Geister am Rande der Gesellschaft, irgendwo im Nirgendwo von Southern Indiana. Der von Verzweiflung getriebene Jarhead kreuzt den Weg mit dem psychopathischen Crystal Meth-Dealer Chainsaw Angus, der eine Spur von Gewalt im Hinterland der Trailerparks hinterlässt. Beide werden sich beim illegalen Bare-Knuckle-Fight Donnybrook im Käfig wiedersehen und auf Leben und Tod kämpfen. Regisseur Tim Sutton machte aus der Romanvorlage von Frank Bill ein tristes, düsteres White Trash Drama mit orchestraler Musik, frisch bei KOCH FILMS erschienen, dass die lyrische Gedankentiefe der Protagonisten nicht erfassen kann und sich eine erhebliche, dramaturgische Schwäche leistet.

Originaltitel: Donnybrook

Regie: Tim Sutton

Darsteller: Jamie Bell, Frank Grillo, Margaret Qualley, Chris Browning

Artikel von Kai Kinnert

Ex-Marine ‚Jarhead‘ Earl (Jamie Bell) ist bereit, alles zu tun, um seiner Familie ein besseres Leben zu ermöglichen. Der psychopathische Crystal Meth-Dealer ‚Chainsaw Angus (Frank Grillo) hinterlässt eine Spur des Todes, wo auch immer er auftaucht. Und seine geheimnisvolle Schwester Delia (Margaret Qually) hat nichts mehr zu verlieren. Die Wege dieser drei Menschen kreuzen sich beim jährlich statt findenden, drei Tage andauernden illegalen Bare-Knuckle-Fight Donnybrook. Auf dessen Sieger wartet ein Preisgeld von 100.000 Dollar und ein besseres Leben. Und auf den Verlierer der Tod.

Ein Vergleich mit FIGHT CLUB (1999) ist hier fehl am Platze, denn DONNYBROOK ist kein Fight Club. Während David Fincher seiner Zeit einen verschachtelt durchdachten Film ablieferte, der grafisch recht schlau seine Sozialkritik hyperventilierte und damit einen Klassiker schuf, ist Tim Sutton meilenweit davon entfernt einen Klassiker gedreht zu haben. Sein Film mag hier und da brutaler sein, jedoch vergisst er die Konsequenz des Donnybrooks und schafft so einen Film, der dick anfängt und am Ende den Klimax zwischen Jarhead und Chainsaw Angus gerade zu im Antiklimax enden lässt. Da hilft es auch nicht, dass der Film künstlerische Qualitäten atmen möchte, in dem er lange Einstellungen, eine triste Umgebung und einen orchestralen Soundtrack zur Untermalung hat, die der Handlung tragische Tiefe verleihen soll. Die Musik scheint die Beschreibungen und Gedanken der Figuren ersetzen zu wollen, für deren Beschreibung der Roman viele, viele Seiten zur Verfügung hatte.

Jarhead zieht es des Preisgeldes wegen zum Faustkampf. Als ehemaliger Soldat mit Frau und Kindern im Nichts gestrandet, überfällt Jarhead auch schon mal einen Waffenladen, um mit seiner Familie über die Runden zu kommen. Als er nach dem Überfall zurück nach Hause kommt, steht der Wagen von Chainsaw Angus vor seinem Haus. Die Schwester von Angus sitzt im Auto und man unterhält sich kurz, denn man kennt sich. Angus verkauft gerade Drogen an die Frau von Jarhead, was Jarhead wütend macht und die Fäuste sprechen lässt. Doch Jarhead hat keine Chance gegen Angus und nur die Schwester verhindert, das Jarhead von Angus hingerichtet wird. Warum der psychopathische Angus das nicht gleich schon erledigt, bleibt ein Rätsel, denn der Kerl ist sonst nicht so zimperlich.

Aber man hätte eben sonst keinen Film und so verschwindet Angus und alle anderen Dinge in der Handlung nehmen nun ihren Lauf. Es ist schon nach 10 Minuten klar, dass beide sich im finalen Kampf im Käfig gegenüberstehen werden und alles andere an Story bis dahin nur dramatisch schmückendes Beiwerk ist. Angus ist das irre Arschloch und Jarhead verzweifelter Familienvater, daran wird sich 100 Minuten lang nichts ändern, egal was passiert. Fernab von Figurenentwicklung soll sich nun der Zuschauer mit Jarhead und seinen Umständen identifizieren, was schlichtweg nicht gelingt, da die Beweggründe aller beteiligten Figuren nicht erkennbar sind oder nur angedeutete Abziehbilder aus dem Dramabaukasten für Filmemacher darstellen.

Oder anders ausgedrückt: Die Story führt zu nix. Das kann man als Kunst betrachten oder als gescheitert empfinden – Fakt ist, dass alles auf diesen großen Donnybrook Kampf hinausläuft, der schlichtweg nicht erfüllt wird.

War es intellektueller Anstand, der Tim Sutton davon abhielt, Menschen wie Tiere aufeinander losgehen und den Pöbel als verrohtes Sittenbild das Ereignis feiern zu lassen? Man weiß es nicht. Jamie Bell ist als Familienvater Jarhead durchaus glaubwürdig und gut besetzt, doch im Faustkampf ist er unglaubwürdig und einem Frank Grillo – eigentlich – körperlich unterlegen. Grillo hätte Bell mit nur einem harten Upper Cut in die ewigen Jagdgründe schicken können, wäre der Kampf echt und nicht dramaturgisch gewesen. Und so treten im Finale 12-16 Typen auf einmal im Käfig gegeneinander an, es geht hart auf hart und am Ende stehen sich Jarhead und Chainsaw gegenüber, ganz so, wie wir es schon vor 95 Minuten erwartet hatten. Die Massenklopperei zuvor ging recht flott vorüber und leistet sich dabei nur wenig innovative Rohheiten, was sich auch im Endkampf fortsetzt. ZackZack, KnickKnack – das war´s. Gefühlt hält sich die Schwester von Angus in der Mitte des Filmes länger die Knarre in den Mund und überlegt, ob sie sich erschießen soll, als das Protagonist und Antagonist den finalen Seelenausgleich im Kampfe austragen.

DONNYBROOK – BELOW THE BELT lässt einen kalt. Die Figuren sind trist und ohne Entwicklung, die Umstände ebenso. Mit einer Menge Augenwischerei in der Inszenierung und seiner Besetzung spielt der Film eine Größe vor, die er nicht hat. Das Drama erreicht einen nicht, es ist egal was aus den Figuren wird – denn Tim Sutton läßt alles im vorhersehbaren Elend versinken und verpennt sein eigenes Finale. Ein schwacher Film.

Als Extras gibt es Trailer. Das Bild der BD ist matt und doch geschlossen in seinen Farben. Der Ton ist gut.

Trailer:

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