb dem phantastischen Film treu und wurde zu einem vielbeschäftigten Darsteller und Regisseur. Der eigentliche Star in Robot Maniac ist jedoch der durchgeknallte Krawall-Punk »Spider«, der ein wenig wie der Kojote aus den Looney-Tunes-Cartoons wirkt. Immer wieder kriegt er einen drauf, doch er lässt sich einfach nicht abschütteln und ist den Jugendlichen stets dicht auf den Fersen. Verkörpert wird er von dem Theaterschauspieler David Letch, der später auch in Cydog – Die Superschnauze (1990) zu sehen war.

Unbedingt erwähnenswert ist auch Bruno Lawrence, der den Patienten Tex Munroe spielt, der ständig von Übelkeit und großen Schmerzen geplagt wird. Mit seinem gebückten Gang wirkt er wie Quasimodo. Wenn er auf der Fähre den Jugendlichen beim Knutschen zuschaut, dabei verlegen fragt: „Kann ich ihre Tickets sehen?“ und sich anschließend mit einem lauten Rülpser vom Acker macht, ist das schon ein echter Brüller – und ein schönes Beispiel für die ironischen Brechungen, die David Blyth immer wieder einstreut. Bruno Lawrence spielte ein Jahr später die Hauptrolle in Geoff Murphys visionärem Science-Fiction-Drama Quiet Earth – Das letzte Experiment (The Quiet Earth, 1985), bei dem er auch am Drehbuch mitschrieb. In einer kurzen Nebenrolle ist Ian Watkin (nicht zu verwechseln mit dem australischen Sänger Ian Watkins) als Fährmann zu sehen. Die meisten kennen ihn sicherlich vor allem aus Peter Jacksons Splatter-Groteske Braindead (1992), wo er den cholerischen Onkel Les spielte.

Bis in die frühen 70er-Jahre spielten Australien und Neuseeland so gut wie keine Rolle in der Filmwelt. Erst in den 70ern wurden dort Filmkommissionen gegründet, um mit eigenen Filmprojekten in den internationalen Markt vorzudringen – und der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten. In Australien waren es vor allem George Miller und Richard Franklin, die mit ihren Werken weltweit für Aufsehen sorgten. George Miller legte mit Mad Max (1979) einen Meilenstein des Actionfilms vor. Mit der Fortsetzung Mad Max 2 – Der Vollstrecker (Mad Max – The Road Warrior, 1981) übertraf sich Miller in Sachen Action und Spektakel noch einmal selbst und machte den Australier Mel Gibson endgültig zum internationalen Star. Richard Franklin legte mit Patricks Höllentrip (Patrick, 1978) einen ebenso originellen wie atmosphärisch dichten Gruselschocker vor, der schon einige Verweise auf Alfred Hitchcocks Werke enthält, die Richard Franklin stark beeinflusst hatten. Ihm wurde später die große Ehre zuteil, die offizielle Fortsetzung zu Hitchcocks Klassiker Psycho (1960) zu inszenieren. Psycho II (1983) wurde von den meisten Kritikern gut aufgenommen, doch es dauerte eine Weile, bis das Sequel die allgemeine Anerkennung bekam, die es verdient hatte.

In Neuseeland waren es vor allem Peter Jackson und David Blyth, die mit ihren Werken Pionierarbeit leisteten. Peter Jackson musste seinen ersten Spielfilm Bad Taste noch an Wochenenden mit Freunden und Bekannten drehen, während David Blyth die volle Unterstützung der NEW ZEALAND FILM COMMISSION bekam. So zog sich die Produktion von Peter Jacksons Filmprojekt gut vier Jahre (von 1983 bis 1987) hin, während David Blyth seine Filme zügig fertigstellen konnte. So kam sein dritter Spielfilm Robot Maniac bereits 1984 heraus und gilt offiziell als Neuseelands erster richtiger Horrorfilm. Zuvor gab es zwar noch Die Experimente des Dr. S. (Strange Behavior, 1981), der gerne als der erste Kiwi-Horrorfilm bezeichnet wird, doch das stimmt nur bedingt. Der originelle Slasher war eine Koproduktion mit den USA und wurde von dem amerikanischen Regisseur Michael Laughlin in Auckland, Neuseeland gedreht (übrigens der Geburtsort von David Blyth). Wo ich aber gerade bei diesem Film bin, möchte ich ein paar verblüffende Parallelen zu Robot Maniac nicht unerwähnt lassen. So geht es auch in Die Experimente des Dr. S. um einen wahnsinnigen Wissenschaftler, der eine eigene Klinik betreibt, um Jugendliche zu willenlosen Killern zu machen. Am Ende soll einer davon seinen eigenen Vater töten, weil dieser dem Doktor auf die Schliche gekommen ist. Jedenfalls wurde die amerikanische Filmindustrie schon damals auf Australien und Neuseeland aufmerksam – heutzutage sind Dreharbeiten für Hollywood-Produktionen in Neuseeland und Australien nichts ungewöhnliches mehr. Doch so ein neuseeländischer Film wie Robot Maniac war Anfang-Mitte der 80er-Jahre noch ein echter Exot. Für David Blyth war es dann auch eine große Ehre, als sein Film auf dem Pariser Science-Fiction- und Horrorfilmfestival den Gran Prix gewann. Der Präsident der Jury war kein geringerer als Kultregisseur Alejandro Jodorowsky – eines der großen Vorbilder von David Blyth.

