In den guten alten Kriegsfilmen wurde noch echter Aufwand betrieben. Nirgends CGI, stattdessen bewegte man echtes Kriegsgerät, tausende von Komparsen füllten das Bild und auch bei den Explosionen gab es oft irgendwo einen gewaltigen Rumms…so auch in diesem Streifen. Mit Industrie-TNT wurde die Altstadt des Drehorts gesprengt und auch in Sachen Kameraarbeit konnte Remagen spannende Bilder finden. Kameraflüge, Kranschwenks, Fahrten, präzise Zooms und feuernde Panzer im Rheinpanorama sind ein Alleinstellungsmerkmal dieses Films. CAPELIGHT PICTURES brachte den Klassiker nun sauber und frisch restauriert im hübschen Mediabook und als Einzel-DVD heraus.

Originaltitel: The Bridge at Remagen

Regie: John Guillermin

Darsteller: George Segal, Robert Vaughn, Ben Gazzara, Peter van Eyck, Hans Christian Blech, Bo Hopkins

Artikel von Kai Kinnert

März 1945: Die Alliierten sind auf dem Vormarsch ins Innere Deutschlands. Ihr letztes Hindernis: der Rhein. Die einzige Brücke, die noch über den Fluss führt, steht unter Kontrolle der deutschen Wehrmacht. Die deutschen Verteidiger sind zum Äußersten entschlossen und bereiten auf Befehl der Naziführung die Sprengung der Brücke vor. Doch die US-amerikanischen Soldaten müssen sie unbedingt intakt erobern. Nur so ließe sich der Krieg um Wochen verkürzen, was Tausende Menschenleben retten könnte.

So hätte es sein können, war es aber nicht. Die Brücke von Remagen ist ein fiktiver Stoff, der sich nur grob an den damaligen Ereignissen orientierte und die Rhein-Querung der US-Truppen actionreicher gestaltete, als es eigentlich war. Die Bewaffnung der Wehrmacht war schwächer, die Stadt wurde nicht zerstört und es gab durchaus noch intakte Brücken über den Rhein – dennoch war Remagen eine wichtige, da günstige gelegene, Brücke.

Aber die genaue Rekonstruktion damaliger Geschehnisse war auch gar nicht das Anliegen des Regisseurs John Guillermin, der hier aufwändig inszenierte und aus den Ereignissen ein Kriegsdrama machte. Routinier Guillermin (Flammendes Inferno, Tod auf dem Nil) hatte dabei das Drehbuch im Griff und verzichtete auf US-Helden und stereotypische Wehrmachtssoldaten. Es blitzt eine überraschend feinfühlige Haltung gegenüber den auftretenden Figuren durch, die den Streifen von einer reinen Materialschlacht ablenkt und so einen angenehmen Zwischenton erzeugt. Eine Frage kann Die Brücke von Remagen allerdings nicht beantworten. Wenn man schon das Drama des Krieges auf beiden Seiten beleuchten möchte, dann stellt sich die Frage, warum man als Drehbuchautor ein reales Ereignis in die Fiktion lenkt – war doch der Krieg (wie jeder Krieg) voll von echten Dramen und Kampfhandlungen, die eine präzise und feinfühlige Betrachtung verdient hätten. Autor Richard Yates (Zeiten des Aufruhrs, 2008) schrieb zwar kein schlechtes Drehbuch, leistete sich jedoch durch die Fiktionalisierung von Handlung und Figuren eine unnötige Kastration des echten Dramas. Wenn die Realität bei Remagen schon nicht so spannend für die Leinwand war, dann hätte man sich einen anderen Ort suchen müssen, um so den menschlichen Zwischenton ernster zu nehmen, anstatt eine Ableitung der Realität als Werkzeug für die Vielschichtigkeit in einem Genrefilm einzusetzen. Entertainment trifft auf Charakterisierung, muss sich Guillermin gedacht haben und fand dann in seiner straffen Inszenierung und einer guten Besetzung die Lösung für das fiktionale Dilemma des Drehbuchs.

Doch im Kriegsfilm ist der gestresste Soldat und Gequatsche eben nicht alles. Da geht es ja auch noch zur Sache und es knallt. Und das kann Die Brücke von Remagen ganz gut. Man betrieb hier zwar nicht den Aufwand eines Richard Attenborogh, der mit Die Brücke von Arnheim (1977) ein Meisterwerk des epischen Kriegsfilms ablieferte, legte jedoch mit einer gelungenen Kameraarbeit und gekonnten Gefechten gut vor. Die Sequenz, in der die Standhaftigkeit der Brücke verdeutlicht wird, ist gutes Kino und wurde mit beeindruckenden Explosionen im Wasser garniert. Aber auch die Panzerszenen haben Schmiss, der Film eröffnet die Action mit einigen Kameraflügen am Ufer des Rheins und sorgt so, immer wieder im Film, für spannende Bilder aus erhöhter Perspektive.

Die Brücke von Remagen ist straff inszeniert und spannend gefilmt. Helden gibt es keine, jeder zahlt seinen Preis für den Krieg. John Guillermin gelang gestandenes, gut besetztes Genre-Kriegskino.

Das Bild der Blu-ray ist sauber, satt und klar, der Ton ist gut. Das Film wurde bestens restauriert. Das Mediabook ist hübsch gestaltet und das 24-seitige Booklet liefert interessante Informationen. Als Extras gibt es auf einer Bonus-Blu-ray die TV-Dokumentation Die Brücke von Remagen und Wochenschau-Archivaufnahmen vom Kriegsgeschehen 1944/45 in Europa und den Film auf DVD (auch einzeln erhältlich).

Trailer:

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