Taylor Sheridan ist ein filmisches Multitalent. Ob als Schauspieler (Sons of Anarchy), Regisseur (Wind River) oder Drehbuchautor (Sicario 1 & 2), er konnte enorme Publikums- und Kritikererfolge feiern. Mit der hier vorliegenden, modernen Westernserie Yellowstone gelang ihm ein Familienepos vor traumhafter Kulisse, welches sowohl mit hochwertigem Cast, als auch mit epischem Soundtrack und ebensolchen Bildern, pures Hollywoodfeeling versprüht. Dass man Kevin Costner für die Hauptrolle gewinnen konnte, der endlich wieder zum Cowboyhut greifen darf, war nur einer der genialen Besetzungscoups. Hierzulande bislang unter dem Radar gelaufen, erscheint die Geschichte der Familie Dutton, die mit allen Mitteln um den Erhalt ihrer Ranch kämpft, nun endlich von PARAMOUNT PICTURES im hiesigen Heimkino.

Eine Serie von Taylor Sheridan und John Linson

Darsteller: Kevin Costner, Luke Grimes, Kelly Reilly, Wes Bentley, Cole Hauser, Gil Birmingham, Danny Huston

Artikel von Christian Jürs

Mitten im wunderschönen Montana liegt die Yellowstone Ranch, die größte Viehfarm in den Weiten der USA. Diese befindet sich seit nunmehr gut 130 Jahren im Besitz der Familie Dutton, die heute vom in die Jahre gekommenen, knarzigen Witwer John Dutton (Kevin Costner) mit strenger Hand geführt wird. Vier Kinder zeugte er dort einst mit seiner geliebten Frau Evelyn (Gretchen Mol), ehe diese bei einem tragischen Reitunfall ums Leben kam. Seither entwickelten sich seine Kinder in die verschiedensten Richtungen und nicht alle von ihnen kommen gut miteinander aus.

Der älteste Sohn Lee (Dave Annable) hat, wie sein Vater, das Cowboygen im Blut und bietet sich daher als zukünftiger, rechtmäßiger Erbe der Ranch geradewegs an. Jamie (Wes Bentley), John Duttons zweiter Sohn, ist das glatte Gegenteil und in den Augen seines Vaters das schwarze Schaf der Familie. Mitunter liegt dies an Jamies Entscheidung, den Cowboyhut gegen einen feinen Anzug zu tauschen, um in der Politik Karriere zu machen. Doch die familiären Probleme sind noch wesentlich tiefer verwurzelt, wie man als Zuschauer im Laufe der Handlung feststellen wird. Kaycee (Luke Grimes), der jüngste Spross, entschied sich für eine Karriere als NAVY-Seal Soldat, der nach seiner Heimkehr vom Krieg allerdings vom Töten genug hat. Er ist mit Monica (Kelsey Asbille), einer attraktiven Lehrerin mit indianischen Wurzeln, liiert. Beide ziehen den gemeinsamen Sohn Tate (Brecken Merrill) im Indianerreservat groß, was zu Spannungen innerhalb der Familie führt. Denn mit den Ureinwohnern liegt die Familie Dutton in Clinch, da diese, angeführt von Reservatschef Thomas Rainwater (Gil Birmingham), Anspruch auf das Land ihrer Ahnen erheben. Um ihrem Feind Paroli zu bieten, bittet John sein viertes Kind, Beth (Kelly Reilly) auf die Ranch. Beth Dutton ist eine alkoholsüchtige und vor allem vollkommen abgebrühte Hedgefontsmanagerin, die sich um die Geschäfte der Familie kümmern soll. Nicht das einzige As, welches die Duttons im Ärmel haben, denn dann ist da noch Rip Wheeler (Cole Hauser), der als Ziehsohn von John, die Oberhand über die angestellten Cowboys hat und auch sonst jedes unliebsame Problem aus der Welt schafft, koste es, was es wolle. Die angestellten Cowboys auf Yellowstone wurden aus weitestgehend rehabilitierten Verbrechern zusammengesammelt, die sich per Brandmal für immer an die Yellowstone-Farm binden und der Familie Dutton treu ergeben sind, egal, wie schmutzig die Arbeit auch sein mag. Wer trotzdem gehen möchte, der endet mit einer Kugel im Kopf unten im Canyon. Hier gelten noch Gesetze aus der Zeit der Cowboys. Es mehren sich die Schwierigkeiten, als auch noch der schmierige Immobilienmakler Dan Jankins (Danny Huston) ein Auge auf Teile des Duttonbesitzes wirft. Er möchte dort eine Wohnsiedlung zu errichten. Als dieser zusammen mit Thomas Rainwater eine Allianz gegen die Yellowstone-Ranch gründet, wird es eng für die Duttons und Blut wird fließen. Gut, dass Kaycee über besondere Fähigkeiten im Bereich der Problembeseitigung verfügt…

