Ich mag Eintopf. Da kann man nach Gutdünken reinschnippeln, was die Küche hergibt. So ähnlich verhält es sich auch mit dem hier vorliegenden, mexikanischen Abenteuerfilm aus dem Hause LUCKY 7. Man nehme eine Portion Indiana Jones, packe ein wenig Quatermain hinzu und würze das Ganze, unter ständigem Rühren der Drehbuchseiten, mit einer Prise italienischem Kannibalenkino. Zwar ohne Menschenfleischverzehr, dafür aber mit der obligatorischen Portion Rassismus, sowie einem groovigen Soundtrack, aber leider auch mit völlig überflüssigem Tiersnuff, der damals leider noch dazugehörte. Serviert wird das Ganze schließlich mit einem Löffel abgehalfterter US-Schauspieler, die für den Paycheck alles drehen. Voilà, es ist angerichtet.

Alternative dt. Titel: Das Geheimnis des blauen Diamanten / Blutgericht am Amazonas

Regie: René Cardona Jr.

Darsteller: Stuart Whitman, Donald Pleasence, Bradford Dillman, Ann Sidney, John Ireland, Sonia Infante

Artikel von Christian Jürs

Hier, in dem Film spielt Hugo Stiglitz mit als Kapitän!„. Mit diesen Worten, die bei anderen Menschen vermutlich nur ein Schulterzucken hervorgerufen hätten, köderte mich einer der Lucky 7 Jungs auf der Hamburger Filmbörse. Da ich ein großer Verehrer von Umberto Lenzis Weltuntergangs-Horror-Action-Trashfilms Großangriff der Zombies bin, in dem besagter Hugo Stiglitz sich als unbestechlicher Reporter Dean Miller auf der Suche nach der Wahrheit befindet, war ich sofort angefixt. Als ich dann noch erfuhr, dass Dr. Loomis höchstpersönlich, Donald Pleasence, als fieser Altnazi mit an Bord ist, war für mich klar: Ich muss den Film besprechen.

Treasure of the Amazon beginnt mit einem gelungenen Witz. Eine Einblendung möchte uns nämlich weiß machen, dass der folgende Film auf wahren Begebenheiten beruht und lediglich Namen und Handlungsort geändert wurden. Selten so gelacht. Dann lernen wir Gringo (Stuart Whitman) kennen, einen abgehalfterten Abenteurer, der ausschaut, als wäre er der Bruder von Grizzly Adams. Der reist gerade auf einem Raddampfer durch den südamerikanischen Dschungel, als ein Eingeborener ihm ans Leder will. Keine gute Idee, wie der halbnackte Wilde feststellen muss, denn erst hackt Gringo ihm die Wichsgriffel ab und anschließend wirft er ihn über Bord, wo er Opfer eines gefräßigen Piranha-Schwarms wird. Gringo ist die unfreiwillige Verfütterung allerdings peinlich, er habe das gar nicht gewollt, beteuert er.

Dann lernt er zwei zwielichtige Schatzsucher namens Zapata (Pedro Armendáriz Jr.) und Jairo (Jorge Luke) kennen, die einer, auf dem Schiff befindlichen, Goldgräberausrüstung folgen. Diese gehört einem gewissen Klaus Fromberg (Donald Pleasence), einem Alt-Nazi, der im tiefen Dschungel auf eine Goldader gestoßen ist und nun ernten möchte. Natürlich wollen die kriminellen Jairo und Zapata einen Teil vom Kuchen abhaben und engagieren daraufhin den ortskundigen Gringo, damit er ihnen einen schnelleren Weg, mitten durch den tiefsten, gefährlichen Urwald, zum Gold zeigt. Und so reisen die drei Zwangs-Verbündeten, gemeinsam mit zwei einheimischen Helfern, durch die gefährliche Wildnis, während Fromberg, gemeinsam mit der stets halbnackten Einheimischen Morimba (Sonia Infante), einen längeren, aber dafür sichereren Weg beschreiten.

Derweil befinden sich noch weitere Suchende in der Gegend. Doch Dick (Clark Jarrett) und Clark (Bradford Dillman), zwei Angestellte einer Erdölfirma, haben es auf Edelsteine abgesehen. Im Gepäck haben sie noch die geile Barbara (Ann Sidney), die mit Dick gemeinsam im Urwald zurückbleibt, während Flugzeugpilot Clark sich aufmacht, eine bessere Ausrüstung aus der Zivilisation zu holen. Eine Panne zwingt ihn jedoch, notzulanden und vorerst aus dem Film zu verschwinden, während sich Babs und Dick mit eingeborenen Kopfjägern herumschlagen müssen, die schließlich selbigen von Dicks Körper trennen. Glück für Barbara, dass sie sich an den plötzlich auftauchenden Gringo heranmachen und sich ihm anschließen kann. Doch die Gefahr ist keineswegs gebannt, denn die Kopfjäger sind ihnen bereits auf den Fersen und auch Fromberg kommt dem Schatz immer näher und auch die brutalen Jairo und Zapata haben bereits lüstern ihre Fühler Richtung Barbara ausgefahren.

Treasure of the Amazon ist eine wilde, nicht immer ganz nachvollziehbare Hatz durch den Dschungel, die zwar keinerlei Sinn ergibt und auch recht grobschlächtig inszeniert ist. Trotzdem bereitet dieses ungehobelte Stück Bahnhofskino Laune (abzüglich der Tiersnuffszenen), vorausgesetzt man kann mit trashigen Abenteuerfilmen etwas anfangen. Blut und Titten standen ständig auf dem Drehplan, was dem Exploitation-Fan Freude bereiten wird. Vollblut-Mime (hust) Hugo Stiglitz, der mit Regisseur René Cardona Jr. bereits Horrorheuler wie Tintotera inszenierte, bekommt allerdings gar nichts zu tun. Er sitzt den gesamten Film über recht teilnahmslos am Ruder seines Schiffes, mehr macht er nicht. Dafür dufte Donald Pleasence ordentlich die Sau rauslassen. Seine Performance bereitet, ebenso wie die gelegentlichen Splatterszenen, die zwar einfach getrickst sind, aber eine Menge Spaß bereiten. Auch eine Szene mit mörderischen Krebsen, die an die Spinnenszene aus Geisterstadt der Zombies erinnert, hebt die Stimmung. Insgesamt kein guter Film, dafür aber beste SchleFaZ-Ware.

Lucky 7 präsentieren den Abenteuerfilm in gestochen scharfem HD, allerdings limitiert auf 777 Exemplare. Die damals fehlenden Szenen (ca. 20 Minuten), die zum Beispiel die Nazithematik ansprechen, wurden wieder in den Film eingefügt und nachsynchronisiert (was sehr auffällig ist, da die alten Sprecher (u.a. Klaus Kindler und Gottfried Kramer) heute nicht mehr zur Verfügung stehen. Mit an Bord ist außerdem der Extended Cut im 4:3-Format, Trailer, der dt. Vorspann, ein Bierdeckel und ein Poster. Mal wieder eine schöne Veröffentlichung.

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