Heute haben wir ein ganz heißes Eisen für Euch, denn TROLLS WORLD – VOLL VERTROLLT, den WHITE PEARL MOVIES nun doch noch fürs Heimkino veröffentlichen konnten, wäre beinahe niemals erschienen. Grund dafür ist ein Zwist hinter den Kulissen, der dafür sorgte, dass die erste DVD-Auflage, die noch unter dem Titel GOBLIN – DAS IST ECHT TROLL lief, kurz vor ihrer Auslieferung zurückgezogen wurde. Wie es dazu kam und ob dieser Film, der ein Sequel zum Kulttrash TROLL 2 darstellt, ebenso Gaga ist wie sein Vorgänger, könnt Ihr hier nachlesen. Ist das Kunst oder kann das weg? Wir werden sehen…

Originaltitel: Under ConTROLL

Alternativtitel: Goblin (2) – Das ist echt Troll

Regie: Eric Dean Hordes

Darsteller: Eva Habermann, Helmut Krauss, Kathy Karrenbauer, Désirée Nick, George Hardy, Santiago Ziesmer

Artikel von Christian Jürs

Vor sieben Jahren machte der junge Filmemacher Eric Dean Hordes auf sich aufmerksam, als er mit seinem Langfilmdebüt Der Gründer um die Ecke kam. Darin persiflierte der enthusiastische Jungfilmer den völlig verpeilten Thomas G. Hornauer, der sich mit 0190-Telefonnummern genügend Geld ergaunern konnte, um sich seinen eigenen Fernsehsender zu leisten, mit dem er als selbsternannter TV-Prediger und Vollzeit-Egomane die Sendezeit füllte und dabei für allerlei Kopfschütteln sorgte. Hordes gelang es, für sein Werk bekannte Mimen wie Santiago Ziesmer, Wolfgang Völz und Helmut Krauss, der auch die Titelrolle übernahm, zu begeistern und zu verpflichten. Heraus kam dabei ein launiger Trash, der vor allem von seiner frischen Idee zehrt und dadurch zahlreiche Fans fand.

Beflügelt vom Erfolg und der medialen Aufmerksamkeit, die Eric Dean Hordes mit seinem Erstling erlangen konnte, war es nur eine Frage der Zeit, bis ein Nachfolgewerk aus den kreativen Adern des Meisters entstehen sollte. Auf die irrwitzige Idee, Claudio Fragassos Troll 2, der allgemeinhin als schlechtester Film aller Zeiten gilt und auch schon eine SchleFaZ-Adelung erhielt, mit einem Sequel zu versehen, muss man allerdings erstmal kommen. Somit hätten wir hier quasi Troll 3, wobei Troll 2 in seiner Vorproduktion noch als Goblin betitelt wurde und mit dem eigentlichen Troll Numero Uno, so rein gar nichts zu tun hat, zumal überhaupt keine Trolle darin auftauchen, sondern halt Goblins. Soweit noch mitgekommen?

Zum besseren Verständnis, in Troll 2 zieht der treusorgende Familienvater Michael Waits (George Hardy) mit seinen Liebsten in das beschauliche Örtchen Nilbog, welches erstaunlicherweise Goblin rückwärts bedeutet und auf die Bewohner der Stadt hinweist. Die sind nämlich allesamt hässliche Goblins in Menschengestalt, deren Lieblingsspeise rein pflanzlicher Natur ist. Um genauer zu sein, sie verwandeln Menschen in grünes Glibbergemüse und verspeisen diese im Anschluss. Lecker, nicht wahr? Michaels Frau war eines der Opfer, weswegen er vor den weniger behaarten Ewoks mit den roten Leuchteaugen von Osram in aller Öffentlichkeit warnen möchte.

Doch dazu später mehr. Springen wir zunächst an den Anfang des Films. Dieser spielt im Mittelalter und findet aus Kostengründen natürlich im Wald statt, da benötigt man nur Kostüme, keine aufwändigen Settings. Die Kleider, die uns präsentiert werden, schauen übrigens aus wie die von einer Schauspieltruppe aus dem Showtheater des Hansa Parks getragenen Tracht, was aber auch nicht zu bemängeln wäre, immerhin haben wir es hier mit einer Low Budget Produktion zu tun. Doch dann geschieht es. Ein als Désirée Nick getarnter Goblin/Troll betritt die Szenerie. Im Schlepptau, ein Oben-Ohne-Jüngling, dem sie krächzend ein „Wir werden die ganze Nacht bumsen!“ entgegenwirft, dass es einem Angst und Bange wird. Sie fummelt in einem ominösen Zauberbuch herum und faselt was von Jungfrauenopfer und Weltherrschaft, als meine Nerven, wohl der sympathischen Mimin geschuldet, am Rande des Nervenzusammenbruchs verweilten. Doch, juuhuu, verwandelt ein Zwerg die Dame zu Stein oder Plastik oder so, egal, hauptsache, sie hält die Fresse. Wir erfahren, dass das Zauberbuch und ihre Statue voneinander getrennt begraben wurden, damit Goblin-Frau nimmermehr an die unendliche Macht des Zauberbuchs gelangen könne. Krasse Geschichte, dass.

