Lights, Camera, KILL! Ja, so kann es gehen wenn man Gewalt als Quotenmagnet einsetzen will. Das müssen auch die Angestellten eines Fernsehstudios feststellen. Ein weiterer Hurenween-Beitrag, auch wenn die Scheibe aus dem Hause Tiberius erst kurz nach dem Fest erscheint.

Originaltitel: KILD TV

Regie: William Collins

Darsteller: D.C. Douglas, Astrea Campbell-Cobb, Heather Williams

Artikel von Christian Jürs

Horror und Gewalt für die Quote.

Ebenso wie so manch konkurrierende Webseite lockt der kleine Fernsehsender Channel 6 mit eben diesen Attributen, statt auf Qualität zu setzen. Der selbsternannte Chef von dem Ganzen, Doktor Perseco (D.C. Douglas), frönt in seiner Sendung ausschließlich brutaler Gewaltverbrechen um Zuschauer zu locken. Doch eines Tages geht die Rechnung nicht mehr auf, denn plötzlich findet sich das TV-Team eingeschlossen durch einen Serienmörder im eigenen Studio wieder. Nach und nach fallen die Mitarbeiter dem Schlitzer zum Opfer. Die Handys der Mitarbeiter sind natürlich verschwunden oder zerstört und so bleibt nur die Möglichkeit das Publikum um Hilfe zu bitten. Doch die halten die panischen Hilferufe Doktor Persecos für reine Show und greifen lieber in die Popcornschüssel statt zum Telefon, während nach und nach die Crew im Channel 6-Studio dezimiert wird. Perseco, dessen Name eigentlich Milton Web lautet, ist sich sicher: Der Killer ist einer von ihnen…

Low Budget Produktionen im Digitalvideo-Look haben es bei mir generell ziemlich schwer. Zu sehr fehlt mir das Filmfeeling, welches die Macher durch simple Bildfilter hätten suggerieren könnten. Doch auch „Kill TV“ kommt optisch nicht über „Unter Uns“-Niveau hinaus. Trotzdem konnte mich dieser miese kleine Slasher packen.

Warum?

Nun, zum Einen ist es die ausweglose Situation der Protagonisten, die nicht von ungefähr an Michele Soavis „Stagefright“ aka „Aquarius“ erinnert, einem kleinen, originellen Slasher der italienischen Filmirage-Schmiede. Zum Anderen sind es nicht die handgemachten Effekte, die recht liebevoll zurecht geschminkt wurden, sondern die gesunde Portion Ironie, die sich über den gesamten Film erstreckt. Da wären zum Beispiel das popcornfressende Pärchen auf der Fernsehcouch, die immer wieder über den Film gestreut gezeigt werden. Während Sie berechtigte Zweifel an der Fiktion der gezeigten Show hegt, beschwichtigt er seine Frau sich zu beruhigen, sei dies doch einfach ein originelles Sendekonzept.

Ein weiterer Punkt ist die ironische Darstellungsweise des Privatfernsehens. So kann unser Team immer nur zwischen den automatisch geschalteten Werbeunterbrechungen das Publikum um Hilfe bitten. Doch die Sendezeit ist arg begrenzt. Alle paar Sekunden wird wieder in die minutenlange Werbung geschaltet. Hoffentlich nehmen sich RTL und Co. nicht ein Beispiel daran.

Zu guter Letzt sind es die gut aufgelegten Darsteller, insbesondere D.C. Douglas als bereits mehrfach erwähnter Doktor Perseco, der verzweifelt versucht sein Publikum zu motivieren die Polizei zu verständigen, dabei jedoch derart theatralisch agiert, dass man ihm einfach nicht glauben kann. Eine köstliche Darbietung. Auch die restliche Crew weiß zu überzeugen, wobei insbesondere Astrea Campbell-Cobb im Gedächtnis bleibt, wohl auch, weil sie optisch ein wenig an Popsternchen Taylor Swift erinnert.

Einziges Manko (neben der bereits erwähnten Digitaloptik) ist die leicht zu durchschauende Identität des Killers. Ich jedenfalls wusste früh, wer hinter dem Ganzen steckt (man beachte, wer immer wieder schnell verschwindet, ehe der Sensenmann wieder zuschlägt). Das „Warum“ ist hier eher zweitrangig.

Noch ein Wort zur deutschen Synchronisation. Diese ist, entgegen so manch anderer Veröffentlichung im B-Horrorbereich, durchaus gelungen, auch wenn keine namhaften Sprecher hinter dem Studiomikrofon platznahmen. Doch hochkarätige Sprecher würden bei so einem B-Slasher auch wie ein Fremdkörper wirken.

Fazit:

Besser als gedacht.

Dieser kleine, ironische Slasher bereitet durchaus Freude. Man sollte allerdings keine Hochglanzproduktion erwarten. Das Blondchen mit dem Knackhintern auf dem deutschen Cover verspricht jedoch nicht zu viel, denn neben Blut und Gekröse gibt es selbstverständlich auch nackte Weiblichkeit zu bestaunen. Nettes Fast Food für die dunkle Jahreszeit.

Trailer:

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