Wie wir bereits berichtet haben, handelt es sich bei THE DEBT COLLECTOR (2018) um eines der besten und unterhaltsamsten Scott-Adkins-Vehikel, die der kantige Brite in den letzten Jahren auf den Heimkino-Markt geworfen hat. Auch die Fans waren dieser Meinung, weswegen sich Regisseur Jesse V. Johnson prompt an die Arbeit machte, ein Sequel zu dem Klopper-Hit auf den Weg zu bringen. Retro Gold 63 hat nun auch THE DEBT COLLECTOR 2 (2020) im limitierten Mediabook veröffentlicht, welches zeitgleich mit dem Erstling im Handel erschienen ist. Ob Runde Zwei ähnlich zu begeistern weiß, erfahrt ihr in unserer Kritik.

Originaltitel: The Debt Collector 2/Debt Collectors

Drehbuch: Jesse V. Johnson, Stu Small

Regie: Jesse V. Johnson

Darsteller: Scott Adkins, Louis Mandylor, Vladimir Kulich, Ski Carr, Mayling Ng, Marina Sirtis, Vernon Wells…

Artikel von Christopher Feldmann

Seit er als grimmiger Knast-Fighter Yuri Boyka in dem DTV-Sequel UNDISPUTED 2: LAST MAN STANDING (2006) die Bühne betreten hat, ist Scott Adkins aus dem Actionzirkus nicht mehr wegzudenken. Mit beeindruckender Physis, virtuosen Martial-Arts-Skills und auch einigen schauspielerischen Qualitäten, ist Adkins nach wie vor allein auf weiter Flur, wenn es um überdurchschnittlich gute Klopper-Kost für den Heimgebrauch geht. Gerade in den letzten Jahren lässt der “Jason Statham des DVD-Regals” einen Knaller auf den Nächsten folgen und das in einer Schlagzahl bei der all die anderen ausrangierten Haudrauf-Heroes vergangener Tage neidisch werden sollten. Gerade mit Regisseur Jesse V. Johnson genießt Adkins eine fruchtbare Zusammenarbeit, die Filme wie SAVAGE DOG (2016)ACCIDENT MAN (2018), AVENGEMENT (2019) und TRIPLE THREAT (2019) hervorgebracht hat. Gerade das spaßige Buddy-Movie THE DEBT COLLECTOR (2018), der in Deutschland noch unter dem Titel PAY DAY (2018) veröffentlicht wurde, ist mit eines der stimmigsten Projekte der ergiebigen Kombo. Nicht nur, weil man hier ganz bewusst mit der typischen Martial-Arts-Marschrichtung im “Army of One”-Korsett bricht, sondern weil man mit Louis Mandylor, Adkins einen charismatischen Darsteller zur Seite gestellt hat, der dem episodischen und humorvollen Prügel-Streifen eine erfrischende Note gegeben hat. Ein Glückstreffer, den man wiederholen wollte, denn obwohl das Ende des Vorgängers recht endgültig wirkte, lässt Johnson das schlagfertige Duo nun erneut auf zwielichtige Schuldner los. THE DEBT COLLECTOR 2 (2020) spielt dabei erneut die Stärken aller Beteiligten aus und ist dem Erstling in jeder Hinsicht ebenbürtig.

Handlung:

Nachdem sie bei dem Gefecht mit dem Gangsterboss Barbosa (Tony Todd) gerade noch einmal mit dem Leben davon gekommen sind, müssen die beiden schlagfertigen Schuldeneintreiber Sue (Louis Mandylor) und French (Scott Adkins) erneut ans Werk. Innerhalb 48 Stunden sollen die Beiden drei größere Geldbeträge von drei unterschiedlichen Personen eintreiben, die mindestens genauso zwielichtig sind wie Auftraggeber Tommy (Vladimir Kulich). Was die Beiden jedoch nicht wissen ist, dass der gute Tommy mächtig in der Klemme steckt, denn Molly X (Ski Carr) hat die Gläubigerfunktion seines toten Bruders Barbosa übernommen und deshalb auch noch ein Hühnchen mit Tommy, Sue und French zu rupfen, die den psychopathischen Gangster bei ihrer Auseinandersetzung in Jenseits beförderten.

