Kreisch! Ein Meteor droht die Erde zu treffen und ein super-duper-streng geheimes Abwehrsystem, bestückt mit 14 Atomraketen, welches auf die UdSSR gerichtet ist, soll den dicken Klops in Stücke sprengen. Der Entwickler des Killersatelliten, niemand geringeres als Sean Connery, wird von der NASA direkt vom Segeln nach Houston verfrachtet, um den Satelliten auf die aktuelle Bedrohung zu richten. Ursprünglich war der Satellit auch für die Meteoritenabwehr gedacht, wurde aber zwischenzeitlich vom Militär zweckentfremdet. Doch die Sprengkraft reicht nicht aus, die Russen müssen helfen! Die Besonderheit an diesem Film: Die Russen sind hier mal nicht die Bösen, was schlichtweg an der Finanzierung des Filmes lag, und die Effekte wurden erst acht Wochen vor der Premiere zusammengehämmert, was dem Unvermögen des zuvor angeheuerten SFX-Personals geschuldet ist. Die Produktionsfirma American International Pictures ging an der komplexen Produktion des Streifens bankrott, die, trotz Genre-Profis Ronald Neame, von Anfang bis Ende vom Pech verfolgt wurde. PLAION PICTURES brachte den Katastrophen-Klassiker nun im Mediabook heraus.

Regie: Ronald Neame

Darsteller: Sean Connery, Natalie Wood, Martin Landau, Karl Malden, Brian Keith, Henry Fonda

Artikel von Kai Kinnert

Als die NASA feststellen muss, dass der Untergang der Menschheit in Form eines gewaltigen, auf die Erde zurasenden Meteors bevorsteht, wendet man sich an den Wissenschaftler Bradley. Dessen zur Meteoritenabwehr gedachter Killersatellit, zwischenzeitlich zur Bedrohung Russlands mit Atomraketen zweckentfremdet, soll nun wieder seiner eigentlichen Bestimmung dienen. Da die Feuerkraft des Satelliten jedoch nicht ausreichend ist, sehen sich die Amerikaner gezwungen, sich mit den Russen zu verbünden und gemeinsam mit deren Killersatellit die Bedrohung unter Beschuss zu nehmen.

Das ist einer dieser Streifen, bei dem man sich fragt, was da nur hinter den Kulissen los war. Warum sieht ein Katastrophenfilm von 1979 selbst für 1979 so aus, als wäre er 1960 gedreht worden? Diese Effekte! Star Wars lief damals schon im Kino und gab einen neuen Maßstab in Sachen Tricktechnik vor, und dann kommt Meteor und schleudert das Publikum zurück in die 1950er. Als hätte es keinerlei technische Entwicklung gegeben, arbeitet man in Meteor mit schlichten Überblendungen, einfachen Modellen und optischen Filzstift-Tricks, bei denen die Perspektive nicht stimmt. Und wenn es Kulissentricks, bzw. Modelltricks gibt, hat man den Bildausschnitt so eng gehalten, dass man nur auf einer Breite von vier Metern das Styropor vor die Kamera schütten musste, um eine riesige Lawinenkatastrophe zu simulieren. Als später New York von einem Teil des Meteors getroffen wird, greift man, neben den Filzstifttricks, auf Stock-Footage-Material von Häusersprengungen zurück, was noch nie und in keinem Film jemals überzeugte. Und das bei Ronald Neame, der ja unmittelbar vor und nach Meteor brauchbare Filme drehte (Die Höllenfahrt der Poseidon, Die Akte Odessa und Agentenpoker). Doch hier stimmt nichts. Es gibt recht langweilige Dialoge und fehlenden Rhythmus, dazu diese altbackenen Effekte Was war passiert?

