Bereits im Jahr 2015 wurde die Kickstarterkampagne rund um Sky Sharks, einer Mischung aus den damals populären Sharknado-Streifen, gemixt mit Elementen der Nazi-SciFi-Satire Iron Sky und dem Zombiesplatterfilm Dead Snow, gestartet. Niemand hatte allerdings heute noch damit gerechnet, dass der Film tatsächlich das Licht der Welt erblicken würde. Und als es dann doch soweit war, kam es zum Eklat, als die Macher auf der Werbe-Facebookseite des Films den durchaus renommierten YouTube-Filmkritiker Robert Hofmann aufs Übelste beleidigten. Dieser wagte sich, eine Negativkritik zum neuen „Meisterwerk“ der Fehse-Brothers in die Welt zu tragen. Merke: Wer keine Kritik verträgt, sollte keine Filme für die Öffentlichkeit drehen. Ich habe lange Zeit überlegt, ob ich mich an eine Rezension von Sky Sharks setzen solle. Da Genrekino aus Deutschland aber selten genug produziert wird, habe ich mich hinreißen lassen, den Film, der jetzt von SONY PICTURES ENTERTAINMENT DEUTSCHLAND GMBH im Heimkino veröffentlicht wurde, doch noch in unser Programm aufzunehmen. Und wer weiss, vielleicht bekomme ich ja hinterher ein „like“ von den Fehse-Brothers für meine Meinung spendiert. Ich denke aber eher nicht, dass dies passieren wird.

Regie: Marc Fehse

Darsteller: Thomas Morris, Eva Habermann, Michaela Schaffrath, Ralf Richter, Oliver Kalkofe, Tony Todd, Lar Park-Lincoln, Amanda Bearse, Detlef Bothe

Artikel von Christian Jürs

Sky Sharks beginnt, wo auch sonst, über den Wolken, wo die Freiheit wohl grenzenlos ist. Dort muss sich ein genervter Vater (Ralf Richter) mit seiner nöligen Tochter (Sunna Schrötter) herumschlagen, die die Standardfrage stellen darf, die Kinder an Bord eines Flugzeugs nunmal immer fragen: „Sind wir bald da?„, gefolgt von den magischen Worten „Mir ist langweilig.“ Dabei könnte sie sich die Zeit im Flieger genauso schön vertreiben wie Papi. Der schaut auf dem Bildschirm vor ihm nämlich den Horrortrashfilm Sky Frogs, in dem die zweitittige Micaela Schäfer auf dreiäugigen Fröschen herumhüpfen darf, die meine alte Steckkonsole Atari 2600 in den frühen Achtzigern im Spiel Frogger nicht wesentlich schlechter dargestellt hat (die Frösche, nicht die Micaela). Dass im Bordkino niemals so ein Film gezeigt werden würde, klammern wir mal dezent aus, denn immerhin gibt es so gleich zu Beginn Plastiktitten in Sky Sharks zu sehen. Diese bleiben, soviel sei verraten, der beste Spezialeffekt in den nächsten 100 Minuten. Übrigens, liebe Filmemacher, an Bord eines Flugzeugs hört man Filme über Kopfhörer, die schallen nicht einfach so in den Passagierraum hinein, vor allem nicht, wenn eine nackige Olle darin Riesenfrösche zersplattert. Auch hier, Schwamm drüber. Dass aber der Film immer nur dann Töne von sich gibt, wenn die Kamera uns den Bildschirm auch zeigt und sobald der Schnitt auf Richter oder seine Tochter fällt, umgehend verstummt, ist ein grässlicher Amateurfilmfehler, den sich nicht einmal ein Andreas Bethmann anno 1996 im depperten Tanz der Kürbisköpfe geleistet hat. Da hat Marc Fehse, der seine ersten Sporen als Darsteller in dessen Horror-Porno Der Todesengel verdiente, wohl nicht so recht bei seinem großen Vorbild aufgepasst.

