Gestern Abend war mir mal wieder nach einer Portion Retro-Videotheken-Schlotze ohne jeglichen Anspruch und möglichst brutal sollte es sein. Da kam mir dieser, damals im Hause New Vision erschienene und bis ins Jahr 2015 indizierte, Monsterfilm gerade recht. Grausame Ritualmorde und hilflose Polizisten verspricht das Cover, dazu noch ein fehlerhafter, deutscher Titel (müsste es nicht „Headhunters“ heißen?) und mit Kay Lenz immerhin ein halbwegs prominenter Name im Cast. Die Entscheidung war gefallen. Also legte ich die Scheibe aus dem Hause WMM / CARGO RECORDS in die Playstation und ab ging es mit den grausamen Ritualmorden. Freu!

Originaltitel: Headhunter

Regie: Francis Schaeffer

Darsteller: Kay Lenz, Wayne Crawford, Steve Kanaly, June Chadwick, Sam Williams

Artikel von Christian Jürs

Die älteren Semester unter Euch erinnern sich vielleicht noch an die bezaubernde Schauspielerin Kay Lenz, deren Karriere bis heute hauptsächlich aus Nebenrollen in bekannten TV-Serien besteht. Ob Ein Colt für alle Fälle, Dr. House oder Superman: Die Abenteuer von Lois und Clark, irgendwo ist Euch Kay Lenz schonmal über den Weg gelaufen. Auch Filmfans meiner Generation kennen ihr Gesicht, immerhin hat sie die weiblichen Hauptrollen in Genreproduktionen wie House – Das Horrorhaus, Stripped to Kill und Death Wish 4: Das weiße im Auge im Portfolio. Highlight ihrer Karriere dürfte aber ihr Auftritt in Clint Eastwoods Breezy – Begegnung am Vormittag aus dem Jahr 1973 gewesen sein, in dem sie die Titelrolle an der Seite William Holdens ganz wunderbar absolvierte. Den Film kennt zwar kaum jemand, er ist aber absolut sehenswert.

Hier gibt sie die Polizistin Katherine Hall, die, gemeinsam mit ihrem schnauzbärtigen Partner Pete Giullani (Wayne Crawford) einem brutalen Mörder, dem titelgebenden Headhunter, auf der Spur ist. Doch zunächst führt uns die Geschichte nach Südafrika, wo die Eingeborenen des Ibu-Stammes (eventuell verwandt mit der Kitu-Sekte???) ein wenig durchdachtes Ritual durchführen (nur echt mit kleinen Knochen, die wie Würfel genutzt werden). Blöd für die Hinterwäldler, dass ihre Beschwörung erfolgreich verläuft und damit ein Sandsturm und der Headhunter auf den Plan gerufen wird. Ein wenig panisches Umherlaufen später schneidet der Film dann aber nach Miami, wo die Luxusyachten auf dem Wasser schwimmen, während am Himmel der orange-rote Tony Scott-Gedächtnis-Himmel prangt.

Auch hier feiern die Ibus (nein, nicht die Schmerztabletten, die immigrierten Stammesmitglieder) ein Freudenfest auf der Straße (hier aber mit westlicher Bekleidung ausgestattet und nicht im Baströckchen mit freiem Oberkörper). Was das Partyvolk nicht ahnt: im ersten Stock eines anliegenden Hauses führt ein weiterer Schamane ein weiteres Ritual durch, indem er tote Hühner mit Tabakqualm anhaucht, lustig die Augen nach oben verdreht und ebenfalls mit Knochen würfelt. Das ruft zunächst Sam Raimis Evil Dead-Kamerafahrt hervor und schließlich den Headhunter, der den Augenroller einen Kopp kürzer macht.

