Robin Hood, Robin Hood, reitet durch die Lande, und voll Stolz und Wagemut folgt ihm seine Bande – Lange, lange bevor Kevin Costner dem Rächer der Enterbten, dem Beschützer von Witwen und Waisen einen modernen Anstrich verpasste, schlüpfte Frauenschwarm Errol Flynn in seinen grünen Strampelanzug, der für Jahrzehnte das Bild dieser Heldenfigur prägen sollte. PLAION PICTURES spendierte dem frühen Technicolor-Klassiker eine bestens ausgestattete Special Edition, die ich Euch einmal vorstellen möchte.

Alternative dt. Titel: Die Abenteuer des Robin Hood / Robin Hoods Abenteuer

Originaltitel: The Adventures of Robin Hood

Regie: Michael Curtiz, William Keighley

Darsteller: Errol Flynn, Olivia De Havilland, Basil Rathbone, Claude Rains, Alan Hale

Artikel von Christian Jürs

Da hat Warner Bros. damals tief in die Tasche gegriffen. Stolze 1,9 Millionen Dollar (inflationsbereinigt wären dies heute ca. 42 Millionen Dollar) ließ der Verleiher springen, um die erste Robin Hood-Verfilmung in Farbe in die Kinos zu bringen. Dabei kamen alle elf damals existierenden Technicolor-Kameras zum Einsatz. Diese Technik steckte damals noch in den Kinderschuhen, entstand der erste Streifen in Farbe und bunt doch erst 1935, der heute eher vergessene Jahrmarkt der Eitelkeiten. Der Durchbruch des Farbfilms folgte 1937 mit Walt Disneys Zeichentrick-Klassiker Schneewittchen und die sieben Zwerge, also nur ein Jahr, bevor Die Abenteuer des Robin Hood (dt. Kinotitel) entstand. Hierzulande musste man allerdings, aufgrund des aufkommenden, Zweiten Weltkriegs, bis zum 19. September 1950 warten, um Errol Flynn als Held in grünen Strumpfhosen in den Kinos zu erleben.

Wir schreiben das Jahr 1191 nach Christi Geburt. König Richard Löwenherz (Ian Hunter) wird bei der Rückkehr seines erfolgreich verlaufenen Kreuzzuges in Österreich gefangengenommen. Bis auf weiteres hat sich daher sein Bruder, Prinz John (Claude Rains) die Macht des englischen Königreiches unter den Nagel gerissen. Sehr zum Leidwesen des Volkes, da nun die Steuern, unter dem Vorwand, mit den Einnahmen das Lösegeld für den verschleppten König zahlen zu wollen, ins Unermessliche erhöht wurden. Doch Prinz John plant mitnichten, das eingenommene Geld in seinen Bruder zu investieren. Ihm und seinen untergebenen Adeligen geht es rein um die eigene Bereicherung. Dass das Volk derweil Hunger leidet, juckt ihn wenig. Doch da hat er die Rechnung ohne den rechtschaffenden Sir Robin von Locksley (Errol Flynn) gemacht. Der macht es sich zur Aufgabe, mit Hilfe seiner Bande von Freiheitskämpfern, den gierigen Prinzen und seine Vasallen zu stürzen und ihre Einnahmen wieder unter dem gebeutelten Volk zu verteilen.

