Wer hätte gedacht, dass aus dem unscheinbaren und längst vergessenen Science-Fiction-Film SKYLINE (2010) mal ein knalliges B-Movie-Franchise entwächst? Mit SKYLINES (2020) hat Regisseur, Autor und Produzent Liam O’Donnell nun den dritten Teil seiner rasanten Alien-Action-Sause abgeliefert, der mit Videotheken-Recke Daniel Bernhardt und den deutschen Jungs von PLAN B sogar ein paar echte Kampfsportler gegen außerirdische Invasoren zu Felde ziehen lässt. Wie sich der Streifen, den EuroVideo demnächst auf Scheibe veröffentlicht, so schlägt, erfahrt ihr in unserer Kritik!

Originaltitel: Skylin3s

Drehbuch: Liam O’Donnell, Matthew E. Chausse

Regie: Liam O’Donnell

Darsteller: Lindsey Morgan, Jonathan Howard, Daniel Bernhardt, Rhona Mitra, James Cosmo…

Artikel von Christopher Feldmann

Als im Jahr 2010 der Science-Fiction-Film SKYLINE (2010) veröffentlicht wurde, waren die Reaktionen eher verhalten. Die Regie übernahmen nämlich die Brüder Greg und Colin Strause, die bereits ALIENS VS. PREDATOR 2 (2007) (in den Augen vieler Fans) verbrochen hatten. Gerade einmal rund 500.000 US-Dollar gingen für die Dreharbeiten drauf, aufgrund der Special-Effects beliefen sich die Produktionskosten allerdings auf zehn Millionen US-Dollar. Im Grunde diente der Film als reines Showcase für das Geschwister-Duo, das sich danach primär der Effektarbeit widmete und seitdem für zahlreiche Blockbuster arbeiten durfte. Produzent und Co-Autor Liam O’Donnell sah hingegen mehr Potenzial in dem Stoff und machte sich selbst daran, eine Fortsetzung auf den Weg zu bringen, die 2018 unter dem Titel BEYOND SKYLINE (2018) veröffentlicht wurde. Anders als der fast schon kammerspielartige Erstling, setzte der Nachfolger auf deutlich mehr Action und ausgedehnte Alien-Kämpfe, bot mit Frank Grillo und Iko Uwais zwei versierte Fighter in den Hauptrollen und machte mit seinem fast schon liebevollen Trash-Appeal ziemlich viel Spaß. Offenbar sahen das viele Zuschauer ähnlich, weshalb O’Donnell mit SKYLINES (2020) einen dritten Teil nachschieben durfte. Und auch wenn der Streifen nicht ganz den Spaß-Faktor des Vorgängers erreichen kann, macht die unterhaltsame Melange aus Science-Fiction-Thriller und Alien-Kloppe immer noch mächtig Laune!

Handlung:

Captain Rose Corley (Lindsey Morgan) verfügt über außerirdische Superkräfte und ist die letzte Hoffnung der Menschheit, als ein Virus dafür sorgt, dass den Menschen eigentlich freundlich gesonnene Alien-Hybriden zur Bedrohung werden. Sie stellt ein Elite-Team aus Söldnern (u.a. Jonathan Howard und Daniel Bernhardt) auf und reist mit diesen zur Alien-Welt, um die Menschheit zu retten.

Der Film setzt einige Zeit nach den Ereignissen von BEYOND SKYLINE (2018) ein und präsentiert uns die neuesten Entwicklungen der Alien-Invasion in Rückblenden, die zeigen, dass die Herrschaft der Außerirdischen von Widerstandskämpferin Rose abgewendet werden konnte. Das sorgt allerdings auch gleich für einen gewaltigen Dämpfer beim Zuschauer, denn auf Leading-Man und Prügelspezialist Frank Grillo müssen wir dieses Mal leider verzichten und auch Iko Uwais glänzt durch Abwesenheit. Damit wäre die größte Schwäche des Films bereits ausgemacht, denn so viel Mühe sich Lindsey Morgan auch gibt, so richtig viel Charisma hat die junge und durchaus schlagfertige Schauspielerin nicht zu bieten. SKYLINES mangelt es an interessanten und erinnerungswürdigen Figuren, zumal auch Co-Star Jonathan Howard relativ blass bleibt. Für etwas Videotheken-Glanz sorgt aber indes Daniel Bernhardt. Der schweizer Schauspieler und Kampfsportler, der in den 1990er Jahren einige Direct-to-Video-Klopper veredelte und seit Jahren als Nebendarsteller und Stuntman in Hollywood erfolgreich ist, darf hier als martialischer Col. Owens ordentlich austeilen und bekommt ein paar knackige Actionszenen spendiert.

