Igittigittigitt… jetzt wirds schleimig und eklig. Denn aus dem Hause B-Spree Pictures / UCM.ONE (Soulfood) kommt eine Horrorkomödie, in der eine eitrige Zyste ihr Unwesen in einer Hautarztpraxis treibt. Klingt eigenwillig? Isses auch… und blutig. Glücklicherweise stellt sich Lexx – The Dark Zone – Amazone Eva Habermann der mutierten Gefahr, um den Amoklauf des „Furunkels auf Beinen“ zu stoppen. Ich habe mir den Brecheimer bereitgestellt und mich dem Schwall, bestehend aus Eiter und Blut, gestellt.

Regie: Tyler Russell

Darsteller: Eva Habermann, George Hardy, Greg Sestero, Jason Douglas, Kyle Roberts

Artikel von Christian Jürs

Schönheitschirurgen gibt es nicht erst, seit sich Hollywoodgrazien wie Meg Ryan oder Famke Janssen ihre einst hübschen Gesichter durch Faltenausbügelungen und gespritztem Nervengift verschlimmbessern ließen, um dem Altern zu entrinnen. Bereits im Jahr 1961 führte der exzentrische Dr. Guy (George Hardy) eine ebensolche Praxis, in der aber noch keine Botoxbehandlungen an der Tagesordnung standen. Stattdessen entfernt dieser Arzt vorrangig Zysten, Abszesse und andere Furunkel vom Körper seiner Patienten und Patientinnen. Doch die herkömmliche Vorgehensweise mit Skalpell und Tupfer langweilt ihn. Dr. Guy hat eine Vision und entwickelt aus dieser eine Maschine, die er schlicht und einfach als den „Wegmacher“ betitelt. Dieses Gerät soll das Entfernen von Unreinheiten wie Zysten und ähnlichem Gedöhns schmerzfrei vollziehen und die Medizin dadurch revolutionieren. Was dem lieben Onkel Doktor jetzt zu seinem Glück noch fehlt, ist ein Pantent, damit er sein Gerät vermarkten kann.

Als Versuchskaninchen dient ihm beim Testen des Wegmachers seine Assistentin Patricia (Eva Habermann). Nachdem diese jedoch, durch die eben nicht so schmerzfreie Behandlung, eine böse Narbe bei einem dieser Versuche davongetragen hat, weigert sich die sympathische Dame fortan, ihren Körper für weitere Anwendungen hinzuhalten. Aus Frust feuert Dr. Guy die eigentlich kompetente Angestellte kurzerhand – ein Chef zum Verlieben, der Dr. Guy. Patricia soll zum Ende des Tages ihre sieben Sachen packen und verschwinden. Doch bis zum Feierabend ist es noch ein weiter Weg und so schikaniert ihr Arbeitgeber sein sich weigerndes, ehemaliges Testobjekt wo er nur kann. Als die junge, eigentlich wunderhübsche Patientin Carol (Francesca Santoro) mit einer riesigen Zyste am Hals in den Behandlungsraum tritt, wittert der aufdringliche Arzt seine Gelegenheit und bietet ihr eine Behandlung mit seiner neuen Erfindung an. Doch die lehnt die unkonventionelle Methode auf Anraten von Patricia ab. Aus Rache an dieser Aktion, drückt Dr. Guy die Beule so aus, dass es nicht nur für die Patientin äußerst schmerzhaft verläuft, sondern sich auch noch sämtliche eiterige Füllung über das Gesicht seiner rebellischen Assistentin ergießt. Doch auch mit diesen kleinen Psychospielen kocht er Patricia nicht weich.

Da sich für den heutigen Tag ein Komitee angemeldet hat, welches über eine Zulassung des Wegmachers entscheiden soll, drängt für den Arzt die Zeit. Er benötigt unbedingt ein Versuchskaninchen. Da kommt ihm der naive Preston (Darren Ewing) gerade recht, der eigentlich zur Behandlung in die Praxis kam, einen Job aber auch nicht ausschlagen möchte. Kurzerhand verschlimmert Dr. Guy seine Wunde mit diversen Bakterien, bis der gesamte Rücken des Mannes mit einer riesigen, eitrig-schmerzhaften Zyste übersät ist. Als die Fachleute zur Begutachtung der Neuerfindung schließlich eintreffen, geht schief, was schiefgehen kann. Nicht nur, dass Preston durch die Behandlung an massiven Schmerzen leidet, auch läuft die Entfernung nicht so, wie von Dr. Guy geplant. Selbst ein beherztes Eingreifen von Patricia kann den Karren nicht mehr aus dem Dreck ziehen. Die Zyste löst sich zwar vom Körper, der Patient stirbt jedoch. Und da dem matschigen Ding plötzlich Beine und ein Auge wachsen, ist der Schrecken noch lange nicht vorbei, denn die Zyste ist äußerst aggressiv und hinterlässt eine Schneise der Vernichtung in der Praxis, die für die meisten Anwesenden tödlich enden wird. Ob Patricia ihren letzten Feierabend noch erleben wird?