Direkt im Anschluss geht es mit dem Kopfschütteln leider weiter. Die Kamera fährt durch die Flugzeugattrappe und präsentiert uns Passagiere und Besatzung. Daran ist eigentlich nichts auszusetzten, aber wir bekommen dabei den 83er Smash-Hit Vamos a la playa von One-Hit-Wonder Righeira auf die Ohren. Wir gehen zum Strand? Ernsthaft? Gab´s die Songrechte auf dem Grabbeltisch oder warum wurde das Lied hier so unpassend in den Film gepresst? Immerhin gibt es ein paar Lichtblicke. So haben Parasitenmörder-Schnuckelchen Lynn Lowry, Showdown in Little Tokyo-Bösewicht Cary-Hiroyuki Tagawa, Freitag der 13.-Telekinese-Maus Lar Park-Lincoln (die beeindruckend zeigt, dass die Zeit nicht stehengeblieben ist) und Schauspieler und Synchronsprecher Charles Rettinghaus in der Szene ihren Auftritt und belegen in den ersten fünf Minuten bereits, dass die Macher auf Konventions und Filmbörsen ihre Kontakte haben fleißig spielen lassen, als sie den Gästen eine Rolle in Sky Sharks unterjubelten. Die Flut der Gaststars zieht sich durch den gesamten Film und wird hier nicht komplett berücksichtigt. Auf jedenfall ein beeindruckender Cast, der hier zusammengetrommelt wurde.

Der zweite, positive Aspekt den es zu vermelden gibt, ist, dass die Nazizombies bereits nach nur 9 Filmminuten auf den Rücken ihrer Robohaie zum Angriff blasen und dabei so richtig schön rumsauen dürfen. Nein, mit Filmblut wird warrlich nicht gespart. Zu guter Letzt darf auch noch Ex-Pornohase Michaela Schaffrath (the Artist, formally known as Gina Wild) in Zombiemaskerade dazustoßen, ehe in Minute 13 der Budenzauber wieder vorbei ist.

Doch auch hier ist nicht alles Gold was glänzt und so bietet auch diese Szene Anlass zu ausschweifender Kritik. So fällt zunächst die leider ziemlich mäßige, deutsche Synchro der internationalen Schauspieler auf. Dialogbuch Carsten Fehse und Dialogregie Marc Fehse – hätten sie doch ein vernünftiges Synchronstudio gebucht. Klar, ein Engelbert von Nordhausen bekommt den Tony Todd auch ohne vernünftige Leitung eingesprochen, er bleibt jedoch ein einsamer Lichtblick für die Ohren. Apropos Ohren: der Soundtrack von Nicolas Alvarez klingt nach beliebig produziertem Synthiequark, der in kaum einer Szene zu passen vermag. Die Bluteffekte schwanken zwischen ganz schlimm digital angefertigt und typisch-für-einen-Undergroundfilm-handgemacht, leider überwiegen die CGI Effekte. Generell wird das Bild in beinahe jeder Szene durch irgendwelche CGI-Effekte und Filter aufgepimpt und akustisch mit dem Soundtrack oder eingekauften Songs zugekleistert. Außerdem fällt auf, dass, im Gegensatz zu den Vorbilderfilmen, keinerlei Anflug von Humor innerhalb des Angriffs zu finden ist (außer, man findet fliegende Haie mit Hakenkreuzen an der Seite irgendwie lustig). Kleine, eingestreute Gags, wieder der Rollenname von Charles Rettinghaus, gehen leider total unter. Der heißt nämlich Rainer Wein, ein Gag, den man dem Film Die unglaubliche Reise im verrückten Flugzeug entlieh und hier ohne Gespür für Timing, einfach verbrät. Naja, es kann ja noch besser werden. Immerhin werden die Splatterfreaks in den ersten Minuten bereits reichlich bedient, wenn auch mit leidlich guten Effekten.

Dann setzt der Vorspann ein und die Haupthandlung setzt ein. Wir begeben uns ins Büro irgendeiner Agency, in die der seltsam entstellte Dr. Klaus Richter (Thomas Morris) seine Tochter Angelique (Barbara Nedeljakova) bestellt. Naja, seltsam entstellt ist eigentlich nur seine Narbe unter dem linken Auge. Das restliche, starre Make-Up soll sein vorangeschrittenes Alter simulieren, lässt ihn aber wie einen Zombie wirken. Beide machen sich gemeinsam daran, geborgenes Videomaterial aus dem Flieger (selbstverständlich inklusive Aufnahme von Brüsten) zu analysieren. Das Flugzeug aus der Eröffnungssequenz ist irgendwo in der Arktis abgestürzt, wo Richter seine kompetente Tochter Diabla (Eva Habermann) hingeschickt hat, um den Fall zu untersuchen. Denn nicht nur ein Flugzeugwrack gibt es dort zu entdecken, die globale Erwärmung brachte ein weiteres Objekt an die Oberfläche – ein gigantisches Kriegsschiff. Spannend, aber ich frage mich derweil eher: Angelique und Diabla – warum haben Dr. Richters Kinder Namen die aus einem Jess Franco Streifen stammen könnten?

