Fans der RESIDENT-EVIL-Games mussten in den letzten 20 Jahren so einiges erdulden, verwurstete Paul W.S. Anderson die beliebte Survival-Horror-Reihe doch für wahnwitzigen, actionlastigen Edel-Trash, der mit der Vorlage nicht sonderlich viel gemein hatte. Nun sollte mit dem Reboot RESIDENT EVIL: WELCOME TO RACCOON CITY (2021) endlich der Film auf die große Leinwand gebracht werden, der respektvoll mit den Videospielen umgehen und auch die Fans zufrieden stellen würde. Ob dies dem Zombie-Actioner von Johannes Roberts, den Constantin Film nun auch im Heimkino veröffentlicht hat, gelungen ist, erfahrt ihr in unserer Kritik.

Originaltitel: Resident Evil: Welcome to Raccoon City

Drehbuch & Regie: Johannes Roberts

Darsteller: Kaya Scodelario, Hannah John-Kamen, Robbie Amell, Tom Hooper, Neal McDonough, Avan Jogia…

Artikel von Christopher Feldmann

Mit mehr als 120 Millionen verkauften Exemplaren hat die RESIDENT-EVIL-Reihe ein festen Platz in den Herzen vieler Gamer und stellt das erfolgreichste Franchise der Softwarefirma Capcom dar. Die Mischung aus Survival-Horror und Zombie-Action erwies sich schon früh als prädestiniert für eine Realfilm-Adaption, die von Fans fieberhaft herbeigesehnt wurde, vor allem weil Zombie-Papst George A. Romero die Regie übernehmen sollte. Allerdings machte man die Rechnung ohne den Rechteinhaber, nämlich Constantin-Chef Bernd Eichinger, der Romeros nah an der Vorlage orientiertes Skript abschmetterte, weswegen sich dieser aufgrund „kreativer Differenzen“ vom Projekt verabschiedete. Daraufhin übernahm Paul W.S. Anderson, der mit MORTAL KOMBAT (1995) bereits eine Videospieladaption abgeliefert hatte, den Posten und lieferte mit RESIDENT EVIL (2002) einen Film ab, der sich nur noch rudimentär beim Game bediente und mehr Fokus auf ein möglichst dickes Action-Spektakel legte, in dem Anderson seine Gattin Milla Jovovich zur Badass-Kampf-Amazone stilisierte, was sich in den nachfolgenden fünf Sequels, die von Film zu Film immer wilder und absurder wurden, noch steigern sollte. Nach dem erfolgreichen aber wirklich miesen RESIDENT EVIL: THE FINAL CHAPTER (2016) wandte sich das Paar neuen Projekten zu und weil Constantin Film bekannt dafür ist, keine Lizenz auslaufen zu lassen, folgte nur fünf Jahre später ein Reboot, das deutlich näher an der Vorlage war und endlich eine werkgetreue Adaption darstellen sollte. Geholfen hat es nichts, denn kaum jemand wollte RESIDENT EVIL: WELCOME TO RACCOON CITY (2021) im Kino sehen und auch die Kritiken waren eher wenig begeistert. Verständlich, denn auch wenn der Film massig Elemente der ersten beiden Spiele aufgreift, ist das Ganze doch nur ein weiterer, wenig aufregender Zombieheuler geworden, der in der DVD-Schütte weitaus besser aufgehoben ist.

Handlung:

Raccoon City, einst die florierende Heimat des Pharmariesen „Umbrella Corporation“, ist heute eine sterbende Stadt im Mittleren Westen. Der Exodus des Unternehmens hat die Stadt in ein Ödland verwandelt, unter dessen Oberfläche sich ein großes Übel zusammenbraut. Als dieses Böse entfesselt wird, verändert sich die Stadt für immer. Es gibt nur eine kleine Gruppe von Überlebenden, die sich nun zusammenraufen muss, um die Wahrheit hinter „Umbrella“ aufzudecken und die Nacht zu überstehen.

Eigentlich bin ich gar nicht der richtige Typ, um RESIDENT EVIL: WELCOME TO RACCOON CITY differenziert zu bewerten, habe ich die Spiele aus dem Hause Capcom doch nie gespielt und kenne die einzelnen Eckpfeiler der Vorlage nur aufgrund von ein wenig Recherche. Allerdings habe ich die Anderson-Adaptionen zum Teil gesehen und daher nie wirklich auch nur den Hauch einer Ambition die Games in irgendeiner Form nachzuholen, funktionierten die Filme bisher höchstens als „Guilty Pleasure“. Nichts desto trotz war die Ankündigung eines filmischen Reboots nach nicht einmal fünf Jahren Pause die so ziemlich langweiligste Meldung überhaupt, denn egal ob des bekannten Titels, ein Zombie-Shooter ist anno 2021/2022 wirklich nichts mehr Neues und eigentlich eher was für das DVD-Regal, wenn er eben nicht RESIDENT EVIL heißen würde.

