Mit Nazis spielt man nicht! Diese Weisheit sollte man jedem Kind mit auf den Weg geben. Doch im Falle von Lulu Wilson, die sich durch eine brachiale Home-Invasion aufdringlicher Rechtsradikaler kämpfen muss, mache ich gerne eine Ausnahme. Vorab seien zwei Dinge erwähnt – die FSK muss einen sehr guten Tag gehabt haben und es war echt nicht einfach für mich, dennoch ist diese Review frei von Spoilern! James vs. Wilson – Splendid Film lässt die Spiele beginnen! 

Originaltitel: Becky

Regie: Jonathan Milott, Cary Murnion

Darsteller: Lulu Wilson, Kevin James, Joel McHale, Robert Maillat, Amanda Brugel

Artikel von Victor Grytzka

Auf diesen Film war ich tatsächlich sehr gespannt. Der Trailer traf genau meinen Geschmack und die dort gezeigten Szenen ließen auf einen kurzweiligen Thriller schließen. Als spannend empfand ich dabei die Wahl der Darsteller. Lulu Wilson, Kevin James, Joel McHale… Wait, what? Die zuckersüße kleine Lulu mischt den stämmigen Kevin auf? Well, count me in, Ladies and Gentlemen. Meine Erwartungen waren hoch und irgendwie doch nicht vorhanden. Denn ich wusste nicht so wirklich worauf der Film nun hinausläuft…

Teenager Becky (Lulu Wilson) hat den Tod ihrer Mutter auch nach einem ganzen Jahr noch nicht verarbeitet. Seit diesem Schicksalsschlag besticht sie durch aufsässiges Verhalten und ein angespanntes Verhältnis zu ihrem Vater Jeff (Joel McHale). Auch ein Besuch im abgelegenen Ferienhaus der Familie bringt keine Besserung, ganz im Gegenteil. Denn Jeff hat seine neue Lebensgefährtin Kayla (Amanda Brugel) samt Sohn eingeladen. Becky zieht sich in den angelegenen Wald zurück und merkt deshalb nicht was im Haus vor sich geht. Der brutale Neo-Nazi Dominick (Kevin James) und seine Bande, frisch aus dem Gefängnis entflohen, suchen einen Schlüssel der sich irgendwo im Haus befindet. Dabei gehen sie nicht zimperlich vor und es dauert nicht lange bis die Situation eskaliert. Nun bemerkt Becky die Vorgänge und muss mit ansehen wie ihr Vater unter den Eindringlingen zu leiden hat. Sie schmiedet einen Angriffsplan…

Puh, also das hatte ich so nicht erwartet. Lud mich der Trailer stellenweise noch zum Schmunzeln ein, so ist mir das in dem Moment vergangen als die ersten Minuten von „Becky“ über den Bildschirm flimmerten. So spaßig die Idee „Teenager vs. Nazis“ auch klingt – der Film bleibt dabei eher ernst und schafft es ein knallharter Thriller zu sein. Skrupellose Darstellung jeglicher Gewalt, sowohl physisch als auch psychisch. Und dies schon direkt nach dem Vorspann. Hier gibt es keine Bilderbuchfamilie die durch böse Invasoren an den Rand der Verzweiflung getrieben wird. Eher trostlos beginnt das Schauspiel und zeichnet ein Bild eines gebrochenen Teenagers in einer angespannten Familiensituation, die der Vater durch aufgesetzte Fröhlichkeit zu überspielen versucht. Untermalt von einem unschönen Maß an Härte, das trotz einiger kompromissloser Darstellungen nicht so wirkt, als hätte man es als „Mittel zum Zweck“ eingesetzt. Es passt ins Gesamtbild.

Bietet die Story zwar nicht viele Innovationen und bildet ein eher wackeliges Grundgerüst für den Rachefeldzug gegen die Bande der Rechtsradikalen, so ist sie dennoch spannend genug erzählt um über die knapp 90 Minuten zu tragen. Der Film ist immer in Bewegung und lässt zu keiner Zeit wirkliche Längen entstehen. Das liegt zum Teil daran, dass man den Charakteren auf beiden Seiten gerade genug Entwicklung einräumt, dass man sich als Zuschauer auf sie einlassen kann und sie einem nicht völlig egal sind.

Als weiteres Sahnehäubchen bekommen wir einen sehr starken Cast. Kevin James überzeugt in der Rolle des „Bad Guy“ auf ganzer Linie und ist schon eine imposante Erscheinung, wenn er als gefühlskalter und gewalttätiger Unmensch nur sein Ziel im Sinn hat, ohne auf menschliche Gefühle und Ängste einzugehen. Dazu sein – zugegeben etwas Klischee behafteter – Look. Das hinterlässt Eindruck und ihm scheint die Rolle sehr zu liegen. Im Gegensatz dazu haben wir Becky als „Bad Girl“ – ja, es gibt hier keine spürbare Trennung von Gut und Böse – die durch ein wirklich tolles Spiel von Lulu Wilson beängstigend und sympathisch zugleich wirkt.

Garniert wird das Gesamtbild von kompromisslos harten Gewaltdarstellungen, die dabei noch so herrlich handgemacht sind. Eine Wohltat, bedenkt man den schon fast inflationären Einsatz von CGI-Blut in der modernen Filmwelt. Hier wird noch richtig Blut aus vollen Eimern vergossen und die Liebe zu den Effekten wird spürbar. So hinterlassen sie auch gleich mehr Eindruck. Apropos Eindruck – hier habe ich einen besonders guten Eindruck von der FSK. Sie haben die Uncut-Fassung von „Becky“ mit einer Freigabe ab 18 Jahren durchgewunken. Wenn man den Film gesehen hat, dann fragt man sich an einigen Stellen, wieso das so ist. Denn hier geht man wirklich in die Vollen, so dass es zuweilen schon unangenehm ist sich so manche Bluttat anzusehen.

Sei es drum – „Becky“ ist zwar keine Sensation, aber ein kurzweiliger und grundsolider Invasion-Thriller, der einfach Spaß macht. Und darauf kommt es bei einem Film doch an. Zwar sucht man einen tieferen Sinn vergebens, doch das verzeihe ich der kleinen Gewaltorgie gerne. James wurde hier natürlich mit Stammsprecher Karallus bedacht, der auch „in böse“ eine passende Figur macht. Über Abmischung und Bildqualität lässt sich nicht meckern. Ein paar Interviews und Featurettes haben es als Bonus auf die BluRay geschafft.

Ein Familienspaß – (nicht) für die ganze Familie! Ab in die Sammlung damit! Diesen Film wird man sich mehr als nur einmal ansehen. Zur Not in einer heiteren Gruppe, dort wird er wohl prima Funktionieren. Man sollte mal ein Auge drauf werfen – sofern man sie noch Beide besitzt 😉

Trailer:

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