Auf die Veröffentlichungen aus dem Hause Cargo Records ist wahrhaftig verlass, schafft es doch kein anderes Label derartig vergessenen Videothekenramsch vergangener Tage für ein interessiertes Publikum verfügbar zu machen. Auch für eines der neuesten Releases fischten die Verantwortlichen im tiefen Sumpf der Direct-to-Video-Actiongülle, nämlich im Katalog von Action International Pictures, eine Low-Budget-Klitsche, die sich Zeit ihres Bestehens krawalligen C-Movies mit abgehalfterten Videothekengesichtern verschrieben hat. Zwei dieser Gesichter tummeln sich auch im hier vorliegenden, mit CODE NAME: HELLFIRE (1987) schmissig betitelten VHS-Heuler: Robert „The Exterminator“ Ginty und Cameron Mitchell, beides Mimen, die sich für absolut gar nichts zu schade waren. Ob am Ende eine zumindest launige Actiontrash-Party dabei herausspringt, verraten wir euch in unserer Kritik.

Originaltitel: Code Name: Vengeance

Drehbuch: Anthony Palmer

Regie: David Winters

Darsteller: Robert Ginty, Shannon Tweed, Don Gordon, Cameron Mitchell, Kevin Brophy, James Ryan…

Artikel von Christopher Feldmann

Handlung:

Drei Männer auf der Jagd nach dem gefährlichsten Raubtier Afrikas, dem Rebellenführer Tabrak (James Ryan): Hawley (Kevin Brophy), der junge CIA-Agent, Dutch (Cameron Mitchell), der erfahrene Großwildjäger und der Abenteurer Monroe Bieler (Robert Ginty). Ihre Todesmission steht in den Akten unter „Code Name: Hellfire“. Nach unsäglichen Mühen und vielen blutigen Kämpfen gelingt es ihnen, das unterirdische Hauptquartier der Rebellen ausfindig zu machen. Bieler dringt allein in die Höhle des Löwen. Doch sein gefährlichster Gegner wartet vor der Höhle.

Lässt man sich auf Filme aus dem Hause Action International Pictures ein, sollte man sich zuvor darüber erkundigen, wofür man einen Teil seiner Lebenszeit aufwendet. Die 1986 gegründete Produktions- und Vertriebsfirma spezialisierte sich ausschließlich auf Low-Budget-Actionfilme der besonders niedrigen Preisklasse. Die beiden Köpfe des Unternehmens, David A. Prior und David Winters, waren berühmt und berüchtigt, ihre Filme mit dem Kostenaufwand eines Käsebrots in die Produktion zu schicken, man denke etwa an Gurken wie MANKILLERS (1987), bei der es für nicht mehr als ein paar Wellblechhütten auf einer Lichtung gereicht hat. Zum Portfolio von Prior und Winters gehören zudem die Sci-Fi-Graupen FUTURE FORCE (1989), mit einem bierbäuchigen David Carradine, und SPACEE MUNITY (1988), welche nicht nur Effekte aus BATTLESTAR GALACTICA (1978-1979) kopierte, sondern auch im Rahmen von MYSTERY SCIENCE THEATRE 3000 zu Ruhm und Ehren gelangte. Der wohl gemeinhin berühmteste Heuler des findigen Duos ist sicher die Actiontrash-Granate DEADLY PREY (1987), die auch schon hierzulande im Rahmen von SchleFaZ verwertet wurde.