Immerhin und das muss man Regisseur und Autor Johannes Roberts, der schon mit 47 METERS DOWN (2017), 47 METERS DOWN: UNCAGED (2019) und THE STRANGERS: PREY AT NIGHT (2018) bewiesen hat, dass er nicht unbedingt der beste oder gar spannendste Regisseur ist, am Ende zugestehen: Er hat sich tatsächlich bemüht, eine werkgetreue Adaption abzuliefern und verbaut in WELCOME TO RACCOON CITY zahlreiche Elemente der ersten beiden Games, an denen sich Fans erfreuen können und auch dürfen. So werden nicht nur bekannte Figuren eingeführt und etablierte Locations und Creature-Designs eingesetzt, sondern auch zahlreiche Easter-Eggs platziert. Fanservice en Masse also, aber schlussendlich muss der Film eben auch als Film funktionieren und nicht nur als eine hundert Minuten lange Game-Referenz. Und da lässt der Horrorstreifen schon einige Federn, denn insgesamt handelt es sich um ein eher maues Werk, das wirklich rein gar nichts Neues zu erzählen hat und wie von Vorgestern wirkt.

Natürlich liegt der Fokus hier mehr auf klassischem Horror, so gibt es zahlreiche Szenen, in denen Charaktere durch dunkle Gänge schleichen müssen und plötzlich von Zombies angegriffen werden. Das ist aber so platt in Szene gesetzt, dass selbst der Horror-Alles-Gucker vor dem Bildschirm sitzt und müde auf die Uhr guckt. Zwar recycelt man stolz die Elemente der Vorlage, presst diese aber wahllos zusammen, egal ob es Sinn macht oder nicht. Da steht mitten in einer handelsüblichen Kleinstadt ein Polizeirevier, dass aussieht, als wäre es in Gotham City besser aufgehoben. Eine Villa, die natürlich auch eine bekannte Game-Location darstellt, steht irgendwo mitten im Wald, es macht einfach keinen Sinn, fühlt sich nicht organisch oder gar logisch an, sondern wie ein willkürliches Potpourri, lediglich auf Fanservice ausgelegt. Eine Story gibt es nur rudimentär, müssen die ziemlich schwach geschriebenen und eindimensionalen Figuren irgendwie aus Raccoon City fliehen, während die Zombies los sind, weil die böse „Umbrella Corporation“ mal wieder Schindluder getrieben hat. That’s it!

Immerhin geht es hier etwas blutiger zur Sache als noch bei Anderson, jedoch sollte der geneigte Fan keinen Splatter erwarten, denn bis auf ein wenig Kunstblut traut sich WELCOME TO RACCOON CITY relativ wenig. Der Rest wird dann eben auch mit CGI-Effekten gelöst, die mal so mittel gut aber auch oft ziemlich mies aussehen. Generell wirkt Roberts konventionell und von Jump-Scares durchflutete Videospielverfilmung eher wie ein Direct-to-Video-Titel als ein richtiger Kinofilm. Einzig das Creature-Design, das natürlich den Games entnommen wurde, weiß zu gefallen und der 90er-Soundtrack regt zum Schmunzeln an, ansonsten ist das Reboot ein über weite Strecken lahmarschiger Zombieheuler von der Stange, der einem bewusst macht, dass die Anderson-Vehikel zwar auch irgendwie scheiße aber auf zumindest spaßige Art und Weise bescheuert genug waren, um wenigstens keine Langeweile hervorzurufen. Zwar ist der neueste Ableger wesentlich geerdeter aber auch maximal uninteressant. Die Darsteller runden den Gesamteindruck ab, denn sowohl Kaya Scodelario, als auch Robbie Amell, die als die Refield-Geschwister zu sehen sind, bleiben vollkommen blass. Lediglich Paradeschurke Neal McDonough bringt ein wenig Präsenz mit, hat aber zu wenig Screentime, um etwas aus seiner Rolle herauszuholen.

Bild- und Tonqualität der Blu-ray aus dem Hause Constantin Film sind auf handelsüblichem guten Niveau, neben dem Trailer beinhaltet die Scheibe ein paar nette Featurettes.

Fazit:

Mit RESIDENT EVIL: WELCOME TO RACCOON CITY (2021) versuchte man sich an einem Reboot, vordergründig um den Fans der Vorlage den Film zu geben, den sie sich 20 Jahre erhofften. Das Endergebnis ist ein mit reichlich Fanservice ausgeschmückter aber größtenteils belangloser, blasser und mau konstruierter Zombie-Shooter, der in der Kaufhaus-DVD-Schütte besser aufgehoben ist, als im Multiplex.

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