Ein Hauch von Richard Linklater weht durch dieses Roadmovie von Regisseur, Drehbuchautor, Produzent und Hauptdarsteller Jesse Eisenberg. An seiner Seite agiert Kieran Culkin, der für seine Darstellerleistung den Oscar als bester Nebendarsteller einheimste (auch wenn sein Part durchaus als Hauptrolle durchgehen könnte). LEONINE STUDIOS veröffentlichte den Streifen, in dem zwei ungleiche Cousins eine Reise nach Polen bestreiten, auf der sie ihre Wurzeln ergründen wollen, kürzlich auf Blu-ray im Heimkino. Außerdem ist A Real Pain per VoD anschaubar und sogar inkludiert im Disney+ Abo erhältlich.

Drehbuch & Regie: Jesse Eisenberg

Darsteller: Kieran Culkin, Jesse Eisenberg, Jennifer Grey, Will Sharpe, Kurt Egyiawan

Artikel von Christian Jürs

Es ist so weit. Die Preisträger der letzten Oscarverleihung finden nach und nach ihren Weg ins hiesige Heimkino. In den nächsten Wochen werden wir Euch die relevantesten Gewinner-Streifen in Rezi-Form vorstellen. Den Anfang macht dieses kleine, feine Roadmovie, dass erstaunlicherweise zwar auf Blu-ray, aber nicht auf DVD erscheint.

David (Jesse Eisenberg) und Benji Kaplan (Kieran Culkin) sind Cousins, die unterschiedlicher nicht sein könnten. David ist erfolgreich in seinem Job, hat Frau und Kind und geht einem geregelten Alltag nach. Benji hingehen lebt in den Tag hinein und lässt sich von seinen Gefühlen leiten. Einst waren die beiden unzertrennlich, doch das ist lange her. Jetzt, nach dem Tod ihrer geliebten Großmutter, bestreiten die Cousins erstmals wieder eine gemeinsame Reise. Es geht nach Polen, wo die beiden Männer mit jüdischen Wurzeln eine Reisegruppe auf einer Odyssee in die Vergangenheit begleiten. Ziel der Reise sind Warschau, Lublin und ein Besuch im Konzentrationslager Majdanek. Auf der letzten Etappe ihres Trips, planen die ungleichen Cousins, sich von der Reisegruppe zu lösen, um das Elternhaus ihrer Großmutter aufzusuchen.

Das klingt in Schriftform vermutlich alles erstmal ziemlich dröge und unaufgeregt. So mancher Zuschauer wird A Real Pain auch genauso empfinden, denn hier gibt es weder Action noch Spannung. Stattdessen punktet die Tragikomödie mit lebensnah geschriebenen und gespielten Charakteren. Dies gilt nicht nur für die beiden Hauptdarsteller, auch die restliche Reisegruppe, bestehend aus dem, nach eigenen Aussagen, langweiligen Ehepaar Diane (Liza Sadovy) und Mark (Daniel Oreskes), Eloge (Kurt Egyiawan), der einst den Genozid in Ruanda überlebte und zum jüdischen Glauben wechselte, der reichen Witwe Marcia (Jennifer Grey) auf einem Selbstfindungs-Trip und dem sympathischen Reiseleiter James (Will Sharpe).

Eingangs erwähnte ich den Namen Richard Linklater – und genau an dessen Trilogie Before Sunrise, Before Sunset und Before Midnight musste ich mehrfach bei der Sichtung von A Real Pain denken. Ähnlich wie dort, wurde der Roadtrip in Polen an den echten Locations gedreht, auch in Majdanek, was der Atmosphäre absolut zuträglich ist. Keine LED-Wände oder Green Screens – A Real Pain spiegelt das echte Leben wider – und das macht ihn so stark.

Besonders hervorzuheben ist natürlich die Performance von Kieran Culkin, der hierfür zahlreiche Preise einheimsen konnte. Mal euphorisch und extrem sympathisch, offenbart sein Charakter dessen inneren Schmerz (eine der Interpretationen des Titels) nach und nach im Verlauf der Handlung. Dabei wird aber niemals auf die Tränendrüse gedrückt, den Film begleitet eine stetige Leichtfüßigkeit und das Ende lädt zum Nachdenken ein. A Real Pain wirkt noch lange nach – wenn man sich darauf einlassen mag.

Mir lag zur Rezension die Blu-ray-Variante vor. Diese besticht durch sehr gute Bild- und Tonqualität. Im Bonusbereich findet man ein kleines Making Of. Ein Wendecover ohne FSK-Logo liegt aber leider nicht vor.

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