Ein Klassiker des schwarzen, britischen Humors erstrahlt ab sofort in neuem Glanz. Denn aus dem Hause ARTHAUS / STUDIOCANAL kam vor Kurzem die zeitlose Gaunerkomödie Ladykillers in einer neuen, 4K remasterten Version auf den Markt. Die schwarze Komödie ist auch heute noch ein Geniestreich, der mit Alec Guiness, Herbert Lom und Peter Sellers auf Seite der Bösewichte nicht treffender besetzt hätte werden können. Wir haben die brandneue Doppel-Blu-ray einmal auf Herz und Nieren geprüft. Ob der Film auch bei der jungen Generation ankommt und ob die 4K-Restauration einen qualitativen Mehrwert bietet, könnt Ihr nun nachlesen.

Regie: Alexander Mackendrick

Darsteller: Alec Guiness, Peter Sellers, Herbert Lom, Cecil Parker, Katie Johnson, Jack Warner

Artikel von Christian Jürs

Die schrullige Kapitänswitwe Mrs. Wimmerfors (Katie Johnson) lebt allein mit ihren drei Papageien in einem schiefen Haus in unmittelbarer Nähe des Bahnhofs. Immer wieder wird sie bei der Polizei vorstellig, um UFO-Sichtungen und ähnliche unglaubliche Geschichten zu melden. Natürlich will der alten Dame niemand Glauben schenken, was bislang auch angebracht war. Eines Tages jedoch soll sich die Situation ändern, denn was Mrs. Wimmerfors mit ihrem neuen Mieter erlebt, ist ein echtes Verbrechen.

Dabei beginnt alles recht harmlos, als der freundliche Professor Marcus (Alec Guiness) bei ihr zwei Zimmer für sich und sein aus vier „Freunden“ bestehendes Streichquintett mietet. Doch Major Claude Courtney (Cecil Parker), Mr. Harry Robinson (Peter Sellers), Mr. Knoten (Danny Green) und vor allem der aggressive Mr. Louis Harvey (Herbert Lom) sind alles andere als Hobbymusiker. In Wirklichkeit planen die fünf Herren einen Überfall auf einen Geldtransporter. Die gemieteten Zimmer, die falschen Identitäten und die leeren Instrumentenkoffer dienen lediglich als Tarnung. Das Menuett von Luigi Rodolfo Boccherini, welches in den Folgetagen aus den Zimmern der Herrenrunde erklingt, stammt von einer Schallplatte, die den Schein einer Probe waren soll, während die Bande ihren Coup plant. Mrs. Wimmerfors, die immer wieder vor der Türe der vermeintlichen Musikertruppe steht, um ihnen einen Tee oder Kaffee anzubieten, ahnt von all dem nichts. Dabei ist sie fester Bestandteil des teuflischen Plans, den Professor Marcus ausgeheckt hat. Der anschließende Raub gelingt und auch die Einbindung der ahnungslosen, alten Dame läuft wie geplant. Doch dann entdeckt sie, aufgrund eines Missgeschicks von Mr. Knoten, das erbeutete Geld. Die Bande ist sich einig: Mrs. Wimmerfors muss sterben…

Die Londoner Produktionsfirma Ealing Studios war Gründer des heute noch so populären schwarzen, britischen Humors. Geburtsstunde hiervon war zweifelsohne der 1949 entstandene Adel verpflichtet, in dem Alec Guiness in ganzen acht Rollen auftrat. Sechs Jahre später sollte er, zusammen mit einem grandiosen Cast, in Ladykillers zurückkehren. Guiness kommt, mit diabolisch-irrem Blick und Überbiss, wunderbar ekelhaft herüber. Der kleine Lord und Luke Skywalker würden sich ins Höschen machen, hätte er den Earl of Dorincourt oder Ben Kenobi auf diese Weise dargestellt. Aber auch der Rest vom Cast muss sich nicht verstecken. Seien es die späteren Pink Panther Kontrahenten Peter Sellers und Herbert Lom oder auch der schrullige Cecil Parker und der eigentlich recht liebevolle, aber tumbe Danny Green, den alle nur Pfannkuchen nennen, sie alle wissen zu überzeugen. Highlight ist aber Katie Johnson, die im hohen Alter hier endlich eine filmische Anerkennung erlangte, die ihr bis dato verwehrt war. Leider starb die Gute bereits zwei Jahre nach Entstehung der Kultkomödie.

Wer nun glaubt, eine 66 Jahre alte Komödie wäre nicht mehr zeitgemäß, den kann ich Lügen strafen, denn meine Kinder (beide 11) waren bei der Sichtung der Neuauflage zugegen und haben sich königlich amüsiert. Ladykillers funktioniert immer noch phantastisch, was man vom müden Remake aus dem Jahr 2004 nicht behaupten kann. Da konnte nicht einmal Tom Hanks etwas retten als verschrobener Anführer, zumal er sich gegen Alec Guiness deutlich geschlagen geben muss. Nein, Ladykillers anno 1955 funktioniert noch immer bestens und benötigt kein Update.

Das Update aus dem Hause Arthaus / Studiocanal hingegen hat sich gelohnt. Das Bild (wahlweise in den Formaten 1,33:1 und 1,66:1) ist gestochen scharf und die Farben sind kräftig. So grün, wie die Wiese neben Mrs. Wimmerfors Haus jetzt erstrahlt, hat man sie noch nie zuvor gesehen. Eine deutliche Verbesserung gegenüber den früheren Veröffentlichungen. Beim Ton in Deutsch und Englisch hingegen darf man natürlich keine Wunder erwarten, aber so klingen alte Filme nun einmal. Auf DVD gibt es im Bonusbereich einen Audiokommentar von Filmhistoriker Philip Kemp, eine Aushangfoto-Galerie, und eine Hinter den Kulissen-Galerie. Blu-ray Käufer werden mit einer weiteren Bonusscheibe belohnt, wodurch dort insgesamt über 300 Minuten Material vorhanden sind. Im Einzelnen gibt es folgendes obendrauf:  die Dokumentation Forever Ealing – Die Geschichte der Ealing Film Studios, eine Featurette Besuch an den Drehorten mit Historiker Alan Dein, je ein Audio Interview mit Produzent Tom Pevsner und mit Filmproduktionsleiter David Peers und eine Trailerparodie mit Peter Sellers am Set von Ladykillers.

Somit dürften wir hier die ultimative Veröffentlichung von Ladykillers vorliegen haben. Ein zeitloser Klassiker, der in jedes Sammlerregal gehört.

Trailer:

Zurück zur Startseite