Im Gegensatz zu seinem Kollegen Peter Jackson hat sich Regisseur David Blyth den großen Hollywood-Studios weitgehend verweigert. Er zog es vor, kleine Filme zu machen, die aber ziemlich untergingen. Für die US-Serie Power Rangers (1993) inszenierte er einige Folgen der ersten Staffel, was wohl seine kommerziellste Regiearbeit gewesen sein dürfte. Und obwohl Peter Jackson mit seinen ersten drei Spielfilmen weltweit berühmt und berüchtigt wurde, war es vor allem David Blyth, der mit einigen seiner Filme die Zensur in Neuseeland und Australien auf den Plan rief. Schon sein erster Langfilm Angel Mine (1978) erregte den Unmut der Moralwächter im Kiwi-Land. Ironischerweise war es die frisch gegründete NEW ZEALAND FILM COMMISSION, die das experimentelle Filmprojekt unterstützte und finanzierte. Dass Angel Mine so kontrovers aufgenommen werden würde, ahnte wohl zu diesem Zeitpunkt niemand. Leider fand der Film außerhalb seines Entstehungslandes kaum Anklang und eine deutsche Veröffentlichung gibt es bislang auch nicht. Trotzdem ließ man David Blyth auch bei der Produktion seines Horrorfilms Robot Maniac freie Hand. Allerdings gestaltete sich die Veröffentlichung auch diesmal als schwierig, denn David Blyth eckte (sechs Jahre nach Angel Mine)erneut bei der Zensur an. Wegen seiner expliziten Gewaltdarstellungen wurde Robot Maniac in Australien verboten – und daraufhin um gut eine Minute gekürzt, um weiteren Komplikationen (auch in anderen Ländern) aus dem Wege zu gehen. So kam in den meisten Ländern nur die gekürzte R-Rated-Version auf den Markt.

Manche Filme sind dazu verdammt, ein Schattendasein zu führen. Und manche Filmemacher bekommen einfach nie die Aufmerksamkeit, die ihnen gebührt. Dabei kann der neuseeländische Regisseur David Blyth durchaus als Pionier für den neuseeländischen Film bezeichnet werden. Doch vielleicht legte er auf größere Bekanntheit auch gar keinen Wert. Nachdem er im Jahr 2000 den amerikanischen TV-Thriller Exposure – Gefährliche Enthüllung fertigstellte, befürchtete er, den Kontakt zu seiner persönlichen Sicht auf die Welt verloren zu haben. Also beschäftigte er sich lieber mit seinem 97-jährigen Großvater, einem Veteranen des Ersten Weltkriegs. Aus einem 23-minütigen Interview mit seinem Großvater wurde schließlich eine vierjährige Arbeit an einer Dokumentation über Kriegsveteranen mit dem Titel Memories Of Service. Im Jahr 2010 legte David Blyth mit Wound – Beware the Beast wieder einen Horrorschocker vor – und wieder sorgte er damit für einen Skandal in seinem Heimatland. Diesmal ging es um eine Frau, die unter dem Trauma einer sexuellen Misshandlung in der Kindheit leidet, was sie schließlich zu einem blutigen Exzess führt. Das war den Moralhütern natürlich zuviel und so wurden in Neuseeland wieder Rufe nach Filmzensur laut. Wer mehr über den ungewöhnlichen Filmemacher erfahren möchte, dem sei seine offizielle Website davidblyth.com ans Herz gelegt – sehr interessanter Stoff!

Zu den deutschen Veröffentlichungen von Robot Maniac:

Wie gesagt, ist in den meisten Ländern nur die gekürzte R-Rated-Version erschienen, die bei den Gewaltspitzen um gut eine Minute zensiert wurde. In Deutschland kürzte man sogar noch eine weitere Minute heraus, was jedoch nicht verhinderte, dass die VHS von VPS Video recht schnell auf dem Index landete. Die Niederlande hatten dagegen großes Glück, denn die VHS von EVC enthält tatsächlich noch die unzensierte Version des Films – und somit den Director’s Cut von David Blyth. Die amerikanische VHS von Vestron Video soll ebenfalls unzensiert sein, diese liegt mir aber leider nicht vor.

