Knick Knack, Ärmchnen ab! Ratzfatz ist die Fresse dick! Immer rein mit Knie und Ellbogen! Gekämpft wurde im Old-School-Kung-Fu-Kino reichlich und brachte so einige namhafte Genre-Klassiker auf die Leinwand, in denen es um fliegende Guillotinen oder um die 36 Kammern der Shaolin ging. Was damals oft als jugendgefährdend eingestuft wurde, ist für heutige Sehgewohnheiten, im Zeitalter von The Raid & Co, eher harmlos und als ulkiger Trick zu erkennen. Dennoch gab es in diesen ollen Kung-Fu-Schinken bei jeder Gelegenheit auf die Mütze und so mancher Fight geht auch heute noch ganz ansehnlich inszeniert durch, vorausgesetzt die Akteure hatten es drauf. In dem vorliegendem Streifen ist Wang Yu der Chef im Ring und stopfte seinen Film so mit Action voll, dass für das eigentliche Drehbuch der Platz auf einem Bierdeckel ausreichte. MR. BANKER FILMS im Vertrieb von CARGO RECORDS brachten den Kung Fu-Klassiker nun restauriert und limitiert in einem hübschen Mediabook heraus.

Originaltitel: Dú bì quánwáng (aka One Armed Boxer)

Regie: (Jimmy) Wang Yu

Darsteller: Wang Yu, Tien Yeh, Tang Hsin, Lung Fei, Ma Kei, You-Min Ko, Fei-lung Wong

Artikel von Kai Kinnert

Zwei verfeindete Kampfschulen liefern sich unerbittliche Schlachten. Als der Streit eskaliert, heuert der verbrecherische Shao neun Söldner an. Neun gnadenlose Kämpfer, jeder für sich ein Meister des Tötens. Sie ermorden den ehrbaren Kung-Fu Meister Han-Tui und schlagen seinen Schüler Yu Tien-Lung zum Krüppel. Doch der eiserne Wille und der Wunsch nach Vergeltung treiben Yu Tien-Lung zum Äußersten. Er wird zum einarmigen Boxer mit der Faust wie ein Hammer. Und er kennt nur ein Ziel: Gnadenlose Rache!

Es dauert nicht lange und im Teehaus geht es zur Sache. Der Laden ist voll, jeder hat seinen Singvogel im Käfig dabei und man fühlt sich unweigerlich an Hard Boiled von John Woo erinnert, wo anfangs auch alle mit ihren Singvögeln in einem Teehaus herumsitzen und es dann zum Kampf kommt. Die Reminiszenz liegt nahe, denn der One Armed Boxer ist einer der Top-Movies im Genre und dürfte John Woo nicht unbekannt gewesen sein. Drehbuchautor, Regisseur und Hauptdarsteller Wang Yu fackelt nicht lange, schnell ist der erste Streit von der Stange gebrochen und ab geht’s.

Mag der Streifen auch knapp 50 Jahre alt sein, die Action ist auch heute noch anständig inszeniert worden. Wang Yu wusste, was er in einem Actionfilm wollte. Mit fähigem Personal besetzt und einer angemessen Kamera versehen, überrascht der Streifen gleich zu Anfang mit einer soliden Kampfsequenz, die zudem auch noch gut gefilmt wurde. Ein positiver Punkt in Eine Faust wie ein Hammer ist die durchgängig gute Kameraarbeit, die in gesunden Totalen, längeren Einstellungen und Plansequenzen, Handlung und Kämpfe gelungen inszeniert. Es gibt Fahrten, Schrägen und große Brennweiten zur rechten Zeit…da hat sich das Team durchaus Mühe gegeben.

