Eigentlich müsste man ja nicht besonders viele Worte über den Film verlieren, der nicht nur John Carpenter zur festen Größe im Genre gemacht hat und Michael Myers zu einem der faszinierensten Killer der Filmgeschichte, sondern auch als Blaupause für den modernen Slasher-Film gilt. Obwohl, wenn ich es so recht bedenke… Doch! Ja, doch! Über „Halloween“ kann man gar nicht oft genug reden!

Regie: John Carpenter

Darsteller: Jamie Lee Curtis, Donald Pleasence, Nick Castle, P.J. Soles, Nancy Loomis

Artikel von Victor Grytzka

Es gibt Filme im Horror-Genre die einfach jeder kennt. Oder zumindest Teile davon. Selbst Killer-Muffel wissen sofort was die Stunde geschlagen hat, sobald die ersten Takte von Carpenters Halloween-Thema erklingen. Doch warum ist dieser kleine Film, dieser Film, der quasi für ein Taschengeld gedreht wurde weltweit zu einem der bedeutendsten Filme für ein ganzes Genre geworden? Die Antwort ist einfach: Der Film ist einfach. Klingt kompliziert, ist aber ganz einfach!

Halloween 1963 – Der kleine Michael Myers tötet seine Schwester mit einem Küchenmesser. An diesen Mord werden sich die Einwohner der beschaulichen Kleinstadt Haddonfield noch lange erinnern. 15 Jahre vergehen. 15 lange Jahre in denen Michael (Nick Castle – in den meisten der ikonischen Szenen) von Dr. Sam Loomis (Donald Pleasence) unter scharfer Beobachtung steht. Und er ist sich sicher – Michael ist das Böse in Person und darf nie wieder auf freien Fuß gelangen. Doch in einer stürmischen Nacht vor Halloween gelingt ihm die Flucht aus dem Smith Grove Sanatorium. Sein Ziel – die Teenagerin Laurie Strode (Jamie Lee Curtis).

So einfach die Story sich auch lesen mag, sie bildet die Essenz eines jeden Slashers – bis in die heutige Zeit. Oft kopiert und nie erreicht, so würde ich es ausdrücken. Doch was macht „Halloween“ denn nun so besonders, neben der Vorreiter-Rolle im Genre? Es kann ja nicht nur das sein. Carpenter schuf gemeinsam mit Debra Hill eine spannende Geschichte um einen mysteriösen Charakter, der sich ein Katz- und Maus-Spiel mit seinem Psychiater leistet. Erinnerungen an „Frankenstein-Motive“ werden dabei wach. Das Monster auf der Jagd, ein Wettlauf gegen die Zeit. Michael wird dabei als „der schwarze Mann“ dargestellt, ein Schatten, der in einem unerwarteten Moment zuschlägt und trotz seiner permanenten Anwesenheit von niemandem so wirklich wahrgenommen wird. Bis er zur Tat schreitet. Diese mysteriöse Inszenierung fasziniert in solch einem hohen Maße, dass der Charakter des Michael Myers unscheinbar und bedrohlich zugleich wirkt.

Ganz bewusst bleiben seine Motive, begonnen mit dem Mord an seiner Schwester im Jahre 1963, über die gesamte Laufzeit eher unklar, auch wenn Loomis schon fast panisch reagiert, also muss er DIngfe wissen die dem Zuschauer verborgen bleiben. Er kennt Michael, und genau das bereitet ihm große Magenschmerzen. Die Wahl seiner Opfer – der Beginn der üblichen Klischee-Opfer im Slasher-Genre – hinterlässt ein unwohles Gefühl des Mitleids beim Publikum. Es sind Jugendliche die Spaß haben wollen. Besonders hart trifft es dabei Laurie Strode, die – scheinbar unbeteiligt – für eine eher vernünftige und tugendhafte Lebensweise steht. Die Unschuld in Person, und damit der letzte Mensch dem man solch ein grausiges Schicksal wünschen würde.

Ein großer Teil des Films spielt sich in den dunklen Ecken, den Schatten ab. Und selbst wenn wie eine Szenerie im Tageslicht sehen, so wirkt diese selten freundlich oder gar einladend. Und immer wieder ist er da. Der rote Faden, der „schwarze Mann“. Immer wieder wird er Thema, zunächst im Scherz und dann im blutigen Ernst. Wobei „blutig“ hier etwas übertrieben ist. Die Morde die Michael bei seiner Jagd begeht sind zwar kompromisslos, und man mag ihnen eine gewisse Härte nicht absprechen, doch sie sind nicht sehr graphisch. Auch dies ist wieder eine klare Stärke. Nichts wirkt maßlos übertrieben oder lenkt von der hohen Spannung und Atmosphäre dieses Werkes ab.

Der Soundtrack liefert ein weiteres passendes Puzzlestück zum Gesamtbild. Sehr sparsam ist der Einsatz, und abgesehen von dem treibenden Thema des Films wirkt der Rest des Score unbehaglich minimalistisch und atmosphärisch. Er wird nur da eingesetzt wo er wirklich nötig ist. Auch mit temporeichen Szenen hält man sich eher bedeckt und spielt diese Karte erst ein paar Minuten vor dem Finale aus. Doch statt mit lautem Getöse zu enden, drückt uns das Gespann Carpenter / Hill noch einmal einen richtig unangenehmen Spannungsmoment ins Gesicht. Ein ratloser und verängstigter Loomis starrt in die Nacht, eine gebrochene Laurie sitzt unter Schock und weinend in der Ecke eines Zimmers, und Michael…?

„Halloween“ schält sich wie eine schmackhafte Zwiebel, nimmt sich viel Zeit für seine Charaktere und liefert einen Spannungsbogen, der zum Finale des Films zu zerbersten droht. Für die „höher-schneller-weiter-Effektschlacht-Jugend“ der heutigen Zeit mag das „Langweilig“ wirken. Doch schaut den FIlm noch einmal und achtet auf die Punkte, die ich im Artikel angesprochen habe. Vielleicht seht ihr die „Nacht des Grauens“ dann als den Film der er schon immer war und immer wieder sein wird. Ein zeitloser Klassiker, dem das Horror-Genre mehr zu verdanken hat als kaum ein Franchise davor oder danach.

Vielleicht noch ein Wort zur ikonischen Maske des Killers. Es ist zwar allgemein bekannt, aber dennoch immer wieder Wert dass man es erwähnt. Eine Maske von Captain Kirk (William Shatner) diente als Basis für den Look von Myers. Und das auch noch sehr effektiv. Manchmal bringt ein kleines Budget doch immense Vorteile mit sich. Es muss nicht immer State-of-the-Art sein, und vor allem muss es keine Unsummen kosten einen zeitlosen und richtungsweisenden Kultfilm zu schaffen. Dort wo es an Geld fehlt, sprudelt die Kreativität am besten!

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