Wenig Story, viele Stereotypen und jede Menge Football-Szenen – so könnte man den Streifen im Nachhinein zusammenfassen. Natürlich darf auch etwas Pathos nicht fehlen und zwischen drin gibt Billy Bob Thornton den besonnen Coach Gary Gaines, der die Truppe zu einem legendären Sieg führen wird. Doch neben der Vorhersehbarkeit des Geschehens bietet der Streifen auch eine rasante Erzählweise und eine Inszenierung aus der Tony-Scott-Schule für angewandte Kameradynamik. Zeit also für einen erneuten Blick auf den Streifen, der nun von STUDIO HAMBURG ENTERPRISES auf Blu-ray veröffentlicht wurde.

Originaltitel: Friday Night Lights

Regie: Peter Berg

Darsteller: Billy Bob Thornton, Lucas Black, Garrett Hedlund, Derek Luke

Artikel von Kai Kinnert

Wenn am Freitagabend die Lichter des Footballstadions angehen, verwandelt sich die texanische Kleinstadt Odessa in einen Hexenkessel. 20.000 Augenpaare starren wie hypnotisiert auf ihre Helden, als hinge das Schicksal der Welt vom Ausgang des Spiels ab. Die Fans, der Trainer, die Spieler und deren Familien – sie alle haben den gleichen Traum: Ruhm und Ehre für ihre Stadt – die Meisterschaft.

„Ich will nur den Sport!“ muss Regisseur Peter Berg ausgerufen haben, bevor er zusammen mit David Aaron Cohen die Romanvorlage umschrieb und dabei die sozialen Umstände der Kleinstadt Odessa, die im Roman eine wichtige Rolle spielen, einfach wegließ. Odessa lag Ende der 1980er in einer wirtschaftlichen Depression, die den Jugendlichen wenig Perspektive bot und so war der Football der einzig große Moment voller Hoffnung für die Stadt. Der Druck auf die Mannschaft war dementsprechend hoch, was im Roman anhand seiner Protagonisten widergespiegelt worden ist. Dem einem bricht das Knie, dem anderen sitzt der latent frustrierte, ehrgeizige Vater im Nacken, der in falsch verstandener Pädagogik auf seinem Sohn herumhackt. Der Roman lieferte ein kleinstädtisches Stimmungsbild, das nachvollziehbar machte, warum alle so viel Hoffnung auf die Mannschaft gesetzt haben.

Peter Berg verzichtet auf all das und bricht die Ereignisse von 1988 rein auf einen Football-Film herunter, bei dem die Figuren, nun ihres Hintergrundes beraubt, zu den allseits bekannten Abziehbildern werden, die man so aus Sportfilmen kennt. Da ist es natürlich hilfreich, das der Film zu zwei Drittel nur aus Sportszenen besteht und sich gar nicht erst an einer größeren Tiefe versucht. Die Story wird durch das Klischee ihrer Figuren kondensiert, den Rest erledigt die Kamera und der Schnitt. Das dem Einem das Knie bricht und damit alle Träume in Gefahr geraten, ist ohne den Hintergrund durch das Leben in Odessa eben einfach nur ein typisches Football-Film-Klischee, genauso, wie der ehrgeizige Vater, ein ehemaliger Spieler. Alle Umstände in diesem Film sind also Abziehbilder, bunte Oberflächen ohne Überraschung, die einzig die Sportszenen zusammenhalten sollen. Wer nicht nur einen Football-Film sehen will, könnte hier schon bald seine Schwierigkeiten bekommen. Die Figuren langweilen, anders kann man es nicht sagen. Billy Bob Thornton spielt sich unaufgeregt und mit nur einem Gesichtsausdruck durch den lauen Wind der Story und alle Anderen rutschen in merkwürdiger Gleichschaltung als Stichwortgeber und Szenen-Erfüller ins Becken der Austauschbarkeit. Der Streifen ist ein Sport-Clip, bunt und fett gefilmt, nicht mehr – aber auch nicht weniger.

Dementsprechend breit bekommt der Sport dann auch seinen Platz in diesem knackig inszenierten Film und wird jeden Football-Fan begeistern können. Es krachen und knallen Körper zusammen, Pässe fliegen, Nasen bluten, entscheidende Spielzüge in letzter Sekunde, dazu Mannschafts-Pathos, fliegende Cheerleader und schreiendes Publikum. Ein Dauerfeuer prasselt auf den Zuschauer ein und der Filmschnitt ist gut genug, das einem die Dramatik der Kameraführung nicht auf die Nerven geht. Das ist Zucker für die Augen der Fans, langweilt jedoch die, die keine große Affinität zum Football haben. Das die Mannschaft gewinnt ist klar und so könnte FRIDAY NIGHT LIGHTS nur noch seine Spannung aus den Figuren beziehen. Aber da ist keine Spannung, da ist nichts zum Mitfiebern, denn den Figuren fehlt der Hintergrund, die Sympathie, die Menschlichkeit. FRIDAY NIGHT LIGHTS ist ein rein technisches Ereignis, fast ausschließlich eine Aneinanderreihung von super gefilmten Sportszenen, die das legendäre Spiel der Mannschaft nachstellen, zusammengehalten durch ein paar Klischees. Als normalsterblicher Zuschauer könnte man davon so schwer gelangweilt werden, dass man, trotz aller Dynamik vor Augen, einfach auf dem Sofa einschläft.

Wer Football-Fan ist, bekommt mit FRIDAY NIGHT LIGHTS bestens gefilmten Sport und viele Spielzüge serviert. Da gibt es nichts zu meckern, der Streifen ist für das Zielpublikum gemacht und sollte den Fan auch heute noch begeistern können. Allen anderen wird das zu wenig sein.

Das Bild der BD ist gut, sauber und satt, der Ton ebenso. Als Extras gibt es Deleted Scenes, die Spieler-Kamera, ein Making Of, eine kommentierte Filmszene mit Peter Berg und die Geschichte zur Mannschaft.

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