Danach geht´s wie erwartet ab in die Gegenwart. Dort radelt quietschvergnügt Eva Habermann ins Bild. Sie spielt Vanessa Majer, ihres Zeichens stark überschminkte Milf mit RTL 2 Jargon auf der Zunge und Hang zur Geilheit. Sie bestreitet die anschließende Einleitung der wichtigsten Figuren, zusammen mit ihrer Filmtochter Natalja (Desirée Altig) und einem alten Lustgreis namens Dr. Fischer, der vom leider letztmals vor der Kamera stehenden Helmut Krauss dargeboten wurde. Ich erhebe meinen verdammt leckeren Burger auf Sie und wünschte, es wäre ein besserer Abschluss Ihres Schaffens geworden.

Die Drei sitzen also in einer Show mit dem dezent auf eine gewisse Nachmittagssendung aus dem vorigen Jahrtausend hinweisenden Titel Arabello, ein echter Schenkelklopfer und nur knapp 25 Jahre zu spät. So aber, konnte Eric Hordes seine alten Fans nochmal zufriedenstellen, indem er eine lahme Retro-Nachmittagsshownummer bringt, in der Originaldarsteller George Hardy seinen großen Auftritt bestreiten durfte und die Story des ersten Teils, also Troll 2, in Kurzform wiedergeben durfte, nur um im Anschluss vom ignoranten Scheißpublikum ausgelacht und ausgebuht zu werden. Mediensatire par excellence, die von Arabello-Showmoderator Lutz van der Horst, der sich hier zum Selbigen macht, zum Besten gegeben wird. In Sachen Grimassen und Chargieren wurde dabei ein neues Level erreicht, welches ich nie gehofft zu sehen hatte. Tja, Pech gehabt. Ich hoffe, ich habe dies alles bis zur nächsten Heute Show wieder vergessen.

Danach darf Mama Majer ihrer Ätz-Tochter Natalja noch gehörig auf den Senkel gehen, wenn die gerade Besuch von ihrem Freund Charlie (Nadir Sisman) hat. Welche Mutter würde nicht ihre liebste Tochter mit Andeutungen zum Schnackseln, Liane schwingen oder Matratzenmambo zum Sex bewegen wollen, damit der liebe Charlie, der immer noch Jungfrau ist (so sieht er auch aus, glaub ich ungesehen!), endlich in den Genuss fleischlicher Lust kommen würde. Notfalls würde Mami auch einspringen, da wär sie voll Kumpel. Eine Szenerie, begleitet von Dialogen, wie sie sonst nur in der Lyrik der Schulmädchenreport-Drehbücher zu finden war.

Dann aber kommt Schwung in die Bude, als der böse Goblin ausgegraben wird, zum Leben erwacht und in den Körper von Vanessa schlüpft, um sich auf die Suche nach dem Buch und einer Jungfrau zu begeben, denn ohne geopferte Jungfrau nützt auch das beste Zauberbuch nichts.  Beide Aufgaben sollten nicht allzu schwer zu lösen sein, immerhin kennen wir schon die Jungfrau, nämlich Schönling Charlie und erfahren ebenfalls nebenbei, dass der Zauberband in die Hände von Dr. Fischer gerät, der seinen Nachbarinnen gerne mal in den Ausschnitt starrt und dabei fontänenartig sabbert. Eva Habermann fängt derweil an, das Blumenbeet aufzufressen und setzt dabei einen Blick auf, der kleine Kinder durchaus erschrecken könnte. Ich denke aber, dass sie damit auch ihren Mann im Schlafzimmer durchaus in Panik versetzen könnte. Der ganze Film schaut dabei aus wie eines dieser neumodischen ZDF Kindermärchen, welches am Sonntagvormittag versendet werden, damit die Blagen Papa schlafen lassen. Auch die um Humor bemühte Kathy Karrenbauer, die fortan unter dem Bann von Eva Habermann stehend mit auf die Jagd nach dem Buch geht, reiht sich in der Kalauer- und Grimassenschneidecke ein. Dazu noch der Altherrenwitz, der sich über den gesamten Film zieht. Etwas, dass man nicht alle Tage sieht.