Danach lernen wir unsere beiden Hauptcharaktere kennen, das bereits erwähnte Copduo. Katherine macht es sich gerade mit ihrem Arbeitskollegen Roger (John Fatooh) gemütlich in der Heia, als ihr Partner Pete stockbesoffen durch das Fenster einsteigt. Ein nachvollziehbarer Einbruch, immerhin hat ihn gerade seine Frau Denise (June Chadwick) vor die Tür gesetzt, da ihr nach sieben Ehejahren nach etwas Abwechslung war und sie nun eine Liebesbeziehung mit einer Frau (Helena Kriel) eingegangen ist, obwohl Dose an Dose klappert. Auf diesem Plotpoint ruht sich der Film nun etwas aus. So kommt es natürlich zur Aussprache zwischen den Ehepartnern, die ergebnislos bleibt und wir erfahren, dass die toughe Katherine den steilen Pete eigentlich auch ganz schnuckelig findet, was dem Roger so gar nicht schmeckt.

Zum Liebes-Techtelmechtel kommt es aber erstmal nicht mehr, denn irgendwann, wenn der Film genügend Soap-Opera-Material zur Verfügung hat, geschieht wieder ein Mord, bei dem ein afrikanischer Einwanderer seinen Kopf verliert. Egal, wie sehr sich Katherine und Pete auch bemühen, sie kommen bei dem Fall nicht wirklich voran. Es folgt ein wenig Ermittlungsarbeit, bei der Kay Lenz immer ein wenig wie Falschgeld herumsteht und offenkundig nicht so recht weiß, wie sie sich zu verhalten hat.

Dann aber geraten unsere beiden Helden endlich auch mal in Gefahr. Pete folgt einem Verdächtigen in ein Schlachthaus, wo er aus dem Fenster katapultiert wird. Glücklicherweise steht am Boden ein offener Müllcontainer, in den er punktgenau hineinfällt, was erstaunlich ist, da dieser kaum größer als unser Held ist. Leicht verletzt und schmuddelig eilen Pete und Katherine dann wieder ins Büro, wo sie auf ihren Vorgesetzten, Captain Ted Calvin (Steve Kanaly) treffen. Der sagt allen Ernstes so etwas wie „Es sind doch nur N***r und noch nicht mal unsere N***r!„). Die Polizei, Dein Freund und Helfer.

Danach gerät auch Katherine in Gefahr, allerdings darf sie erstmal daheim duschen gehen – leider offenkundig gedoubelt, obwohl man eh nix zu sehen bekommt. Nach der Säuberung hat sie dann eine Nachricht von Kollege Pete auf dem Anrufbeantworter, der sie in einen dunklen, verlassenen Bahnhof bestellt. Doch, oh weh, die Nachricht stammt vom Headhunter, der, wie wir nun erfahren haben, auch andere Stimmen und sogar Körper übernehmen kann.

Die Stunde des Headhunter ist ein US-DTV-Streifen durch und durch. Es gibt nur wenige, kostengünstige Effekte zu erhaschen (die Maske des Headhunters ist lächerlich), die Dialoge bewegen sich auf Soap-Niveau und das Finale, in dem Pete wie Ash die Kettensäge schwingen darf, ist schneller vorbei, als man Die Stunde des Headhunter sagen kann. Ach ja, den obligatorischen „ich-komme-wieder“ Schlussgag hat man natürlich auch nicht vergessen. Ach ja, den obligatorischen Spezialisten in Sachen Headhunter gibt es auch noch im Plot. Der heißt Samuel Juru (Sam Wiliams), doch sein Charakter besitzt nur eine kurze Mindesthaltbarkeit.

Insgesamt kein guter, sondern eher ein schlechter Film, aber eben genau das, was ich erwartet habe. Der typische FSK-18-Heuler aus den unteren Reihen des Videothekenregals, der aber, trotz aller Unzulänglichkeiten, nicht wirklich langweilig wirkt. You get what you expect – und ich hatte Bock drauf. Der Film hat seine Mission also erfüllt.

Mir lag die normale Blu-ray-Variante (Cover A) vor. Diese besitzt eine ordentliche Bild- und Tonqualität. Die alte Synchro geht ebenfalls in Ordnung. Im Bonusbereich gibt es Trailer, internationale Vorspänne und eine Retro-Version in Open Matte.

Amazon-Partner-Links:

Mediabook (Blu-ray & DVD)

Blu-ray Cover A

Blu-ray Cover B

Zurück zur Startseite