Ich habe eine neue Lieblingshörspielserie. Bislang dachte ich immer, dass JACK SLAUGHTER aus dem Hause FOLGENREICH ein billiges Rip-off des Geisterjägers John Sinclair sei. Doch da lag ich weit daneben. Dass hat man davon, wenn man den Titel so unachtsam liest, denn hätte ich genau hingeschaut, wäre mir aufgefallen, dass Jack als TOCHTER DES LICHTS betitelt wird. Bitte was? Ihr lest richtig, Jack Slaughter ist eine männliche Geisterjägerin, der mit einer magischen Ponytail-Barbie bewaffnet, den Kampf gegen das Böse antritt. Hier gibt es Horror-Comedy mit extrem schrägem Humor. Die neuen Folgen kann man jetzt in einer mp3-CD Box erwerben. Hier könnt Ihr nachlesen, was Euch erwartet…

Autor: Lars Peter Lueg

Sprecher: Till Hagen, Simon Jäger, David Nathan, Arianne Borbach, Rainer Fritzsche, Marlin Wick, Bernd Egger

Artikel von Christian Jürs

Die Handlung von Jack Slaughter – Tochter des Lichts spielt in der amerikanischen Kleinstadt Jacksonville. Dort arbeitet dieser zunächst als Verkäufer in einem Waffenladen, als er erfährt, dass er auserkoren ist, gegen das Böse in den Kampf zu ziehen. Später fristet er sein Dasein als Videothekar. „Videothe-was?“ werden die jüngeren Leser fragen. Nun, das ist der Ort, von dem man damals seine Filme bezog. Quasi ein analoges Netflix, dass man zunächst besuchen musste, in der Hoffnung, der gewünschte Film sei nicht verliehen. Aber diese Anmerkung nur nebenbei. Folgerichtig findet die Handlung der Geisterjäger-Story in der Hochphase der Videotheken-Ära, den achtziger Jahren, statt. Eigentlich sollte unser Held als Mädchen zur Welt kommen, so wie alle Geisterjägerinnen in den Generationen vor ihm. Seine Großmutter Abigail steckte daher die magischen Kräfte, die Jack auf der Jagd nach Dämonen und anderen Unholden helfen sollen, in eine Ponytail Barbie. Da Grandma verstarb, ehe Jack das Licht der Welt erblickte, konnte sie den Irrtum nicht wieder rückgängig machen. Trotzdem nimmt sie, aus dem Jenseits heraus, immer wieder Kontakt zu Jack auf, den sie jedoch, sein Geschlecht ignorierend, immer wieder Jackie nennt und immer wieder tolle Schminktipps für ihn auf Lager hat (zumindest trifft dies auf die ersten 20 Episoden zu). Passend dazu muss Jack übrigens, um die magischen Kräfte der Puppe zu aktivieren, die Worte „Hilf mir Ponytail Barbie, ich bin die Tochter des Lichts!“ laut ausrufen – Noch Fragen?

Till Hagen – Erzähler

Im Zeitraum von 2008 – 2013 erschienen 20 Abenteuer des ziemlich verplanten Geisterjägers, der eigentlich nichts besonderes kann. Trotzdem kommt er immer heil und siegreich aus seinen Abenteuern heraus. Meist ist dies nicht sein Verdienst, sondern der von Ponytail. Doch ihm stehen auch noch zwei Mitstreiter zur Seite. Zum Einen sein Kumpel Tony Bishop, der in den frühen Folgen das Dasein eines faulen Dauerstudenten fristet und später als unterdrückter Angestellter eines auf Fleischspeisen fixierten Diners für einen Hungerlohn arbeitet. Im Grunde ist Tony ein Taugenichts mit Hang zu Koffeinsucht. Das eigentliche Gehirn der Geisterjägerbande ist zweifelsohne Dr. Kim Novak, ihres Zeichens Parapsychologin und Bikinimodel. Doch auch sie feiert lieber ausgiebig im örtlichen Pub, als ihren Pflichten nachzukommen. Trotzdem können die Drei immer wieder ihren Arsch aus der Schlinge ziehen, egal wie brenzlig es auch wird.

Simon Jäger – Jack Slaughter

In den ersten Folgen legte sich Jack primär mit seinem Erzfeind Professor Doom an. Doch der ist mittlerweile Geschichte und die Story schien, seit Erscheinen von Folge 20 („Der satanische Gral„) am 29.07.2013, abgeschlossen. An Halloween 2014 erschienen dann plötzlich Sequels in Form von vier eBooks, die den Fans neue Hoffnung auf weitere Hörspiele machten. Es sollte jedoch bis ins Jahr 2019 dauern, als diese endlich das Licht der Welt erblickten und so erschienen die bis lang letzten vier Episoden endlich auch in Hörspielform – zum Glück im wesentlichen mit der alten Stammbesetzung.