Trashfilme feiern mittlerweile, auch dank der Herren Oliver Kalkofe und Oliver Rütten, hochkonjunktur. Schauspielerin Eva Habermann (Feuer, Eis und Dosenbier) hat die Zeichen der Zeit erkannt und sicherte sich die Hauptrolle im ambitionierten Projekt Trolls World – Voll vertrollt, einer durch Croudfunding ins Leben gerufenen Fortsetzung des Kult-Trashfilms Troll 2 von Claudio Fragasso (ebenfalls SchleFaz-veredelt). Die kreativen Köpfe hinter dem Projekt waren Eric Dean Hordes und Alexander König. Als der Filmproduktion jedoch das Geld ausging, gründete Frau Habermann kurzerhand die Produktionsfirma Fantomfilm GmbH und holte auch Alexander König mit an Bord. Eine Rettung, die bei Herrn Hordes nicht auf Gegenliebe stieß, aber das ist eine andere Geschichte. Eva Habermann konnte mit der Gründung der eigenen Produktionsfirma jedenfalls zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Zum Einen kann sie sich ihre Wunschrollen nun selbst produzieren, zum anderen umgeht sie damit das Schicksal vieler Schauspielerinnen über 40, denen keine- oder nur belanglose Rollen angeboten werden. Dabei muss sie sich aber gar nicht fürchten, aufs optische Abstellgleis geschoben zu werden, so gut ist die Dame gealtert. Neben dem von ihr produzierten Arthousedrama Die wahre Schönheit, welches demnächst erscheinen wird, zog es sie auch wieder in Richtung trashigem Horrorvergnügen. Doch entgegen dem halbgaren bereits erwähnten Koboldhorror, gibt Texas Cotton Regisseur Tyler Russell hier von Anfang an Vollgas. Die Idee kam ihm, als er erfuhr, dass der Star seines Vorgängerfilms, George Hardy, der auch in den Trollfilmen mit an Bord war, hauptberuflich Zahnarzt ist. Als er ihn im Ärztekittel erblickte, war die Idee des (w)irren Dr. Guy geboren.

Cyst wirkt wie eine Mischung aus Frank Henenlotter-Film (Basket Case) und Troma Streifen (Toxic Avenger). Wer sich davon angesprochen fühlt, wird sich hier heimisch fühlen. Die kurze Laufzeit von schlappen 70 Minuten sorgt zudem dafür, dass kein Leerlauf entsteht. Etwas, wovon die meisten Trashwerke aus dem Hause Asylum nur träumen können. Natürlich darf man hier kein oscarverdächtiges Schauspiel erwarten. Stattdessen erwartet den Zuschauer hier der gespielte Wahnsinn. Frau Habermann agier dabei am überzeugensten, George Hardy darf herrlich freidrehen und jetzt kenne ich auch The Room Darsteller Greg Sestero, den der Zocki in der in Kürze erscheinenden Depp und Deppat – Podcastepisode mir gegenüber erwähnte. Die Effekte wechseln zwischen charmant handgemacht und günstig computeranimiert und laden vor allem zum Schmunzeln, aber auch Ekeln ein (insbesondere, wenn Eiter im Spiel ist).

Der Film ist im Stream bereits erhältlich und erscheint demnächst auch mit allerlei Bonusmaterial in physischer Form. Es sollen diverse Interviews, Trailer, eine Hinter-den-Kulissen-Featurette, Setfotos und ein Audiokommentar von Frau Habermann enthalten sein. Die deutsche Synchronfassung des in englischer Sprache gedrehten Streifens ist recht ordentlich. Eva Habermann sprach sich selbst ein und George Hardy hat mit Peter Harding seine Synchronstimme aus Troll 2 verpasst bekommen, was ein sehr cooles Gimmick ist.

Trashfans dürfen also zugreifen, Freunde ernsthafter Horrorfilme sollten sich fernhalten.

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