Die wurden übrigens von deutscher Hand betreut. Niemand geringeres als die sympathischen Jungs von Plan B, die 2016 mit ihrer eigenen Actionkomödie PLAN B: SCHEIß AUF PLAN A auf sich aufmerksam machten, waren bei SKYLINES für die Kampf-Choreographien zuständig und Cha-Lee Yoon selbst wurde eine größere Rolle in dem Film zu Teil. Und tatsächlich können sich die knackigen Martial-Arts-Einlagen durchaus sehen lassen. Mit ordentlich Dynamik und guter Choreographie kommen auch Kampfsport-Fans auf ihre Kosten, während ansonsten auch kräftig geschossen wird. Tatsächlich nimmt die Action einen noch größeren Raum ein als im Vorgänger und spätestens wenn unsere Protagonisten auf dem Alien-Planeten landen, gibt’s ordentlich auf die Mütze. Das sorgt aber auch leider dafür, dass Story und Charaktere merklich im Hintergrund bleiben.

Klar, auch der Vorgänger war keine Charakterstudie, jedoch bot dieser einige spannende Ansätze denen sich auch der fertige Filme im ausgewogenen Maße widmen konnte. Zwar erinnerte das überbordende Spektakel spätestens im Finale an die Power-Rangers-Zeiten der 1990er Jahre, etablierte jedoch eine interessante Welt, die im neuesten Beitrag zum Franchise etwas zu sehr in den Hintergrund rückt. Mit dem Heimatplaneten der Aliens fügt man dem SKYLINE-Kosmos zwar einen neuen Schauplatz hinzu, die Handlung ist jedoch nur Mittel zum Zweck und tritt gerade im Mittelteil gehörig auf der Stelle, zu Gunsten der Action. Das macht zwar Spaß, über etwas mehr erzählerische Qualität hätte ich mich jedoch gefreut. Auch das Finale ist etwas arg vorhersehbar und lässt ein wenig Impact vermissen.

Dafür kann sich Regisseur Liam O’Donnell damit rühmen, einen optisch wirklich brauchbaren B-Film abgeliefert zu haben. In Zeiten, in denen sich grottige Gurken wie der Bruce-Willis-Heuler COSMIC SIN (2021) Science-Fiction schimpfen dürfen, ist SKYLINES eine echte Wohltat. Zwar sieht man der Produktion an, dass nicht das üppigste Budget zur Verfügung stand, der Aufwand und die Liebe zum Material ist jedoch in jeder Szene zu spüren. Echte Sets, Kostüme, Requisiten und praktische Effekte, gesellen sich zur obligatorischen Digitaltechnik. Das ist zwar nicht unbedingt State of the Art aber immerhin durchweg charmant und nett anzusehen. Hier wurde noch Aufwand betrieben und das Ganze nicht einfach nur vor dem blanken Greenscreen runtergerotzt. Betrachtet man auch die Outtakes im Abspann, sieht man wie viel Spaß alle Beteiligten beim Dreh hatten.

EuroVideo hat den Film erst kürzlich in digitaler Form veröffentlicht, am 17. Juni folgt die Auswertung als DVD und Blu-ray. Bild- und Tonqualität sind gut, als Extras gibt es eine barrierefreie Fassung, Behind the Scenes, Visual Effects, Stunts, ein Interview mit Lindsey Morgan und Deleted Scenes. Insgesamt rund 50 Minuten Bonusmaterial, fast schon ungewöhnlich heutzutage.

Fazit:

SYKYLINES (2020) erfindet das Rad nicht neu und zieht im Vergleich zu seinem spaßigen Vorgänger schlussendlich doch den Kürzeren, wirkt doch die Story etwas runtergedampft und ein guter Lead wird vermisst. Liam O’Donnells Science-Fiction-Actionfilm ist am Schluss aber unterhaltsam genug, um den Genre-Fan bei Laune zu halten, immerhin sieht man den Aufwand und auch die Kampfszenen wissen zu gefallen. Der Streifen ist eine launige B-Party, die so auch in den 1990er Jahren in der Videothek hätte stehen können und das meine ich absolut positiv!

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