Sehr zum Ärger von Prinz Johns engstem Berater Sir Guy von Gisbourne (Basil Rathbone), der bereits bei der Ausübung seiner ausbeuterischen Pflichten Bekanntschaft mit Robin von Locksley machen durfte und von diesem verjagt wurde. Bei einem abendlichen Bankett sprengt Robin die Veranstaltung und sagt Prinz John öffentlich den Kampf an. Dieser erklärt ihn daraufhin für vogelfrei und entzieht ihm all sein Hab und Gut. Dies motiviert Robin von Locksley allerdings nur noch mehr, das Geld von den Reichen zu nehmen und es den Armen zu geben. Als er mit seinen Verbündeten, u.a. Bruder Tuck (Eugene Pallette) und Little John (Alan Hale Sr.), einen kostbaren Transport, angeführt von Gisbourne und dem Sheriff von Nottingham (Melville Cooper), überfällt, macht Robin Bekanntschaft mit der liebreizenden Lady Marian (Olivia De Havilland), die sowohl Verständnis für seine Taten aufbringt und sich zeitgleich in den smarten Helden verguckt. Wird es Robin gelingen, die Bösen zu stürzen und das Herz der Jungfer zu erobern?

Man mag kaum glauben, dass Robin Hood – König der Vagabunden bereits 86 Jahre auf dem Buckel hat, so flott kommt dieses Mantel-und-Degen-Abenteuer daher. Errol Flynn erweist sich, mit seinem verschmitzen Charme eines kleinen Jungen, als Optimalbesetzung des Titelhelden. Von Anfang an besitzt er die Sympathien des Publikums. Ganz im Gegensatz zu denen des Regisseurs Michael Curtiz, mit dem er regelmäßig aneinandergeriet. Dies lag zum einen daran, dass Flynn zur Zeit des Drehs mit Curtiz Ex-Frau Lili Damita liiert war und ebenso mit seiner Unfähigkeit, sich Dialoge zu merken. Zum anderen lag es an Curtiz Haltung gegenüber Tierwohl. So beklagte Errol Flynn vollkommen zurecht, dass Curtiz beim vergangenen, gemeinsamen Dreh zum Abenteuerfilm Der Verrat des Surat Khan in Kauf nahm, dass mehrere Pferde sich verletzten und umkamen. Auch mit der Sicherheit der Schauspieler nahm Curtiz es nicht allzu genau. So verletzte sich Flynn beim Dreh einer Fechtszene, da der Regisseur die Sicherungen von den echten Degen entfernen ließ, damit die Szene realistischer wirken sollte. Zum Dank fiel Flynn über ihn her, nahm Curtiz in den Würgegriff und fragte, ob ihm das realistisch genug sei.

Trotz dieser widrigen Umstände wurde aus Robin Hood – König der Vagabunden ein zeitloser Klassiker, der noch Jahrzehnte später Hollywood beeinflusste. Kein Wunder, wirkt der Film doch niemals, als käme er aus den dreißiger Jahren und sieht locker zwanzig Jahre jünger aus. Sowohl Ausstattung als auch Action sind phänomenal geraten. Insbesondere das Fechtduell zwischen Robin von Locksley und Sir Guy von Gisbourne im spektakulären Finale ist mitreißend inszeniert. Langeweile kommt auch heute niemals auf, auch wenn die Bösewichte sich hier oft zu gesittet für heutige Sehgewohnheiten verhalten. Hier wurde alles richtig gemacht und ohne diesen Film hätte es Disneys Robin Hood aus dem Jahr 1973 wohl nie gegeben, da dieser Film, ebenso wie Mel Brooks Komödie Robin Hood – Helden in Strumpfhosen von 1993, eindeutig Vorbild war.

Großes Lob gebührt Plaion Pictures für ihr rundum-sorglos-Paket. Die Bildqualität ist phänomenal. Irre, wie farbenfroh der Film daherkommt. Auch am Ton ist nichts auszusetzen. Größtes Plus ist aber das reichhaltige Bonusmaterial. So befindet sich auf der Bonusdisc die rekonstruierte, deutsche Kinofassung mit deutschen Texttafeln, es gibt einen Audiokommentar, eine separate Musikspur, diverse Featurettes, Trailer, zwei Warner Cartoons in perfekter Bildqualität, die sich an Errol Flynns Auftritt orientieren und vieles mehr.

Absoluter Kauf-Tipp für Abenteuerfilm-Fans und historisch interessierte Filmfans.

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