Der Plot von THE DEBT COLLECTOR 2 (2020) knüpft relativ nahtlos an den des Vorgängers an. Obwohl das Ende eigentlich ziemlich offensichtlich den Tod der beiden Protagonisten einleitet, sind French und Sue im Nachfolger quicklebendig, was natürlich etwas weit hergeholt wirkt. Allerdings umschiffen Johnson und sein Co-Autor Stu Small gekonnt fadenscheinige Erklärungen, ein einfaches “Ich bin dem Tod gerade nochmal von der Schippe gesprungen” reicht hier völlig aus, denn immerhin befinden wir uns in einem leichtfüßigen B-Film, da kann man über eine mangelnde Logik schon mal hinwegsehen, wenn man dafür wieder wertige Action mit zwei charismatischen Darstellern geliefert bekommt.

Die große Stärke des Vorgängers war die episodische Handlung, quasi eine Momentaufnahme des Alltags eines Schuldeneintreibers, der es mit so manch zahlungsunwilligen Personen zu tun bekommt. Erst im letzten Drittel entwickelte sich so etwas wie eine Spannungskurve, alles davor war ein launig lässiges Buddy-Movie mit Prügel-Einlagen. THE DEBT COLLECTOR 2 ist sich diesen Stärken bewusst und wärmt den bekannten Ablauf quasi noch einmal auf. Warum neue Wege gehen, wenn bereits erprobtes funktioniert? Dies ist vielleicht der größte Kritikpunkt, den man den Machern vorwerfen kann, jedoch spürt man direkt, dass sie sich bewusst sind, was gut funktioniert hat und dies weiter ausbauen. So bringt der Plot die beiden Protagonisten recht schnell wieder zusammen, die in 48 Stunden ordentlich Zaster eintreiben müssen. Worauf das Ganze hinausläuft, wissen zu Beginn weder French und Sue, noch der Zuschauer selbst, allerdings wird es mit zunehmender Laufzeit schnell durchschaubar. Das Skript ist in diesem Fall nicht sonderlich verzwickt, sondern allenfalls zweckdienlich, mehr sollte man aber von solch einem B-Klopper nicht erwarten.

Die große Stärke liegt auch hier wieder im Zusammenspiel von Adkins und Mandylor, die als charmantes, humorvolles und renitentes Duo überzeugen können. Haben sie sich im Erstling noch annähern müssen, funktionieren sie hier als eingespieltes Team, welches sich frotzelnd durch das Geschehen prügelt. Das ist, gerade was die Dialoge angeht, nicht immer wahnsinnig pointiert aber durchweg lässig unterhaltsam und schön anzusehen. Gerade Louis Mandylor darf hier deutlich mehr von seinem schauspielerischen Können zeigen und funktioniert als ambivalenter Charakter, der mit Ironie und einer gewissen emotionalen Bandbreite punkten kann. Scott Adkins rückt da fast schon in den Hintergrund, auch wenn der Brite natürlich wieder für die Keilereien zuständig ist und einige schöne Szenen spendiert bekommt, der emotionale Anker des Streifens ist dennoch Mandylor. Das ist gut gemacht und bietet somit mehr, als es jeder handelsübliche Actioner dieser Güteklasse auch nur versuchen würde.

Neben Adkins und Mandylor darf auch wieder Vladimir Kulich als Tommy zurückkehren. Der Rest der Besetzung speist sich aus mehr oder weniger bekannten Darstellern zusammen. Ski Carr mimt als Molly X den Bösewicht, der aussieht als wäre er direkt von einer Blaxploitation-Gedächtnis-Party ans Set gestolpert. Dieser bekommt erst gegen Ende wirklich etwas zu tun, so wie es schon bei Tony Todd im Vorgänger der Fall war. Genre-Fans können sich zudem auf Auftritte von Marina Sirtis und Vernon Wells freuen, Letzterer dürfte als Bennett in PHANTOM KOMMANDO (1985) noch jedem Actionfan im Gedächtnis verankert sein.