Danach geht es weiter wie gehabt. Zwei Kampfschulen, kampfbereite Schüler…und die Ehre, das Ansehen…was immer ein Garant für handfeste Auseinandersetzungen ist. Das Teehaus ist also der Anfang von einer langen Reihe an Kampfszenen zwischen den Schulen, dass einem der Kiefer schmerzt. In den gut 90 Minuten Spielzeit gibt es gefühlt 76 Minuten lang nur auf die Fresse, immer wieder und immer weiter. Und weil Wang Yu so gut im Kung Fu ist, bekommt er in einem unachtsamen Augenblick alsbald den Arm abgeschlagen und muss daraufhin seine Kampfmoral neu arretieren. Fortan also nur noch mit einem Arm unterwegs, beginnt Yu Tien-Lung mit der Abhärtung seiner verbliebenen Hand unter einem Stein aus Styropor und dem Abtöten der händischen Nervenenden in glühender Holzkohle. Und auch wenn die Nummer mit der Holzkohle ein simpler Trick ist, tut die Sequenz auf Dauer beim Zuschauen weh. Immer wenn man denkt „Jetzt reicht es aber“, haut Yu Tien-Lung erneut seine verbrannte Hand in die Glut, solange, bis er umkippt. Selbst unter dem Aspekt eines theatralischen Effekts funktioniert die Szene in ihrer Dauer. Irgendwann tut das Zuschauen tatsächlich weh. Was nicht so gut funktioniert, ist der Trick mit dem abgeschlagenen Arm. Kaum steht Wang Yu nicht mehr richtig zur Kamera ist deutlich zu erkennen, dass sein Arm nach hinten gebunden wurde…was auch noch durch die XL-Bekleidung unterstrichen wird und für eine gewisse Komik in den Einstellung sorgt. Aber man kann nicht alles haben und so vergisst man schnell, ob der Vielzahl an Kämpfen, diesen ulkig gescheiterten Trick, der auch damals schon gut zu erkennen gewesen sein muss.

Zwar muss Yu Tien-Lung zwischenzeitlich genesen, und lernt so auch eine Frau kennen, aber es dauert nicht lange, bis es wieder auf die Glocke gibt. Ständig wird gegeneinander angetreten, hier reiht sich wahrlich eine Kampfszene an die nächste, es gibt nicht viele Filme, die eine so hohe Taktzahl an Kung-Fu-Fights haben, wie dieser. Und damit die Sache nicht zu langweilig wird, hat sich Wang Yu verschiedene Kampfstile vor die Kamera geholt, da allesamt gegen seine, in der Glut gestählten Faust, versagen werden. Da ist der Karate Killer, das Kung-Fu Beast, die siamesischen Teufel, die tibetanischen Tiger-Jungs, ein Kwon-Do Master, der Judo King und der, ansonsten, unschlagbare Yuga Khan…keiner hat eine Chance gegen unseren One-Armed Boxer. Welcher Kampfstil nun der beste aller Zeiten ist, hat in Asien so manchen Film auf die Leinwand gebracht und dieser hier widmet sich gleich im großen Rundumschlag einer ganzen Handvoll davon. Das muss man schon mögen, um nicht nebenher die Wohnung zu putzen oder ins Bett zu gehen.

Eine Faust wie ein Hammer ist zurecht einer der großen Klassiker des Kung-Fu Genres, da die Kämpfe größtenteils gelungen sind und Wang Yu es drauf hatte. Hier und da blitzt eine moderne Choreografie durch und auch sonst wurde stellenweise getroffen, so mancher Tritt hinterlässt einen staubigen Abdruck auf dem Gewand des Kontrahenten. Wer Fan dieser alten Streifen ist, bekommt hier einen schmissigen Kandidaten für seine Sammlung, denn in Eine Faust wie ein Hammer geht es nur um den Fight. Echter Pulp aus Hong Kong also.

Das Bild ist sauber und statt, die Farben strahlen, der Ton ist gut. Als Extras gibt es ein 16 seitiges Booklet, Trailer und eine Bildergalerie. Das Mediabook wurde in 2K-HD remastered und ist auf 1000 Exemplare limitiert.

Zurück zur Startseite