Wer glaubt, dass Rosemaries Schwangerschaft der blanke Horror war, der kennt Jessica Barrett noch nicht. Die hat nicht nur den Teufelsnachwuchs im Leib, sie ist zudem auch noch besessen und darf, wie die kleine Regan ein Jahr vor ihr, grünen Schleim erbrechen und allerlei unflätiges Zeug von sich geben. Die deutsche Synchronisation haut dabei so richtig mit der groben Kelle um sich. Dieses echte Kleinod des Bad Tastes wurde von ILLUSIONS UNLTD. FILMS kürzlich in unfassbaren 11 (!) verschiedenen, limitierten Mediabookvarianten veröffentlicht. Wir verraten Euch, warum der Film ein Fest für Fans des trivialen Kinos ist und zeigen Euch außerdem noch die verschiedenen Covervarianten.

Originaltitel: Chi sei?

Alternativtitel: Wer bist Du? / Wer seid Ihr? / The Devil within her / Behind the Door / Beyond the Door

Regie: Ovidio G. Assonitis (als O. Hellman) und Robert Barrett (als R. Barrett)

Darsteller: Juliet Mills, Richard Johnson, Gabriele Lavia, Elizabeth Turner

Artikel von Christian Jürs

Irgendwann vor vielen Jahren, als ich in meiner Jugend die Horrorecken der Videotheken durchforstete, stieß ich auf das alte VPS Video Verleihtape mit dem Titel Vom Satan gezeugt, der im Kino noch unter dem Titel Wer bis Du? (einer genauen Übersetzung des italienischen Originaltitels Chi sei?) lief. Als Horrorvielgucker nahm ich natürlich auch dieses Band mit nach Hause, wo ich allerdings je enttäuscht wurde. Denn dieses wirre Rip Off von Der Exorzist und Rosemary´s Baby, konnte mich als Teenager, der mit Freddy, Jason und Co. aufwuchs, so gar nicht in seinen Bann ziehen. Heute allerdings, wo sowohl der Film, als auch ich deutlich gereift sind, empfand ich Vom Satan gezeugt als Riesengaudi.

Es beginnt schon mit der Eröffnungssequenz, die in der Originalversion mit einem Offkommentar des Leibhaftigen beginnt, der dem Zuschauer Angst machen möchte, indem er die Möglichkeit in den Raum wirft, dass er der Sitznachbar im Kinosaal seien könnte. Durchaus glaubwürdig, besuche ich die meisten Filme doch mit meiner Frau. Dieses Intro kann man nun wahlweise zuschalten, der Rest des Films ist in beiden Versionen identisch. Im Anschluss bleibt es merkwürdig, denn dann lernen wir die Hauptfigur Jessica Barrett (Juliet Mills) kennen, die nackt auf einem beleuchteten Tisch (oder auch Bett oder was immer das ist) liegt, umringt von dutzenden Kerzen. Gleichzeitig steht sie angezogen und regungslos wie in Trance davor und beobachtet, wie ihre Nackedeiversion sich windet, während sich plötzlich ein Männergesicht mit Rauschebart auf ihrem Kopf manifestiert.

Nicht schräg genug? Bitte sehr, der Film schneidet danach zu Dimitri (Richard Johnson – bestens bekannt aus Woodoo – Die Schreckensinsel der Zombies und Bis das Blut gefriert), der eine Gebirgsstraße entlangfährt, während der Belzebub aus dem Off (mit der Stimme von Wolfgang Hess) zu uns spricht. Er unterstellt dem verzweifelten Dimitri, dessen Auto gerade außer Kontrolle gerät, dass er versagt habe, da er nicht mehr mit Jessica zusammen sei und nun nutzlos für den Bösen geworden ist. Als das Fahrzeug ausbricht und über die Klippen stürzt, ändert er aber seine Meinung und friert Fahrzeug und Bild in der Luft ein. Eine weitere Chance möchte er Dimitri geben, eine Letzte. Dann setzt der funky Vorspannsong „Bargain with the Devil“ ein, der die Füße ordentlich mitwippen lässt. Zu diesem sehen wir parallel geschnitten Jessica mit ihren beiden Kindern im Cabrio durch San Francisco fahren und ihren neuen Stecher und Ehemann Robert Barrett (Gabriele Lavia) im Tonstudio, in dem er als Musikproduzent arbeitet, wo er im Rhythmus der Musik mit dem Lockenkopf wackelt. Die Kinder auf dem Rücksitz des Cabrios verhalten sich übrigens recht merkwürdig für Quälgeister im Grundschulalter. Während Gail (Barbara Fiorini), die Ältere von den beiden, den nicht kindgerechten Roman Love Story liest, trinkt der kleine Ken (David Colin, Jr.) genüßlich eine Erbsensuppe aus der Dose mit dem Stohhalm. Wohl bekomms. Synchronisiert wird der kleine Fratz übrigens vom ganz jungen Oliver Rohrbeck. Den Justus Jonas hört aber nur heraus, wer genau hinhört. Mit dem Ende des Abspanns und der Namenseinblendung des Regisseurs mit dem Namen Hellman (darauf komme ich später nochmal zurück), wird der funky Beat, den Warren Wilson hier auf die Tonspur groovte, von folgenden Worten unerbrochen:

„Aus! Stop“ So geht´s nicht! Bis jetzt war das ziemlicher Käse.“

Juuuhuuu, Gabriele Lavia wird von Thomas Danneberg synchronisiert, der zu dieser Zeit nicht weit weg war, wenn Wolfgang Hess, der Hauptsprecher von Bud Spencer, im Studio stand. Und wie recht er mit seinen Worten hatte. Ein weiterer Pluspunkt für die deutsche Synchro, der in der folgenden Szene noch weit übertroffen wird. Denn plötzlich ergreift die kleine Love Story Göre das Wort und mir fällt die Kinnlade runter, ehe ich vor Lachen zusammenbreche. Highlight ihres Monologs über die dicken Euter einer Dame, ist die Passage, in der sie folgendes sagt (kleiner Tusch): „Wenn ich groß bin, geh´ ich ran wie ´ne Hafennutte!“. Ich liebe diesen Film jetzt schon.

Was folgt, ist ein durchaus kruder Mix aus den eingangs erwähnten Klassikern von Roman Polanski und Willam Friedkin. Jessica findet heraus, dass sie, trotz Verhütung, schwanger ist. Zu ihrem Erstaunen sogar bereits im vierten Monat, was dank erst sein einem Monat ausbleibender Regelblutung eigentlich nicht möglich ist. Nach und nach legt sie absonderliche Verhaltensweisen an den Tag. So erbricht sie plötzlich Blut oder zerschlägt mutwillig das Aquarium ihres Gatten oder schwebt des Nachts plötzlich aus dem Schlafzimmer (was ich alles als höchst bedenklich einstufen würde – Letzteres besonders). Der unheimliche Dimitri taucht derweil immer wieder in ihrer Nähe auf – und wird von Arnold Marquis, den wir auch auf Bud Spencer kennen, eingesprochen. Durchaus denkbar, dass Rainer Brandt hier seine Finger im Spiel hatte.

Mit Jessica geht es im weiteren Verlauf immer weiter bergab. Immer öfter häufen sich Momente, in denen sie seltsam aggressiv reagiert, bis das Böse schließlich vollends Besitz von ihr ergreift und zu Ausschlag, gelben Augen und massivem Spinatauswurf führt (der mit dem „Blubb„). Den Regisseuren Robert Barrett und O. Hellman gelingen, neben einigen mysteriös, mystischen Szenen sogar ein echter Nägelkauermoment, in dem die beiden Kids mit ihrer satanischen Mami allein zu Haus gelassen werden. Ein wirklich gruseliger Moment, der im Anschluss erst quälend langsam aufgelöst wird. Lediglich im letzten Akt stockt die ganze grüne Soße ein wenig, kommt aber zu einem stimmigen Ende. Ach ja, hinter dem „Hellman“ Pseudonym verbirgt sich übrigens Ovidio G. Assonitis, der uns den Tierhorrorstreifen Der Polyp – Angriff aus der Tiefe mit John Huston und Shelley Winters bescherte, der gar nicht so schlecht war, aber auch im Finale enttäuschte. Er war auch derjenige, der James Cameron seinen Piranhas 2 – Fliegende Killer versaute. Immerhin hat er Madhouse – Party des Schreckens auf der Habenseite, der allerdings hierzulande immer noch auf der bösen Liste verweilt.

ILLUSIONS UNLTD. Films haben hier nicht nur eine Perle des trivialen Geschmacks ausgegraben, ihre Veröffentlichung in, leicht übertriebenen, 11 verschiedenen Mediabooks überzeugt sowohl auf technischer, sowie inhaltlicher Seite. Die Bildqualität (1,85:1 / auf Blu-ray in 1080p) ist fantastisch. Der Ton in Deutsch und Englisch (DVD in Dolby Digital 2.0 / Blu-ray DTS-HD Master Audio 2.0) ist im Originalton großartig, in der Synchronfassung aber auch noch sehr gut. Ein 16 seitiges, stabiles Booklet mit einem Text von Stefan Kaiser, der viel über den Hintergrund der Produktion preisgibt, sowie ein ebenso unterhaltsamer, wie auch informativer Audiokommentar von Manuel Magno und Christoph N. Kellerbach runden das Bild ab. Außerdem gibt es noch zwei sehr ausführliche Interviews mit dem Kameramann und dem Darsteller des kleinen Erbsensuppentrinkers, die alte, deutsche Fassung in etwas schlechterer Qualität (dafür mit deutschen Credits), diverse Trailer und eine Bildergalerie. Mehr geht einfach nicht.

Wer also auf sleaziges Exploitation-Italo-Rip-Off Kino steht, der findet hier tollen Nachschub. Meine Meinung zu damals hat sich jedenfalls um 180° gedreht, wie auch der Kopf von Jessica.

PS: In den USA erschienen später noch die Filme Beyond the Door 2 & 3, die aber nix mit diesem Film zu tun haben (Teil 2 ist Schock von Mario Bava, Teil 3 heißt bei uns Amok Train).

Zurück zur Startseite