Die DVD von Laser Paradise wirbt mit „ungekürzte Fassung“. Das ist nur bedingt richtig, denn die DVD beinhaltet die R-Rated-Version des Films. Die Bildqualität bewegt sich auf sehr gutem VHS-Niveau. Als Vorlage hat hier vermutlich die britische DVD von Arrow Films gedient, welche ebenfalls die R-Rated-Version enthält. Die VHS von VPS Video hat ein bemerkenswert helles und klares Bild, welches meiner Meinung nach etwas besser aussieht als das der DVD von Laser Paradise. Auch die niederländische VHS von EVC hat eine sehr gute Bildqualität, leider ist sie an einigen Stellen etwas abgedunkelt (an anderen Stellen ist sie wiederum schön hell und klar) und natürlich mit niederländischen Untertiteln versehen. Mir lag noch die italienische VHS von Image Video (unter dem Titel Neuro Killers) vor. Diese entspricht der R-Rated-Version. Das Bild ist bei dieser Veröffentlichung etwas rotstichig und recht dunkel – dafür ziert das Cover das gezeichnete Artwork von Graham Humphreys.

Im Jahr 2019 wurde der Film erstmals auf Blu-ray veröffentlicht. Das australische Label Umbrella Entertainment musste viel Aufwand für diese Veröffentlichung betreiben, denn die Materiallage war – gelinde gesagt – kompliziert. Leider gibt kein ungeschnittenes Master mehr von dem Film. Die ursprünglichen 16-mm-Elemente wurden bei Aufräumarbeiten versehentlich von einem Praktikanten in Wellington verbrannt und das neuseeländische Filmarchiv hat nie einen 35-mm-Abzug aufbewahrt. Vollständige Fassungen waren schwer zu finden – und wenn, dann nur in mäßiger Qualität. Die neuseeländische DVD von Screenline ist die einzige ungeschnittene Veröffentlichung auf DVD. Diese Version wurde allerdings aus einem gekürzten 1-Zoll-Master (R-Rated-Version) und einer unzensierten VHS zusammengestückelt – hier mussten nur die Gewaltspitzen wieder eingefügt werden, die in der R-Rated-Version fehlen. Leider sind die eingefügten Stellen ziemlich grieselig, da die VHS offensichtlich nicht mehr in gutem Zustand war. Diese Version ist auf der Blu-ray von Umbrella Entertainment im Bonusmaterial zu finden, wo sie als Original-New-Zealand-Uncut-VHS-Version bezeichnet wird. Für die HD-Version galt es nun, eine qualitativ durchgehend hochwertige Fassung zu erstellen. In den Archiven fanden sich dann tatsächlich einige gut erhaltene Filmkopien und Vorabversionen, aus denen man den Film größtenteils wiederherstellen konnte. Doch die ursprüngliche Fassung konnte man daraus leider nicht rekonstruieren. So fehlen in der HD-Version etwa dreieinhalb Minuten (Blu-ray-Laufzeit) – darunter einige Einstellungen der ersten Operations-Sequenz (auf Blu-ray nach ca. 14 Minuten) und recht viele kurze Handlungsteile, die in den vorigen Veröffentlichungen auf DVD und VHS noch enthalten waren. Erwischt hat es auch die Szene, wo einem Patienten von Dr. Howell der Schädel explodiert (übrigens blieb diese Szene in der alten deutschen Fassung von VPS Video komplett unangetastet). So ist die vorliegende Veröffentlichung nur ein Kompromiss, da man keine vollständige Version in optimaler Qualität auftreiben konnte. Jedenfalls diente die Blu-ray-Veröffentlichung von Umbrella Entertainment als Vorlage für die US-Blu-ray von Severin Films, die im selben Jahr erschien.

