Die Geister/Dämonen/Okkult-Horrorwelle überschwemmt seit ein paar Jahren den Markt. Mit „The Autopsy of Jane Doe“ bringt uns Universum Film einen solchen Vertreter in die Wohnzimmer. Doch wer jetzt an einen weiteren lauen Aufguss der altbekannten Thematik denkt, der irrt gewaltig!

Originaltitel: The Autopsy of Jane Doe

Regie: André Øvredal

Darsteller: Brian Cox, Emile Hirsch, Ophelia Lovibond, Olwen Kelly

Artikel von Victor Grytzka

Manchmal wird man von einem Film positiv überrascht. Die Stimmen zu „The Autopsy of Jane Doe“ waren sehr gemischt. „Meisterwerk“, schallte es aus der einen Ecke. „Langweilig“, aus der Anderen. Ich will ehrlich sein. Dämonenhorror scheint mittlerweile etwas zur „Fließbandware“ verkommen zu sein, und – um es gleich vorweg zu nehmen – „The Autopsy of Jane Doe“ tritt die Genrekonkurrenz mächtig in den (abgenutzten) Hintern!

Tommy und Austin, zugleich Vater und Sohn, betreiben ein kleines Familienunternehmen. Die „All in one“ Lösung für die Verblichenen. So zählen nicht nur Einäscherungen, sondern auch Autopsien zu ihrem Spezialgebiet. Eines Nachts bekommen sie vom Sheriff eine junge Dame „eingeliefert“, die am Tatort eines grausamen Verbrechens entdeckt wurde. Doch irgendetwas stimmt nicht mit der Leiche. Obwohl sie Anzeichen dafür zeigt dass sie schon einige Zeit tot ist scheint ihr Körper unversehrt. Mit jedem neuen Schnitt tauchen Vater und Sohn immer tiefer in ein finsteres Geheimnis ein.

In dieser Rezension fange ich mit den negativen Aspekten der „Jane Doe“ an. So, das wars schon. Wie, was? Ihr glaubt mir nicht? Na, wenn ich es euch doch sage! Regisseur André Øvredal hat nicht einfach nur einen weiteren Jumpscare-Geister-Horror runtergekurbelt, nein, er hat genau das gemacht, was andere Regisseure sich nicht so wirklich trauen. Er hat einen perfekt erzählten Gruselfilm abgeliefert. Als Topping gab man ein unglaublich tolles Timing und Pacing dazu, garniert mit starken Darstellern, die in einer beklemmenden und trostlosen Kulisse auf einem sehr hohen schauspielerischen Niveau agieren.

Absolut Top – die Atmosphäre. Eine trostlose, fast schon schmutzige Kulisse lässt den Zuschauer rund 35 Minuten lang als „stillen“ Beobachter einer Autopsie dabei sein. Gebannt schaut man dem Duo beim sezieren einer jungen Frau zu, deren Leichnam einige Rätsel und Fragen aufwirft. Das klingt vielleicht „Öde“, ist es aber keineswegs! Tolle Inszenierung, die auf den Moment vorbereitet, in dem der „Routinejob“ zu einer gruseligen Achterbahnfahrt wird.

„Nur“ gruselig? Ja, „nur“ gruselig. Und mehr braucht es in diesem Kleinod auch nicht. Schritt für Schritt baut man eine beklemmende Atmosphäre auf, die in einer tollen Symbiose aus Okkultismus, Geistergeschichte und Dämonenhorror endet. Mag die Laufzeit mit 78 Minuten (bis zum Abspann) auch recht knapp erscheinen – sie ist perfekt gewählt. Denn genau so wird verhindert, dass der Film sich in langatmigen Sequenzen verliert. Erzähltempo und der gekonnte und punktgenaue Einsatz von schaurigen Momenten – SO muss gepflegtes Gruseln aussehen!

Garniert wird das ganze mit einer sehr detaillierten Darstellung der Autopsie, die einen zu unterschwelligem „Ekel“ animiert. Zwar bietet „Jane Doe“ keine harten Gore-Schlachtplatten, und geht (zum Glück) mit Jumpscares sehr sparsam um, trotzdem wird der Film unter Horrorfans – zurecht – gefeiert werden. Spannung pur!

Ein besonderes Lob an das Gespann Cox / Hirsch. Eine Location und (rund 90% der Laufzeit) nur zwei Darsteller. Da muss man was können um das Publikum bei Laune zu halten. Und das bringen die beiden mit ihren (zugegeben gut geschriebenen) Charakteren toll rüber.

Die vorliegende DVD bietet ein sauberes Bild, gefällig abgemischten Raumklang, allerdings könnten die Bässe etwas mehr Kraft gebrauchen. Als Extras gibt es diverse Trailer, ein paar Interviews und B-Roll Material. Nichts weltbewegendes, aber eine nette Dreingabe. Die deutsche Synchro ist toll, und bietet mit Douglas Welbat einen meiner absoluten Lieblingssprecher!

Passend zu Halloween kommt „Jane Doe“ genau richtig. Frischer Wind in einem ausgelutschten Genre. Die DVD / BluRay MUSS in jede Horrorsammlung. Mehr davon! Vieeeel meeeehr!

Trailer:

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