In den späten Siebzigern begannen junge Musiker, gegen den omnipräsenten, deutschen Schlager mit frechen Texten und schrägem Sound zu rebellieren. Die Neue Deutsche Welle war geboren und hatte Anfang der Achtziger ihre Hochphase, als Stars wie Peter Schilling, Trio, Trixie, Extrabreit, Markus und Nena die Charts stürmten. Die drei letztgenannten bekamen die Ehre zuteil, im vorliegenden Film auftreten zu dürfen. Obwohl, so glücklich dürften die Beteiligten nicht gewesen sein, denn nicht umsonst kam das Roadmovie mittlerweile zu SchleFaZ-Ehren. Aus dem Hause DIGIDREAMS sind mehrere Varianten des Films veröffentlicht worden. Hier meine längst überfällige Rezi.

Regie: Wolfgang Büld

Darsteller: Nena, Markus Mörl, Karl Dall, Enny Gerber, Peter Lengauer, Extrabreit

Artikel von Christian Jürs

Keine Frage, Gib Gas ich will Spaß ist eine filmische Katastrophe. Trotzdem freute ich mich wie Bolle, als DIGIDREAMS ankündigte, der neuen Blu-ray-Variante eine Bonus-DVD mit der SchleFaZ-Variante beizulegen. Doch die Ernüchterung machte sich schnell breit, als ich den Briefumschlag mit der Rezischeibe öffnete. Darin befand sich mitnichten die erhoffte Version, sondern die Doppel-DVD, der als Bonus stattdessen die japanische Fassung beiliegt. Die unterscheidet sich lediglich durch englische Credits und Sprachfassung, sowie den eingestanzten, japanischen Untertiteln von der hiesigen Version. Quasi ein besserer Bierdeckel (außer, man kommt aus Japan).

Der Film startet rasant mit einem chaotisch durch den Verkehr düsenden Robby (Markus), während zu den Credits sein größter Hit und zugleich Namensgeber für den Film abgespielt wird. Allerdings war für einen Maserati kein Geld da, weswegen der junge Mann in kurzen Hosen mit einem Vespa-Roller über Wochenmärkte und durch U-Bahn-Stationen fährt. Ein teures Auto hätte auch nicht gepasst, denn Robby ist der Neue am Nymphenburger Gymnasium in München, also ein armer Schüler, der sogleich eine unangenehme Begegnung mit einem Lehrkörper (Horst Pasderski) hat, der sich nur mit einem beherzten Sprung in den Eierstand auf dem Wochenmarkt vor dem Verkehrsrowdi retten kann. Ultra-komisch, ein biederer Lehrer springt, zusammen mit einer wildfremden Frau, in hunderte, rohe Eier. Ha ha ha ha!

Nach diesem Hansi-Kraus-mäßigem Auftritt geht es dann in der Schule weiter, wo wir zwei weitere, wichtige Figuren kennenlernen. Zum einen wäre dies der grünhaarige Andy (Peter Lengauer), der unter notorischer Fresssucht leidet und als einziger Schauspieler nachträglich synchronisiert wurde – von keinem geringeren als Martin Semmelrogge, dem man peinlichstes Pseudo-Jugendsprech in den Mund legte – oder wisst Ihr, warum alles „Block“ ist? Was zum Geier soll das überhaupt bedeuten?

Total Block ist laut Aussage Andys vor allem Klassenkameradin Tina, die von Gabriele Susanne Kerner gespielt wird. Frau Kerner hat wenig mit Johannes B. zu tun, bekannter ist sie unter ihrem Künstlernamen Nena. In die verliebt sich Robby natürlich instant, was optisch durchaus verständlich ist. Allerdings hapert es bei Tina an anderer Stelle, da sie sich im Laufe des Films als schreckliche Egoistin entpuppt. Dass sie kein Auge für Robby hat, ist geschenkt, immerhin hat sie sich mittlerweile in den deutlich älteren Tino (Enny Gerber) verguckt. Der ist zwar nicht sonderlich helle, hat es aber im Leben weit gebracht, schließlich arbeitet er auf der Kirmes am Autoscooter-Fahrgeschäft als Fahrzeugzusammenschieber – Aufstiegschancen zum Gorillakostümträger in der Geisterbahn inklusive.

Doch das junge Glück währt nur kurz, denn Tino verliert aufgrund Vernachlässigung seiner Pflichten (er fährt statt zu arbeiten lieber mit seiner Liebsten singend Autoscooter) den Traumjob und zieht daher zum nächstbesten Rummelplatz weiter. Junger Mann zum Mitreisen gesucht – ein Lebenstraum. Das macht Tina aber ganz traurig, weswegen sie Robby bittet, mit ihr gemeinsam einen Roadtrip auf seinem Roller zu veranstalten. Er glaubt dabei, dass sie sich in ihn verguckt hat, doch Tina schmachtet nur Tino nach. Zwar kommen sich die Teenager auf ihrer Reise, die sie bis nach Venedig führen wird, näher, doch als die Bombe platzt, scheinen dunkle Regenwolken Robbys Chancen auf die Liebe zu vernichten. Bekommen sich die beiden doch noch oder ist alles mal wieder nur Block?

Deutschland, Deine Komödien – ein ewiges Trauerspiel. Aber, man muss es leider zugeben: Jedes Publikum bekommt die Filme, die es verdient. Und so mauserten sich zuletzt Manta Manta – Zwoter Teil und Chantal im Märchenland ja auch zu respektablen Kassenhits, obwohl sämtliche Kritiker bei Sichtung das Würgen bekamen. Gib Gas, ich will Spaß macht da keine Ausnahme, ist sogar noch ein ganzes Stück scheußlicher, polterte man doch mehr oder weniger spontan einen hippen Jugendfilm auf die Leinwand. Eigentlich für die Kombo Trio gedacht, sagten die wohlweislich ab und überließen Nena und Markus das Feld, wobei Letzterer immerhin halbwegs schauspielern konnte, während Nena nur schrecklich kichert und sich ständig durch die Haare fasst (achtet mal darauf). Abgerundet wird das Ganze dann noch mit einem kalauernden Karl Dall in ganzen fünf Rollen und einem schrecklich dämlichen Gastauftritt der Kombo Extrabreit, die mit einem Hubschrauber angedüst kommen, um eine versuchte Vergewaltigung an Nena auf einer Kirmes mit bloßer Präsenz zu verhindern – unlustiger ist schwierig.

Gib Gas, ich will Spaß ist deutsches Kino zum Abgewöhnen mit ein paar tollen Hits (Leuchtturm, Nur geträumt, Kleine Taschenlampe brenn´im Duett mit einer nie den Ton treffenden Nena – und natürlich Gib Gas, ich will Spaß) und ein paar zu recht vergessenen Songs der beiden Hauptdarsteller. Inhaltlich eine Nullnummer, bereitet der Film zumindest in der SchleFaZ-Variante, die ich mir extra zugelegt habe für die Rezi, eine Menge Spaß. In der normalen Version ist Gib Gas, ich will Spaß kaum zu ertragen. Leider ist die SchleFaZ-Version einmal mehr nur als DVD-Version erhältlich, trotzdem ist es die bestmögliche Variante.

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