Jetzt wird es bunt und durchaus musikalisch. Ganz in der Tradition des frühen Technicolor-Oppulenz-Kinos Hollywoods, schickt der spätere Regisseur von DEATH WISH 4 (1987) oder DER LIQUIDATOR (1984) in TARAS BULBA Tony Curtis und Yul Brynner als bunte und trinkfeste Kosaken in den Kampf gegen polnische und türkische Armeen und deren Ränkespiele. Dabei erlebt Tony Curtis eine ROMEO UND JULIA-Story mit der schönen Christine Kaufmann als Natalia, was nach den Dreharbeiten zur Ehe zwischen den beiden Schauspielern führte. Ein Film für Fans des klassischen, bunten Hollywood-Kinos mit allen Höhen und Tiefen, in zwei hübschen Mediabook-Varianten von KOCH FILMS.

Regie: J. Lee Thompson

Darsteller: Tony Curtis, Yul Brynner, Christine Kaufmann

Artikel von Kai Kinnert

Europa im frühen 16. Jahrhundert: Nachdem es den Kosaken unter Anführer Taras Bulba (Yul Brynner) im Verbund mit polnischen Heeren gelungen ist, die türkischen Truppen zurückzuschlagen, kommt es zum Verrat durch den Waffenbruder. Die Kosaken werden in die Steppe gejagt, von wo aus Bulba finstere Rachepläne schmiedet. Seine Söhne Andrei und Ostap sollen in Kiew die nötigen Informationen für einen Angriff auf die Polen beschaffen. Doch ausgerechnet Andrei (Tony Curtis) verliebt sich in die junge Polin Natalia (Christine Kaufmann). Auf diese Weise gerät der junge Kosake in einen verhängnisvollen Gewissenskonflikt.

Aufwändig ist der Film schon. Doch das waren damals eigentlich alle Filme aus dem System der Hollywood-Studios. Gewisse Tricks waren Standard, weite Landschaften, bunte Kostüme und eine große Anzahl an Komparsen ebenso. Ab und zu durfte man auch Lieder trällern, der Weichzeichner bei romantischen Blumenwiesen-Kußszenen war Pflicht und das Kostüm sitzt sauber, bunt und adrett. Pferde haben in dieser Art von Film meist wenig zu Lachen und das ist bei TARAS BULBA nicht anders. Es gibt Schlachtengetümmel und Stunts mit Pferden werden hier auf althergebrachte Art und Weise durch das Wegreißen der Beine ausgeführt. Auch bei späteren Sprüngen über eine Erdspalte kann man sich fragen, ob das alles so gut für die Gäule gewesen ist, wie es heute sein müsste.

In Argentinien gedreht, nutzt Regisseur Thompson in durchaus schönen Bildern die gebirgige Steppenlandschaft und zahlreiche Einheiten der argentinischen Armee als Komparsen, um so das weite Bild für die Schlachten zu füllen. Begleitet von den damaligen Tricks wie Matte-Painting, Modellen und den ersten Blue-Screen Aufnahmen, wird sich dann auch des Öfteren in den Kampf gestürzt, nicht immer übersichtlich. Mal reiten Leuten hier hin, mal fallen da welche in anderer Richtung zu Boden, mal stürzen Pferde zu früh. Es wirkt, als hätte Thompson ob der Vielzahl an Komparsen und farbigen Kostümen die Übersicht verloren und alle irgendwie machen lassen. Hier wurde Aufwand betrieben, doch die Schlachten in TARAS BULBA wirken wie ein filmisches Hin und Her aus rein optischen Gründen.

Doch neben den Kämpfen gibt es natürlich noch die Liebe und das laut-fröhliche Kosakenleben, das auch zum Tanzen und Singen einlädt. Neben einigen musikalischen Momenten, vorgetragen durch Yul Brynner, gibt Tony Curtis, der für Burt Lancaster eingesprungen war, als Andrej eine überraschend blasse Vorstellung ab. Mit wenig Charisma spielt Curtis seinen Part herunter und lässt etwas an Schwung vermissen. Doch immerhin ist seine Herzensdame Christine Kaufmann, eine irgendwie ätherische Schönheit, die hier, fast wie Romy Schneider, die junge Natalia gibt. Mit kräftigem Weichzeichner inszeniert Thompson dann auch die Kussszene zwischen Curtis und der damals 16jährigen Christine Kaufmann. Als sie 18 war, haben die beiden dann in Vegas geheiratet.

TARAS BULBA ist ein routinierter Schinken aus Zeiten des Studiosystems. Groß und bunt, mit viel Musik und fleckenfreien Kostümen, wie das damals eben so üblich war. Der Streifen ist ein Hollywood-Film alter Schule und findet trotz seiner Größe zu keiner nennenswerten Idee oder Dichte in seiner Inszenierung. Regisseur J. Lee Thompson, der unmittelbar zuvor mit DIE KANONEN VON NAVARONE (1961) und EIN KÖDER FÜR DIE BESTIE (1962) brauchbares Spannungskino ablieferte, strauchelt mit TARAS BULBA. Trotz seiner Größe in der Inszenierung will der Charme von damals heute nicht mehr überspringen. Yul Brynner singt zwar, hunderte von Reitern füllen das Bild in argentischer Steppe und auch Curtis/Kaufmann sind ein schönes Paar, doch Thompson fällt dazu filmisch einfach nicht mehr ein, als ein schnörkelloses Massenprodukt wie Popcorn abzuliefern. Ein Film für Fans.

Als Extras gibt es eine Dokumentation über Yul Brynner, den Trailer und ein Booklet. Das Bild ist gut und im satten, analogen Technicolor. Der Ton ist ebenfalls gut.

Trailer:

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