Steven Spielbergs Jaws – Der weiße Hai zog damals nicht nur drei Sequels nach sich, sondern auch ein paar inoffizielle Klone und Pseudo-Sequels. Wir haben heute für Euch mein Lieblings-Rip-Off aus Italien vom Keoma-Regisseur Enzo G. Castellari. Dieser drehte, drei Jahre nach Der weiße Hai 2, sein ganz eigenes Sequel, welches sich teilweise auffallend nah am Originalfilm orientiert und den Verantwortlichen im Hause Universal Pictures Schaum vorm Mund entstehen ließ und zu massiven Klagen führte. Wir sagen Euch, warum der Film ein Fest für Hai-Horror-Fans ist.

Originaltitel: L´ultimo Squalo

Regie: Enzo G. Castellari

Darsteller: James Franziskus, Vic Morrow, Micaela Pignatelli, Joshua Sinclair

Artikel von Christian Jürs

Gleich vorab, The last Jaws ist ein echter Scheißfilm, aber einer, der richtig Spaß macht, stammt er doch aus der Zeit, als die italienische Filmindustrie mit Rip-Offs richtig Kohle machte, damit aber auch ihren eigenen Untergang einläutete. Hier durfte sich Keoma und The Riffs – Regisseur Enzo G. Castellari das Zepter hinter der Kamera schwingend, so richtig austoben. Da kann das Endresultat doch nur unterhaltsam ausfallen. Hier der Meister bei der Arbeit samt Plastikfischkopp im Hintergrund:

Ja, digitale Müllmonster Marke Asylum sucht man hier, Gott sei Dank, vergebens. Dieses Technicolor-Meisterwerk verfügt, ebenso wie der zeitlose Klassiker des Herrn Steven Spielberg, über seine eigene, mechanische Attrappe. Die sieht zwar bei näherer Betrachtung aus wie ein unbeweglicher Hai auf Cortison, aber Schwamm drüber, immerhin haben wir hier auch nur eine dreiste, jedoch ungemein unterhaltsame Kopie vorliegen.

Der Start ist bereits famos: Ein recht talentierter Surferboy darf seine Kunststücke zu der schmissigen Italo-Hit-Nummer „Hollywood Big Times“ von Yvonne Wilkins (die kommt bestimmt noch irgendwann groß raus) vorführen. Doch die bedrohliche Unterwasserkamera macht schnell klar, der weiße Hai ist dem smarten Schönling schon auf den Fersen. Zum Ende der Credits ist dann auch sein Ende gekommen. Haps und weg.

Im Anschluss an diesen nervenaufreibenden Vorspann erfahren wir, dass wir uns in South Bay, gleich rechts neben Amity Island befinden. Dort stehen sowohl die Surfregatta, als auch die Bürgermeisterwahl ins Haus. Als nach kurzer Suche nach dem vermissten Surferboy Teile seines Brettes mit verdächtig gezackten Bissspuren auftauchen, sind sich der heimische Haifänger Ron Hamer (Vic Morrow) und der Bestsellerautor Peter Benton (James Franziscus) einig:

„Das sind doch eindeutig Bissspuren. So was richtet doch keine Schiffsschraube an.“

Klar doch, kennen wir aus dem Original:

Das war keine Schiffsschraube. Schon gar nicht ein Korallenriff. Und es war auch nicht Jack the Ripper. Es war ein Hai!

Bürgermeister William Wells (Joshua Sinclair) will selbstredend von all dem nichts wissen. „Die Strände werden am 04. Juli offen sein!“ – oder so ähnlich.

Auch ein demoliertes Fischerboot (Ben Gardner???) mit abgerissenem Arm an Bord (wie kommt der da hin? Ist der Hai zum Dinner an Bord gestiegen?) können den sturen Major nicht umstimmen. So kommt, was kommen muss. Haifänger und Romanautor versuchen zwar den Karren aus dem Dreck zu ziehen und das Biest auf eigene Faust zu erledigen, können aber trotzdem das Massaker bei der Surfregatta nicht verhindern. Da helfen auch die dünnen Drahtzäune, die der Bürgermeister im Wasser des Hafenbeckens anbringen ließ, nix. Der Hai bricht mühelos durch und das Buffet ist eröffnet.

Doch damit ist das Grauen natürlich noch nicht vorüber. Der Hai sucht sich weitere Opfer, beißt an einer Stelle sogar zwei Beine mit einem Haps ab. Als auch Peter Bentons Tochter Jenny (Stefania Girolami Goodwin) bei einem Angriff mit dem Schrecken und immerhin noch einem Bein davon kommt, ist für unseren Romanautoren, den Haifänger und endlich auch den Bürgermeister der Ofen aus. Der Hai muss weg…

Universal Pictures waren damals, wie eingangs erwähnt, „not amused“, als der Film ins Kino kam. Dank einstweiliger Verfügung verschwand The last Jaws – Der weiße Killer dann auch schnell von der Leinwand der US-Kinos, wo er seither als The last Shark vertrieben wird.

Ich mag den Film, der die genialste „Bein ab“ – Szene der Filmgeschichte beinhaltet und möchte ihn Euch hiermit unbedingt näher bringen. L´Ultimo Squalo 2 stand übrigens tatsächlich auch noch auf dem Drehplan. Da die Attrappe jedoch beim Dreh beschädigt wurde und keine Kohle für Ersatz da war, blieb es bei diesem Meisterwerk.

Zur Kritik „Der weiße Hai“

Zur Kritik „Der weiße Hai 2“

Zur Kritik „Der weiße Hai 3“

Zur Kritik „Der weiße Hai – Die Abrechnung“

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