Jet Li at his best. Anders kann man es eigentlich nicht sagen. Angeblich sollte es Jet Lis letzter Martial-Arts-Film werden, denn Mr. Li empfand den Film als das Maximum dessen, was er als wahrer Martial-Arts-Kämpfer an Können, Spirit und Weisheit dem Publikum mitzuteilen hatte. Aber auch die Rolling Stones haben schon so manche Abschieds-Tour gegeben und so zog es Jet Li nach Fearless dann doch noch öfter vor die Kamera. Allerdings, und da hatte Jet Li recht, war Fearless die letzte, große Hauptrolle und außerdem ein waschechter Martial-Arts-Film, wie er ihn danach nicht mehr drehen sollte. Regisseur Ronny Yu inszenierte Jet Li gekonnt und setzte ihm so ein filmisches Martial-Arts-Denkmal. JUSTBRIDGE ENTERTAINMENT bringt nun die internationale Fassung des Films in einem limitierten Mediabook auf Blu-ray heraus.

Originaltitel: Huo Yuan Jia

Regie: Ronny Yu

Darsteller: Jet Li, Collin Chou, Nathan Jones, Shido Nakamura, Yong Dong, Somluck Kamsing

Artikel von Kai Kinnert

Es ist die Geschichte des einstmals kleinen und schwächlichen Huo Yuanjia (Jet Li), der Jahre später zur bedeutendsten Martial Arts-Legende seiner Zeit aufsteigen wird. Bereits als Kind handelt Huo gegen den Willen seines Vaters und trainiert hart und verbissen, um der beste Kämpfer von allen zu werden. Doch mit seiner Arroganz und seinem ungebrochenen Siegeswillen treibt er es eines Tages zu weit. Im Rausch des Triumphs tötet er einen beliebten Meister und provoziert damit seine Gegner so sehr, dass sie in einem Racheakt Huos Frau und Tochter ermorden. Trotz unbändigen Schmerzes ist Huos Wille zu kämpfen damit aber nicht gebrochen. In einem Turnier nie gekannter Ausmaße bekommt er die letzte Chance, einem ganzen Land zu beweisen, was er aus der Vergangenheit gelernt hat.

Meine Güte, ich hatte gar nicht mehr auf dem Zettel, wie gut Ronny Yu seinen Streifen im Griff hatte. Fearless ist echtes HK-Kino, qualitativ hochwertig, filmisch gekonnt und mit einer verdammt guten Action-Choreografie durch Yuen Wo Ping versehen, einem alten Freund von Jet Li. Beide arbeiten schon lange zusammen und so gelang Yuen Wo Ping eine passgenaue, ausgefeilte Kampfchoreografie für seinen Buddy, für die Ronny Yu dann die richtigen Bilder und den richtigen Flow fand. Und wie es sich für einen knackigen Fighter-Film gehört, treten echte Kämpfer gegeneinander an, hier versammeln sich erprobte Typen zum fetzigen Hau-den-Lukas-Event und so braucht der Streifen dann auch nur 2 Minuten, um mit der ersten Keilerei ein Zeichen zu setzen.

Jet Li tritt also gegen drei ausländische Kämpfer an, es geht um nichts anderes, als um die Ehre des chinesischen Volkes. Ein Klassiker, denn britischer Kolonialismus und die Auswirkungen des Opium-Kriegs, sowie der (spätere) japanische Besetzungs-Horror sind steter Begleiter der Filme, die sich im Shanghai um 1920 ansiedeln. Aber das spielt hier nur locker als szenischer Rahmen eine Rolle und so tritt Jet Li, als Zeichen seiner Wushu-Kampfkunst, gegen drei unterschiedliche Kampfstile aus dem Ausland an. Die drei Kämpfer sind gut, in diesem Fall sind es Jean Claude Leuyer, Brandon Rhea und Anthony De Longis, wobei hier der Faustkampf, die Lanze und das Schwert bedient werden. Als Fun Fact sei hier nur kurz erwähnt, das der in Deutschland geborene Brandon Rhea 2002 als Kandidat in der TV-Sendung Herzblatt auftrat…warum auch nicht.

Hier geht es ausgefeilt zur Sache, es ist erstaunlich, wie schnell Jet Li ist… und das ganz ohne Tricks. Nachdem die drei Kerle aus dem Ausland auf die Matte geschickt worden sind, blickt der Film auf die Kindheit unseres Hauptdarstellers zurück und zeigt uns, wie aus dem kleinen Jungen ein Meister der Kampfkunst werden konnte. Der kleine Huo Yuanjia lernt seine Lektionen und wird erwachsen. Doch mit ihm wuchs auch eine unbändige Wut im Kampf, die alsbald ihren Tribut fordern wird. Wushu ist eben der Kampf mit sich selber.

Fearless bietet eine Menge Kämpfe, die sich alle irgendwie steigern und dabei nichts wiederholen. Jet Li und Yuen Wo Ping sind etliche Kabinettstückchen eingefallen, die die Eleganz und Fähigkeit der Kämpfer unterstreichen…erst recht natürlich bei Jet Li. Die Story mag nicht besonders originell sein, findet aber in der schmissigen und gekonnten Regie durch Ronny Yu zur atmosphärischen Form und verbindet dies mit einer hohe Actiondichte. Der Streifen ist gut gefilmt, gut besetzt und bestens in Szene gesetzt worden. Die Action ist klasse, Jet Li leistet ganze Arbeit und darf hier in vielen längeren Einstellungen echtes Können beweisen. Das ist gut gemachtes HK-Kino.

Eine Empfehlung, nicht nur für Jet-Li-Fans. Die haben den Streifen sowieso schon.

Das Bild der Blu-ray ist sauber, satt und klar, der Ton ebenso. Als Extras gibt es ein Making Of und Interviews.

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