Vergleicht man die beiden Troll-Filme miteinander, so fällt sofort ins Auge, warum der Schinken von Claudio Fragasso, dessen Kostüme übrigens von Black Emmanuelle herself, Laura Gemser, entworfen wurden, zum Kulthit der Trashfans wurde. Es war die bizarre Mischung schrägster Ideen, wie die eines Jungen, der seine Familie vor dem vergifteten Veganeressen retten möchte, indem er einfach auf den Tisch pisst, gepaart mit dem Willen, hier etwas Ernstes, Gutes zu erschaffen, die den Kult erschuf. Heraus kam dabei eine Mischung aus der italienischen Fantasymärchenserie Prinzessin Fantaghiro, die in den Neunzigern mehrfach erfolgreich wiederholt wurde und bei Kindern äußerst gut ankam, sowie dem gängigen, schmoddrigen Italohorror, den man uns in der Zeit der Filmirage-Billigschmiede zum Untergang des Italohorrors auftischte. Ein unfreiwillig dilletantisches Werk, dass keinem Zielpublikum gerecht wurde und gerade hieraus seine Stärken beim Fan bezieht.

Eric Hordes setzt dagegen auf Dialoge, die auch in Filmen wie Sunshine Raggae auf Ibiza mit Karl Dall und Gottlieb Wendehals Verwendung hätten finden können, tauscht aber die Urlaubskulisse voller knackiger Mädchen gegen die vorher erwähnte Märchenfilmoptik und zwingt seine Schauspieler zum Kasperletheater. Schade eigentlich, denn man merkt schon das Herzblut, welches die Macher hier in den Film investierten. Dabei hätte eine ernst gespielte Geschichte, vielleicht auch mit einem Revival von Eva Habermanns bestem Auftritt, nämlich der einen Szene aus Lexx-The Dark Zone, Ihr wisst schon. Hübsch ist sie immer noch, wenn auch hier bewusst auf Trümmerlotte geschminkt, sie könnte sich so einen Auftritt vermutlich durchaus erlauben.

Doch viel mehr als eine gute Schauspielerin ist Eva Habermann auch noch eine gute Geschäftsfrau. Da die ursprüngliche Produktionsfirma Merkurfilm, die den ursprünglich als Crowdfunding-Projekt ins Leben gerufenen Goblin 2, wie der Film zunächst betitelt war, vertreiben sollte, kurz vor der Fertigstellung pleite ging, griff sich Fantomfilm die alleinigen Vertriebsrechte. Dies führte zu, nennen wir es mal, Differenzen zwischen Hordes und Habermann. Inhaber von Fantomfilm sind nämlich Alexander König und seine Lebensgefährtin Eva Habermann. Die erstellten, sehr zum, natürlich nachvollziehbaren, Ärger von Eric Hordes ihre eigene Schnittfassung und untersagten ihm, seine Vision zu veröffentlichen. Trotzdem erstellte er trotzig eine eigene Version, die er auch noch ins Presswerk schickte. Natürlich möchte man sein Baby nicht aufgeben, dass kann ich verstehen. Doch es stellte sich als Fehler heraus. Die DVD-Auflage durfte niemals ausgeliefert werden.

Das mag alles nicht fair und nicht fein sein, für den Zuschauer ist es aber ein deutlicher Gewinn, dass Fantomfilm ihre Fassung veröffentlichen durften. Diese hat im direkten Vergleich in allen Belangen die Nase vorn. So fielen ein paar unnötige und vor allem auch anstrengende Szenen der Schere zum Opfer. Die Effekte wurden aufgemöbelt und eine deutlich bessere Filmmusik verwendet. Generell gilt auch, dass das Timing im Habermann-Cut deutlich besser gesetzt ist. Hinzu kommt, dass der Hordes-Cut seinen Zorn gegenüber der Hauptdarstellerin zur Geltung bringt, beginnend beim Vorspann. Darin wird sie, die eindeutig die Hauptrolle spielt, unter ferner liefen gelistet. Auch das Filmende, welches im Habermann-Cut mit einer netten Schlusseinstellung auf ihren Filmcharakter punkten kann, wurde In der Hordes Version um diesen Moment beraubt. Dafür wurde mitten in den Abspann eine Animation gesetzt, die nachträglich ein besonders bitteres Ende für die alte Hexe zu bieten hat, wird sie darin doch auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Ein wirklich armseeliger Moment, der wie das Werk eines trotzigen Kindes wirkt und nicht wie der eines Filmliebhabers. Hier kann man deutlich feststellen, was ein guter Schnitt alles bewirken kann. Da aber sonst kaum jemand in den Genuß der Goblin – Das ist voll Troll-Version kommen dürfte, müsst Ihr mir da schon vertrauen.

Natürlich wird deshalb noch kein guter Film aus Trolls World – Voll vertrollt, aber immerhin ein temporeiches Ding, bei dessen Humor sich die Geister scheiden dürften. Wer damals die Pro7 Funny Movies lustig fand, der darf sich hier gerne ranwagen. Wer hingegen Kalauer und Zoten unausstehlich findet und auch nicht über die vielfältige Wortauswahl zum Thema Schnatzeln, Bumsen, Knattern, den Kolben fetten und so weiter lachen kann, der ist hier fehl am Platze.

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