Wo AIP draufsteht, ist auch AIP drin, das gilt auch für den hier vorliegenden CODE NAME: HELLFIRE (1987), bei dem David Winters die Regie übernahm, denn bei AIP kochten die Chefs noch selbst. Das diese Personalie nicht unbedingt eine Qualitätssteigerung zur Folge hatte, beweist auch dieser Film, der für gefühlte 2,50 US-Dollar in Südafrika runtergekurbelt wurde. Die Geschichte bedient die Tropes des klassischen Men-on-a-Mission-Films und handelt von einer entführten Präsidentenfrau mitsamt Sohnemann, die es aus den Händen eines fiesen Rebellenführers zu retten gilt. Für diese Mission ist selbstverständlich nur eine einzige Person geeignet, nämlich Bad-Ass-Söldner „Monroe Bieler“. Klingt ein wenig wie ein liegengebliebenes Set-Up für einen Chuck-Norris-Film, jedoch muss der Zuschauer mit Robert Ginty Vorlieb nehmen, dessen Charisma nicht mal ausreicht, um als Lichtdouble für den bärtigen Actionstar zu fungieren. Warum irgendjemand entschied, Ginty nach THE EXTERMINATOR (1980) als Leading-Man für Actionfilme zu etablieren, wird mir auf ewig ein Rätsel bleiben. Immerhin kam Ginty nie aus dem Bereich heraus, in dem auch CODE NAME: HELLFIRE verortet ist, nämlich unterste Grabbeltischware, deren Cover mehr versprachen, als die Produkte schlussendlich liefern konnten.

Auch in CODE NAME: HELLFIRE wurden kleine Brötchen gebacken. Die Ausstattung ist karg, die Sets spärlich und der Einsatz von Pyrotechnik beschränkte sich auf ein paar Feuerwerkskörper für den Heimgebrauch. Immer wenn eine Granate zum Einsatz kommt, hat man das Gefühl, das Tischfeuerwerk zu Silvester biete mehr Spektakel als das, was die Beteiligten in diesem Film abfeuern. Dass die Story gängigen Mustern folgt, möchte ich gar nicht kritisieren, denn das machen auch Genrevertreter der oberen Preisklasse. Es ist nur immer wieder erstaunlich, mit welch hemdsärmeligen Mitteln hier versucht wird auf den Putz zu hauen. Es werden Einstellungen kopiert, um Krawallszenen zu strecken, fliegen doch mehrmals die gleichen „Stuntmen“ durch die Luft, Einstellungen eines Hubschraubers werden zweit- und drittverwertet (in einer Szene wechselt sogar das Geschlecht des Piloten während eines Schnitts) und die Naturaufnahmen bestehen mit Sicherheit aus Archivmaterial.

Mittendrin bekommt man eben statt Chuck Norris Robert Ginty, den Actionhelden des kleinen Mannes, und Ex-Playmate Shannon Tweed, die sich schauspielerisch dem Produktionsniveau angeglichen hat. Als ob das noch nicht genügt, schaut selbstverständlich auch C-Recke Cameron Mitchell vorbei, der vor allem in den 1980er Jahren so ziemlich jeden VHS-Heuler mitgenommen hat und heute eher für seine Rollen in Exploitationfilmen wie THE TOOLBOX MURDERS (1978), SUPERSONIC MAN (1979), RAW FORCE (1982), DAS SÖLDNERKOMMANDO (1982) und DEADLY PREY (1987) bekannt ist, als für gehobenere Filmkunst in der früheren Phase seiner Karriere.

Wir möchten gar nicht lange um den heißen Brei herumreden, denn mit CODE NAME: HELLFIRE bekommt man die volle Packung AIP-Schlonz, dem allerdings der Trashfaktor abhanden kommt. Andere Filme wie die bereits erwähnten DEALDY PREY, SPACE MUNITY oder auch RAGE TO KILL (1988) (mit einem stockbesoffenen Oliver Reed), sind zwar auch scheiße aber auf obskure Weise wieder unterhaltsam. Dieser hier ist einfach nur mies und größtenteils öde. Besser macht das auch nicht die DVD, die uns zur Sichtung vorlag. Es scheint als habe man hier wieder auf eine VHS-Quelle zurückgegriffen. Immerhin wird somit das Videothekengefühl vergangener Tage wieder nachvollziehbar.

Fazit:

CODE NAME: HELLFIRE (1987) ist klassischer Videothekenschund aus dem Hause Action International Pictures, der nicht nur jedes Klischee bedient, sondern auch nahe der Armutsgrenze produziert wurde. Mit Robert Ginty bekommt man zudem noch den schlechtesten Actionstar aller Zeiten vorgesetzt. Einzig der Trashfaktor will nicht zünden und das ist für diese Sorte Film sicher das Todesurteil.

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