Was sich wie eine Variation der Soap Opera Dallas oder Der Denver-Clan, nur mit Rindern anstelle von Öl, liest, entpuppt sich als ganz großes Kino. Bereits im Vorspann, wenn die epische Musik von Komponist Brian Tyler (u.a. Avengers: Age of Ultron und John Rambo) erklingt, spürt man, dass hier etwas Episches entstanden ist. Dies gilt auch für die wunderschöne Landschaft Montanas, die als Kulisse in Breitbild beeindruckend über den Bildschirm flimmert. Und eine Soap Opera ist Yellowstone weiß Gott nicht. Die Familiensaga ist eher zwischen Drama, Thriller und Western einzuordnen (Letzteres, obwohl die Handlung in der Gegenwart angesiedelt ist) und überrascht mit einigen, teils heftigen, Gewaltausbrüchen. Die FSK 16-Freigabe ist durchaus ernst zu nehmen.

Während in den USA in Kürze die vierte Staffel ins Rennen geht, wurden bislang zwei Staffeln im deutschen Pay-TV versendet. Mit Staffel drei dürfte aber dieses Jahr noch zu rechnen sein. Staffel eins besteht aus 9 Folgen, die jeweils zwischen 45 und 50 Minuten Laufzeit aufweisen. Die Pilotfolge hat eine Laufzeit von ca. 90 Minuten und dient primär der Figurenvorstellung und endet mit einer, für den weiteren Verlauf der Serie, entscheidenden Ausgangssituation, die das Leben auf der Yellowstone Ranch bedeutend verändert.

Die deutsche DVD-Box beinhaltet 4 DVDs. Auf den ersten drei Scheiben sind die 9 Serienfolgen enthalten. Diese besitzen eine gute Bild- und Tonqualität. Neben der deutschen Tonspur (Dolby Digital 2.0), sind noch die französische (ebenfalls Dolby Digital 2.0) und englische Sprachfassung (Dolby Digital 5.1) enthalten. Untertitel in allen drei Sprachen sind ebenfalls vorhanden. Die vierte Scheibe beinhaltet das Bonusmaterial, bestehend aus diversen Featurettes und Interviews mit Taylor Sheridan und Kevin Costner. Hier gibt es keinen Grund zur Klage. Die Tatsache, dass hierzulande allerdings lediglich eine DVD-Version veröffentlicht wird, ist ziemlich traurig. Gerade die epische Landschaft hat ein HD-Bild verdient und die dazugehörigen Master existieren auch. Das hässliche Fotocover mit dem Seitenprofil von Kevin Costner ist aber leider ein internationales Problem, da auch auf der US-Box dieses simple Fotocover verwendet wurde. Trotzdem sollte man in den sauren Apfel beißen und sich die Serie zulegen. Sie ist es wirklich wert. Staffel eins ist super, die zweite Staffel legt aber noch eine ordentliche Schippe drauf. Besonders Kelly Reilly legt dort so richtig los. Sie ist der heimliche Star der Serie. Wer Beth Dutton kennengelernt hat, der wird diese Frau so schnell nicht vergessen. Dagegen war ihr Part im Schocker Eden Lake ein zahmes Hausmütterchen.

Also, liebe Leute von Paramount Pictures, veröffentlicht bitte diese Serie auch auf Blu-ray. Und gebt Gas mit der Synchronisation, denn Frank Glaubrecht, der Stammsprecher von Kevin Costner ist mittlerweile 78 Jahre alt. Es wäre schön, wenn er die nächsten Staffeln auch noch einsprechen kann. Wir wünschen es ihm (und uns), denn er passt wie die Faust aufs Auge auf John Dutton.

Zurück zur Startseite