David Nathan – Tony Bishop

Diese besteht aus Simon Jäger (Stimme von Matt Damon), David Nathan (Stimme von Johnny Depp), Arianne Borbach (Stimme von Michelle Yeoh) und Till Hagen (Stimme von Kevin Spacey), letzterer als schnippischer Erzähler. Gisela Fritsch (Stimme von Judy Dench) als Grandma Abigail ist aufgrund ihres Ablebens im Jahre 2013 verständlicherweise nicht mehr dabei. An ihre Stelle rückte nun die Figur des ebenfalls im Jenseits hausenden Großonkel Colts, zu dem Jack immer nach ausuferndem Alkoholkonsum in Kontakt treten kann. Colt hat viele nützliche Hinweise auf Lager, sowie diverse Anti-Witze, über die er gerne selber schallend lacht. Ihn spricht Marlin Wick. Auch der Rest vom Cast überzeugt, findet man doch so illustre Namen wie Lutz Mackensy, Bernd Egger oder Jan Spitzer unter den Gastsprechern. Eine fraglos fantastische Besetzung. Als neuer Gegner fungiert Dr. Darkness, den Rainer Fritzsche, ebenfalls kein unbeschriebenes Blatt im Synchrongeschäft, mit Hingabe eingesprochen hat. Seine Figur tauchte bereits in den vorherigen Episoden auf. Damals nannte er sich noch Basil Creeper.

Arianne Borbach – Dr. Kim Novak

Während die ersten beiden Hörspielboxen jeweils mit satten zehn Folgen punkten konnten, gibt es folgerichtig dieses Mal derer nur Vier. Es empfiehlt sich zwar, am Anfang mit Folge eins zu beginnen, doch können Quereinsteiger beruhigt auch zur neuen Box greifen, da die Geschichte so erleutert wird, dass man niemals mit dem berühmten „P“ im Gesicht dasitzt.

In Folge 21 („Dr. Darkness sagt Hallo“ – 78 Minuten) überlegen die Geisterjäger, die mittlerweile ruhige Stadt zu verlassen, als plötzlich eine Zombiehorde, mit Pfeil und Bogen bewaffnet, über sie herfällt. Ein erstes Zeichen von Dr. Darkness, der den drei Jägern das Leben zur Hölle machen möchte. In Folge 22 („Dämonisches Donnerwetter“ – 69 Minuten) erlangt eine verärgerte Dame namens Vera Taaras plötzlich höllische Hexenkräfte und stürzt die Stadt damit ins Chaos. In Folge 23 („Geisterjäger in Not“ – 73 Minuten) hetzt der Teufel mit Namen Lucy Lucifer seine liebreizende Tochter Felippa Vanakuri auf die Dämonenjäger und in der Abschlussfolge 24 („Nacht der toten Lebenden“ – 75 Minuten) erfährt Tony, dass er unheilbar erkrankt ist. Ob Jack ihm helfen kann?

Rainer Fritzsche – Dr. Darkness

Autor Lars Peter Lueg („Offenbarung 23„) gelang hier, in meinen Augen (oder auch Ohren), ein ganz großer Wurf. Seine Art von Humor ist es, die diese Reihe besonders macht. Seien es Veganer, die zu Zombies mutieren und daraufhin mit ihren Prinzipien hadern, rücksichtslose Restaurantbesitzer, die zerfleischt werden, noch ehe sie „Gewinnmaximierung“ aussprechen können oder einfach lustlose Geisterjäger, die keinen Bock auf Action haben und stattdessen erstmal einen Kaffee trinken gehen – die Serie strotzt, auch in diesen späten Folgen, noch immer vor herrlich bekloppten Ideen. Die Hörspielskripte verfasste übrigens Heiko Martens („Alien – Wüste des Grauens„), der es verstand, Luegs Humor in Hörspielform gekonnt umzutexten.

Marlin Wick – Großonkel Colt

Empfohlen wird die Reihe übrigens ab 12 Jahren. Zum Vergleich, die neue Grusel Serie aus dem Hause Europa ist laut Verpackung erst für 14 jährige Zuhörer geeignet. Ich finde, dass hier eine realistischere Empfehlung gegeben wurde, nicht nur, da die Europa Serie wohl kaum jemandem das Fürchten lehren wird, sondern auch, weil bei Jack Slaughter jeder noch so derbe Splattermoment durch witzige Kommentare ironisch gebrochen wird. Hier liegt das Label Folgenreich folgerichtig (lol) genau richtig.

Auch wenn die Action hier nicht so aufregend und professionell dargestellt wird wie etwa bei einem John Sinclair Hörspiel aus der Edition 2000, hat sich Jack Slaughter – Die Tochter des Lichts zu meiner aktuellen Lieblingsserie entwickelt, die ich nun endlich für mich entdeckt habe. Grund hierfür sind neben den grandiosen Sprechern (Jäger und Nathan flappsen herum wie einst Danneberg und Elsholtz) und der herrlich bekloppte Humor (erwähnte ich, dass Jäger und Nathan eine Kodderschnauze wie einst Danneberg…ach, vergesst es). Ich hoffe, wir werden in der Zukunft eine weitere Rückkehr von Jack und seinen Freunden erleben.

Hilf uns, Ponytail Barbie. Wir brauchen die Tochter des Lichts.

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