Actiontechnisch bleibt Jesse V. Johnson seinem Stil erfreulicherweise treu. Übersichtlich gefilmte und ordentlich choreographierte Kampfszenen bilden das Herzstück des Films. Wer sich allerdings auf virtuose Martial-Arts-Einlagen freut, wird vermutlich etwas enttäuscht sein. Zwar darf Adkins auch hier ein paar ordentliche Handkanten und Kicks verteilen, das Umherwirbeln wird hier aber merklich auf ein Minimum reduziert. In THE DEBT COLLECTOR 2 geht es recht roh zur Sache, es wird mehr geprügelt und geboxt, statt Saltis geschlagen. Die Action dominiert auch nie das Geschehen, der Fokus liegt doch mehr auf der Chemie der Hauptdarsteller, weswegen sie als erfreuliche Zugabe funktioniert. Im Finale zelebriert man dann noch einen klassischen Mexican Standoff, inklusive Kugelhagel. Für meinen Geschmack hätte man hier noch ein wenig Martial-Arts-Action einbringen können aber das ist nur ein kleiner Kritikpunkt. Ansonsten beweist Johnson, dass er einfach ein ordentlicher Regisseur ist, denn Inszenierung und der Einsatz der Musik funktionieren prächtig. THE DEBT COLLECTOR 2 fühlt sich angenehm “Old-School” an und erinnert ein wenig an Gangsterfilme der 1970er Jahre. Das ist ziemlich cool und macht durchweg Spaß, und wenn Adkins und Mandylor in einer Reminisenz an John Carpenters SIE LEBEN (1988) sich minutenlang in einer Gasse auf die Schnauze hauen, entfaltet sich die volle Sympathie dieses charmanten Streifens. Lediglich das kleine Budget macht sich ab und an bemerkbar. Wer sich schon freut, dass die Beiden zu Beginn Richtung Las Vegas aufbrechen, sollte seine Erwartungen senken, denn bis auf einen Parkplatz und etwas Stock-Footage bekommt man von der Glitzermetropole nichts zu sehen. Das zeigt wieder einmal, dass in diesem Genre mit wenig Geld gearbeitet werden muss.

Retro Gold 63 hat dem Streifen nun ebenfalls eine limitierte Mediabook-Edition spendiert. Genau wie bei dem Vorgänger, ist auch diese Auflage eine runde Sache. Bild- und Tonqualität sind natürlich erwartbar gut, da es sich auch hier um Repacks der Discs aus dem Hause Koch Films/Black Hill Pictures handelt. Auf diesen ist als Bonus somit auch nur eine Bildergalerie und Trailer enthalten. Das Herzstück dieser Edition ist auch dieses Mal das 24-seitige Booklet von Christian Ladewig. Dieser knüpft nahtlos an seinen Streifzug durch das Actiongenre an, geht detailliert auf die aktuellen Entwicklungen ein und wirft nochmal einen gesonderten Blick auf einzelne Scott-Adkins-Filme, quasi die Greatest Hits. Als krönenden Abschluss bekommen Leser noch ein Interview mit Schauspieler Josef Cannon, der in THE DEBT COLLECTOR 2 eine Nebenrolle spielt. Insgesamt wieder eine runde Sache, auch wenn gestalterisch wieder etwas Luft nach Oben ist. Das Cover gefällt mir sogar besser als bei der VÖ zum ersten Teil, Klappentext und Layout des Booklets hätte man auch hier etwas spannender präsentieren können. Das Motiv in der Innenseite des Mediabooks ist indes etwas unscharf und stört den ansonsten sehr soliden Gesamteindruck. Abschließend handelt es sich dennoch um gelungene Releases, die sich gut im heimischen Regal machen.

Fazit:

Jesse V. Johnson liefert mit THE DEBT COLLECTOR 2 (2020) ein mehr als ordentliches Sequel ab. Scott Adkins und Louis Mandylor harmonieren wieder erstklassig als Duo, während die kurzen Action-Pieces ebenso überzeugen können. Insgesamt schien das Budget aber deutlich geringer zu sein, weswegen Fans auf die ganz großen Choreographien verzichten müssen. Dieses Defizit machen aber die guten Hauptdarsteller und der lässige Stil des Streifens wieder wett. Freunde des Vorgängers dürften hier wieder auf ihre Kosten kommen und auch Ich würde mir noch weitere Sequels wünschen.

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