Vor Ort lässt sich Diabla durch eine gar nicht einmal so schlechte Schneelandschaft kutschieren, während an Bord des geheimnisvollen Kriegsschiffs die Forscher Dr. Hoffmann (Conny Dachs) und Maynard (Lucy Cat) eine kurze, nicht sonderlich erotisch gefilmte, Nummer schieben, ehe ein Zombienazisoldat sie von ihrem „Treiben“ erlöst. Immerhin, ein weiterer Mopseinsatz. Dann trifft auch Diabla auf die Untoten, darf einige von ihnen ganz nett umlegen und wird im Anschluss von Zombie-Schaffrath mit einer Spritze, gefüllt mit „K7B“, infiziert.

Worum es sich dabei handelt, erklärt der Film dann in der nächsten halben Stunde. Richter war zur Zeit des Dritten Reichs nämlich selbst ein hohes Tier bei den Nazis, dass in die Forschung des Zombiemutationsmittels K7B involviert war. Heute ist er aber geläutert und möchte seine Ex-Kollegen, die als untote Zombies aus dem Hinterhalt auf ihrem Haien angreifen um die Weltherrschaft zu erreichen, unbedingt aufhalten. Seine letzte Hoffnung sind die Hoffmann-Sisters. Doch nun scheint für Diabla die Zeit abzulaufen, wie wir in einer, von Lexx – The Dark Zone inspirierten, Duschszene feststellen. Damals wie heute trat Eva Habermann darin nackt auf und ich muss erstaunt feststellen, dass der Zahn der Zeit sehr gnädig zu Frau Habermann war. Respekt. Inszenatorisch ist dies aber wieder eine Nullnummer. Nicht nur, dass man unglückliche Einstellungen wählte, bei denen man ihr quasi zwischen die Beine blicken kann, es wird mal wieder alles zugequatscht und mit Musik zugekleistert, sodass ihre langsame Mutation deutlich an Wirkung verliert.

War der Film bis hierhin nicht doll, wirds danach quälend. Endlose Erklärungs- und Rückblickdialogszenen prasseln in der zweiten halben Stunde über den Zuschauer hinein, in denen über Dinge geredet wird, die wir eigentlich schon wissen oder gar nicht wissen wollen, denn wir sind ja wegen der Haie da. Die lassen sich aber nicht blicken. Stattdessen darf Oliver Kalkofe seinen komplett humorbefreiten Auftritt als Herrmann Göring hinlegen und eine ganze Flut von Gaststars ihren Salm auf eingeblendeten Monitoren runterrattern.

Dann, nach gut einer Stunde greifen die Zombie-Nazis endlich wieder ein Flugzeug an, diesmal sogar mit einigen handgemachten Effekten, jedoch wieder ohne einen Funken Humor. Wer bislang nicht weggedöst ist, bekommt hier ein paar wenige optische Highlights geboten. Bis es soweit ist, muss man aber Dialogperlen wie folgenden ertragen: „Wie konntest Du nur? Ihr habt Gott gespielt.“ „Nein, wir haben nicht Gott gespielt, wir waren Götter!

Ein Film von Fans für Fans wollte Sky Sharks sein. Leider ist dieser halbgare, inhaltsleere und mit 100 Minuten bereits überlange Partyfilmversuch eine herbe Enttäuschung. Oliver Kalkofe und vor allem Eva Habermann, die hier als Produzentin und Darstellerin scheinbar viel Herzblut hineingepackt hat, tun mir Leid, da sie (und wir) einen besseren Film verdient haben. Im Falle von Frau Habermann empfehle ich gerne die wesentlich gelungenere Splatterkomödie Cyst, die ebenfalls kürzlich veröffentlicht wurde. Inszenatorisch schwach mit noch schlechterem Drehbuch ausgestattet, hätte man die 5 Millionen Euro durchaus sinnvoller investieren können. Auch wenn Robert Hofmann hier und da in seiner Rezension übertrieben haben mag, im Wesentlichen muss ich ihm leider zustimmen.

Mir lag zur Rezension die Blu-ray-Variante vor. Diese besticht durch eine sehr gute Bild- (2,39:1 / 1080p) und Tonqualität (Deutsch und Englisch in DTS-HD Audio Master 5.1 und 2.0). Im Bonusbereich gibt es viel zu entdecken. Trailer, Making Ofs, Storyboards, Interviews und vieles mehr gibt es zu entdecken. Ein Wendecover ohne Flatschen der FSK gibt es ebenfalls.

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