Ach, das war doch diese Teenager-Splatter-Komödie mit dem Tanz der Teufel-Gag in Spielfilmlänge. Die Hand vom Dauer-Chiller Anton wird zum Killer und mordet, als käme sie direkt aus dem Neconomicon. Mir hatte der Film damals gefallen, es gab einigen Splatter und ein paar blöde Gags… in der Videothek konnten wir damals diesen Film bedenkenlos an ein Filmparty-williges Publikum weiterempfehlen. Ob das gut 22 Jahre später noch immer der Fall ist, darf nun geprüft werden. JUSTBRIDGE ENTERTAINMENT brachte den Party-Spaß nun als limitiertes Mediabook und auf DVD heraus.

Originaltitel: Idle Hands

Regie: Rodman Flender

Darsteller: Devon Sawa, Seth Green, Elden Henson, Jessica Alba, Vivica A. Fox, Sean Whalen, Nicolas Sadler

Artikel von Kai Kinnert

Anton, der am liebsten vor dem Fernseher sitzt, Joints dreht und ansonsten gar nichts tut, wacht eines Morgens an Halloween auf und muss erkennen, dass seine Eltern einem Mörder zum Opfer gefallen sind. Als wenig später auch seine beiden Highschool-Kumpels ins Jenseits befördert werden, wird Anton klar, dass er selbst für die Bluttaten verantwortlich ist. Besser gesagt, seine rechte Hand.

Kommen Sie, schauen Sie, staunen Sie…immer wieder dabei sein hier, immer wieder zusteigen und dabei sein… noch eine Runde, halten Sie sich fest… es geht hier ab!!… WhoopWhoop…

Die Killerhand ist der Rummelplatz des Teen-Zombie-Splatters, das steht nach erneuter Sichtung des Streifens schon mal fest. Ganz ein Kind seiner Zeit, die späten 1990er, bedient der Film bunte Albernheiten in hoher Taktung, flankiert von mangelnder inhaltlicher Tiefe und Charaktere aus dem Yps-Heft. Doch bevor man darüber nachdenken kann, legt der Film auch schon los.

Der Streifen hat Tempo, das hatte ich ganz vergessen. Nach drei Minuten geht es los: Ein Ehepaar geht gemütlich zu Bett, Licht aus, Blick an die Decke und dort steht in Leuchtbuchstaben: Ich bin unter dem Bett. Die Killerhand ist ein Produkt von Genre-Fans, hier waren Horrorfilm-Freunde am Werke, die in völliger Zuspitzung alles an griffigen Situationen zitieren, die in diesem Genre einfach nicht fehlen dürfen. Als das Ehepaar dann erschrocken das Licht wieder an macht, wird unter dem Bett nachgeschaut, durch den Flur geschlichen und selbst die Katze springt kreischend aufs Bett. Wer sich auch immer diese Nummer mit der Katze ausgedacht hat, ist wahrscheinlich Taubenzüchter, denn die flattern auch gerne mal dann hoch, wenn man um die Ecke schleicht. Kurz nach der Katze spritzt Blut, die Drohung war echt und das Ehepaar wird unter das Bett gerissen.

Alles bedient der Film wenig subtil, ständig gibt es einen Sound auf den Schreck, permanent wird aus allen Rohren auf den Zuschauer eingeschossen… kommen, schauen, staunen Sie… immer wieder dabei sein, hier geht’s rund! Mit viel Körpereinsatz und durchaus hektischem Gebaren kommt das Schauspiel daher, das ist nicht jedermanns Sache und stellt auch ein Schwachpunkt des Streifens dar. Bunt, einfach gestrickt und mit etwas Punkrock unterlegt, wird die Hand von Kiffer Anton zum Serienmörder, der seine Freunde killt und sie so zu Zombies macht. Anton gerät in eine immer wildere Nummer, in der er sich dann auch die Hand abhackt und die Wunde anschließend mit einem Bügeleisen versiegelt.

Da aber eh gerade Halloween ist und eine Megaparty ansteht, fällt das bunt-blutige Treiben Antons und seiner Freund nicht auf und die Hand sucht das Weite, crasht sozusagen in die Halloween-Party und sorgt so für… leider… sehr anstrengende Szenen des Kreischens. Ab jetzt wird alles nur noch mit dem Holzhammer serviert. Schreck und Komik, oder was die Regie für Schreck und Komik hält, steigert sich zu einem bunt ausgeleuchtetem letzten Drittel und sorgt dann mit dem Abspann für Erleichterung beim älteren Publikum.

Technisch ist Die Killerhand nicht schlecht gemacht. Besonders gelungen ist die Kamera, die hier mit vielen Einstellungswechseln, aus der Hand gefilmten Schrägen und Kamerafahrten arbeitet. Der Streifen ist durchflutet von farbiger Lichtsetzung, alles ist bunt und knallig, die Ausstattung der Lichtsetzung angepasst. Auch die Effekte sind ganz gut, selbst die CGI, hier noch ökonomisch eingesetzt, geht in Ordnung. Das hohe Tempo hilft dem Film anfangs über das schwache Drehbuch hinweg, später verbrennt sich die Story zunehmend. Die Nummer erlahmt leider durch die extrovertierte Inszenierung und die findet keinen anderen Ausweg, als immer weiter zu machen. Dadurch wiederholt sich der Film letztendlich und schafft es so leider nicht, den guten Eindruck von damals zu bestätigen. Ein Streifen, den man besser in Erinnerung hatte, als er in Wirklichkeit ist.

Flott, flach und blutig, das war es, was mir vor gut 20 Jahren an dem Film gefallen hatte. Das ist der Streifen auch heute noch, aber der Zahn der Zeit nagte an den Sehgewohnheiten von damals und so ist Die Killerhand heute nur noch ein hysterisch-bunt verkrampftes Filmwerk für ein ewig junges Party-Publikum. Es ist nicht so, dass der Film keine guten Szenen hätte (zB wie Anton seinen Hund in den Flur schiebt oder die Sache mit den beiden Polizisten), aber die ständige Zuspitzung ermüdet irgendwann, es fehlt der letzte Spin für ein zeitlos gutes Filmevent.

Wer sich an ollen Kifferwitzen und bunt-kreischigen Actionszenarios mit dusseligen Dialogen auch heute noch bestens amüsieren kann, sollte hier einen Blick wagen – davon bietet der Streifen eine Menge. Alle Anderen halten sich vornehm zurück und lassen den Mantel des Schweigens über den Streifen herabsinken.

Das Bild der Blu-ray und DVD ist gut, satt, bunt und klar, der Ton ebenso. Als Extras gibt es Deleted Scenes und in der Mediabookvariante ein 18seitiges Booklet von Christoph N. Kellerbach.

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