Während die Produktion lief, versemmelte die SFX-Abteilung die Aufnahmen der Effekte bis zur Unbrauchbarkeit – und leider auch das dafür vorgesehene Budget. Als Neame die Aufnahmen sah, wurde die ganze Abteilung gefeuert und eine neue Truppe sollte es mit dem Restbudget richten. Doch auch die Truppe brachte nichts zustande, außer, dass das Budget noch kleiner wurde und so mussten dann, zwei Monate vor der Premiere, die im Vorspann genannten Leute ran, die aus den letzten Dollars, mit einfachsten Tricks und Stock-Footage-Material die Szenen zusammenstellten. Doch bevor es dazu überhaupt kam, musste das Drehbuch umgeschrieben werden, da es Neame und Connery nicht ansprach und dringend überarbeitet werden musste. Das fand dann auch gleich zweimal statt. John Williams begann damals mit der Musik für den Film, wurde dann aber wegen seiner Verpflichtung zu Spielbergs 1941 – Wo bitte geht´s nach Hollywood? wieder abgezogen und so übernahm Laurence Rosenthal den Job. Die Rolle des Dr. Dubov wurde auch sechsmal umbesetzt, solange, bis endlich Brain Keith den Job des russischen Wissenschaftlers übernehmen konnte. Unbill gab es auch in der großen Schlamm-Sequenz am Ende, wenn der Schlamm in den Tunnel einbricht und unsere Protagonisten von herunterfallenden Kulissen und jeder Menge Matsch malträtiert werden. Connery wurde getroffen und fiel zwei Tage aus, Natalie Wood blieb öfter beim Schlamm-Spektakel in der Kulisse stecken und ständig gab es Augen- und Ohrenentzündungen, was zur Folge hatte, dass sich beim Dreh jeder Watte in die Ohren stopfte, was jedoch die direkte Kommunikation zwischen Schauspieler und Regie unmöglich machte. Parallel dazu ging AIP bankrott und konnte den geplanten Werbeaufwand nicht mehr stemmen. Es ist, als hätte sich Meteor zum Katastrophenfilm im Katastrophenfilm entwickelt.

Doch was bleibt heute über, wenn man sich diesen Film ansieht? Die Erkenntnis darüber, dass es einer der ganz wenigen Filme ist, die zu Zeiten des Kalten Krieges die UdSSR nicht als feindlich darstellten, was sicher dem Umstand geschuldet war, dass die Shaw-Brothers diesen Film mitproduzierten. Brain Keith spielt seine Rolle als Dr. Dubov gut und sympathisch, er ist kein Feind, sondern ein Wissenschaftler, der mit Connery um die Lösung des Problems bemüht ist. Sean Connery arbeitet hier solide und routiniert, wenn auch nicht bemerkenswert gut. Natalie Wood, hier in der Rolle der Assistentin von Dr. Dubov, ist eine sichere Bank und spricht in dem Film sogar Russisch, was sie privat schon konnte und einer der Gründe war, warum sie besetzt worden ist. Das Highlight des Films ist jedoch Martin Landau als General Adlon, der den Zuschauer mit seiner Schauspielkunst verstört zurücklässt. Martin Landau spielt seine Rolle völlig losgelöst und von allen guten Geistern verlassen. Sein Auftritt ist urkomisch, wenn auch unfreiwillig, und erinnert eher an Die Nackte Kanone oder an die Muppets-Show als an einen General, der ernsthaft über Befehlsgewalt verfügt. Das war beängstigend und eine noch größere Bedrohung für alle Beteiligten als der Meteor.

In Meteor will einfach nichts zusammenpassen. Das Drehbuch ist behäbig, die Dialoge ermüdend, die Effekte stammen aus der Bastelstunde einer Grundschule und der Rhythmus zwischen Handlung und Action ist schleppend. Der Meteor selbst ist eine Mischung aus altem Putzschwamm und schimmeligen Brot und ist, aus ebendiesen Gründen, stets nur kurz im Film zu sehen.

Was als großer Katastrophen-Blockbuster geplant war, verreckte wie ein nasser Furz in der Hose des Produzenten. Meteor schafft es zu keinem Zeitpunkt so etwas wie Spannung aufzubauen oder gar mit originellen Tricks zu punkten. Unbestrittener Höhepunkt in diesem Film ist allerdings der Katastrophen-Auftritt von Martin Landau, gefolgt von den soliden Leistungen der Schauspieler Connery, Wood und Keith. Wobei Karl Malden wie immer Karl Malden spielt. Mit Hut und Trenchcoat könnte Malden unverändert in 30 weiteren Filmen auftreten, ohne sich einmal umziehen zu müssen (was er ja auch gemacht hat).

Meteor ist selbst für 1979 anachronistisch altbacken und irgendwie eher ein Film für Fans von Katastrophen(filmen) und Sean Connery. Wer die Filmtitel damaliger Videotheken sammelt, sollte einen Blick wagen, der Rest darf sich wieder hinlegen.   

Das Bild der gesichteten Blu-ray ist gut sauber und klar, der Ton ebenso. Als Extras gibt es Interviews, Trailer, eine Bildergalerie und ein 24-seitiges Booklet von Stefan Jung & Tobias Hohmann

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