Das Leben eines Rezensenten ist manchmal ungerecht. Von allen Genre dieser Welt sind es ausgerechnet Romantik-Klamotten, bei denen sich meine Nackenhaare senkrecht aufstellen. Aber was muss, das muss – und das überrascht manchmal zum Schluss! Tiberius bringt Kino für den Mädelsabend in die Wohnzimmer.

Originaltitel: The Convenient Groom

Regie: David Winning

Darsteller: Vanessa Marcil, David Sutcliffe, Karen Holness

Artikel von Victor Grytzka

David Winning ist mir persönlich als ordentlicher Serienregisseur ein Begriff. Ob „Erben des Fluchs“, „Grusel, Grauen, Gänsehaut“, „Andromeda“ oder „Star Gate Atlantis“ – überall hat er schon gute Episodenkost abgeliefert. Und nun präsentiert er eine Buchverfilmung mit zwei Schauspielern in den Hauptrollen, die auch in TV-Serien glänzen konnten. Vanessa Marcil (General Hospital, Beverly Hills 90210) und David Sutcliffe (Private Practice, Gilmore Girls) als Verlobte wider Willen in einer romantischen TV-Komödie.

Kate Lawrence (Vanessa Marcil) ist eine erfolgreiche Beziehungsberaterin die ihre Show im World Wide Web ausstrahlt. Gekonnt bringt sie den Menschen die Tipps für eine erfolgreiche Beziehung näher. Privat sieht es bei ihr dann doch anders aus. Ihr Verlobter (Aaron Craven) lässt sie kurz vor Bekanntgabe ihrer Verlobung sitzen, und so springt ihr alter Freund Lucas (David Sutcliffe) in die Bresche, mimt (für die Fangemeinde und die PR) ihren Verlobten und beginnt eine Inszenierung, an deren Ende wahre Gefühle ins Spiel kommen.

Gleich vorweg – der Film hat mich streckenweise sogar unterhalten können. Handwerklich solide inszeniert und mit zwei gut miteinander harmonierenden Schauspielern in den Hauptrollen. Ein Totalausfall bleibt also – Gott sei Dank – aus. Auch die Charaktere denen wir im Film begegnen sind durchaus sympathisch, und verlassen (natürlich) nicht die ausgetrampelten Pfade einer RomCom. Und genau da schwächelt es dann auch. Große Lacher gibt es nicht, es sind eher kleine Momente die zum Schmunzeln einladen. Gekonnt verfährt man beim „zweiten Bräutigam“ nach Schema-F, ohne auch nur einmal etwas anders zu machen als das, was die Genrenorm vorgibt. Klar, alles ist irgendwo vorhersehbar. Zwei Grundverschiedene Menschen treffen aufeinander, die taffe Beziehungsexpertin ist eigentlich ein Liebeswrack, der „Normalo“ öffnet ihr die Augen für die wichtigen Dinge…. So gibt es selbstverständlich eine Annäherung zwischen den Protagonisten – die natürlich erst von Beiden ignoriert bzw. heruntergespielt wird – dann knistert es, es gibt als „Höhepunkt“ ein Problem mit dem Ex, und dann kriegen sie sich doch. Nichts wildes, nix innovatives – aber auch nicht zum davon laufen.

Tiberius liefert hier eine Scheibe mit ordentlicher Bildqualität ab. Die Synchro allerdings arbeitet dann doch sehr auf Sparflamme, klingt extrem halbherzig. Auch wenn der „zweite Bräutigam“ weit weg von ganz großem Kino ist. So lustloses und unnatürliches Gebrabbel reißt den – im Grunde – soliden Film unnötig runter.

Für Hardcore-Genrefans zu empfehlen, vorzugsweise im O-Ton gucken. Natürlich gewinnt der Film keine Auszeichnungen, aber das will er auch gar nicht. Leichte Unterhaltung muss nicht schlecht sein, und wenn sogar ich ein wenig Spaß mit einem Genre hatte, das für mir dich denselben Effekt hat wie Fingernägel auf einer Klassentafel, dann stimmt doch irgendwas (nicht) 😉

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