Von cmv-Laservision ist im Jahr 2020 eine Blu-ray-Veröffentlichung im Mediabook erschienen, welche auf der Veröffentlichung von Umbrella Entertainment basiert und einen Großteil des Bonusmaterials mit an Bord hat. Die Bildqualität der Blu-ray kommt über guten DVD-Standard nicht wirklich hinaus und das maskierte Bildformat (1,78:1) wirkt sich meines Erachtens nicht immer vorteilhaft auf den Bildaufbau aus. Auch die sogenannte Original-New-Zealand-Uncut-VHS-Version wurde übernommen – leider ist der komplette Ton bei dieser Fassung mächtig asynchron, was diese eigentlich unanschaubar macht. Ob das auch schon auf den vorigen Blu-ray-Veröffentlichungen so gewesen ist, konnte ich nicht in Erfahrung bringen. Mir liegen nur die deutschen Blu-ray-Veröffentlichungen vor. Das Mediabook gibt es mit zwei verschiedenen Covermotiven, welche jeweils auf 666 Stück limitiert sind. Das 16-seitige Booklet wurde von Christoph N. Kellerbach verfasst, der auf den Film und seine interessante Entstehungsgeschichte eingeht.

Wie gesagt, ist diese Veröffentlichung nur ein Kompromiss, doch sicherlich hätte man aus den weltweit verfügbaren Fassungen noch eine einigermaßen ordentliche Komplettfassung erstellen können.

Das dachte sich auch Oliver Krekel und legte noch einmal Hand an das vorhandene Material – allerdings sollte man auch bei der neuen Veröffentlichung nicht zu viel erwarten. Als Basis wurde die HD-Version der Blu-ray von cmv-Laservision verwendet. Die fehlenden Stellen wurden dann einfach aus der sogenannten Original-New-Zealand-Uncut-VHS-Version in die HD-Version eingefügt. Das Bild der eingefügten Stellen wurde auf 1,78:1 maskiert und mit Filtern glattgebügelt. Besonders krass fällt dies bei der Szene auf, wo Michael mit Sandy am Strand sitzt und die beiden herumkuscheln (auf Blu-ray nach etwa 35 Minuten). Hier gibt es mitten in einer Einstellung einen Bildsprung, woraufhin das Gesicht von Michael auf einmal richtig wächsern aussieht, auch der Bildausschnitt ist plötzlich etwas anders. Meistens fallen die eingefügten Stellen weniger stark auf, aber die Qualitätsunterschiede machen sich schon deutlich bemerkbar. Die neu zusammengestückelte HD-Version wurde anschließend noch digital nachgeschärft. Im Vergleich mit der alten HD-Version sieht das Bild tatsächlich etwas sauberer aus, es zeigt aber nicht mehr Details, sondern nur weniger Filmkorn und Verschmutzungen. So liegt Robot Maniac zwar erstmalig in einer komplett ungekürzten HD-Version auf Blu-ray vor, doch ich würde sagen, dass das Endergebnis immer noch nicht befriedigend ist. Dennoch ist diese Veröffentlichung wohl die bislang beste Version des Films, die man auf Blu-ray und DVD kriegen kann. Im Bonusmaterial ist diesmal auch die alte deutsche VHS-Fassung enthalten, die ohne Bild- und Tonstörungen daherkommt und recht sauber aussieht. Außerdem gibt es noch einen Bildvergleich zwischen der alten und der neuen HD-Version. Ansonsten sind noch die beiden Discs (Blu-ray und DVD) aus dem Mediabook von cmv-Laservision in der PLATINUM CULT COLLECTION enthalten – somit besteht die Veröffentlichung zur Hälfte aus Repacks. Abgesehen von dem Audiokommentar kam leider kein weiteres Bonusmaterial von der australischen Blu-ray-Veröffentlichung dazu. Das Booklet wurde diesmal von Mike Blankenburg verfasst, der eine kurze Abhandlung über Mad Scientists zum Besten gibt. Ehrlich gesagt, da hätte ich mir lieber einen Neudruck des Booklets von Christoph N. Kellerbach gewünscht.

Auf jeden Fall ist diese Veröffentlichung eine gute Option, sich diesen wilden Streifen zu Gemüte zu führen und sich von dem kreativen Wahnsinn seiner Macher verzaubern zu lassen. Ich mochte den Film schon zu VHS-Zeiten sehr gerne. Die VHS-Veröffentlichungen aus den USA und den Niederlanden hatten bei Venal Virulent (Hamburg) damals einen Ehrenplatz in der Glasvitrine. Ich erinnere mich noch gut, wie stolz ich war, als ich die niederländische VHS von EVC endlich auf einer Filmbörse ergattern konnte – und die gebe ich auch nicht mehr her. David Blyth hat meiner Meinung nach einen coolen und originellen Film gemacht, der immer noch ziemlich unterbewertet wird. Nun bin ich richtig neugierig auf andere Werke dieses Filmemachers geworden.

Das Schlusswort überlasse ich David Letch, der im August 2022 in Australien verstarb. Den folgenden Kommentar schrieb er am 18. November 2009 auf der IMDb-Seite zu Robot Maniac: „Don’t get too analytical….“ – R.I.P. »Spider«

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